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Chemnitz bewirbt sich als "Stadt der Wissenschaft 2011"

Stadt und Universität erwarten Impulse für eine nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft und Wissenschaft - Weitere Akteure, auch aus der TU, können ihre Ideen für die Bewerbung einbringen

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Spitzenforschung und Unternehmertum sind in Chemnitz eng verbunden, etwa im Smart Systems Campus: Gunther Schwenzer ( im Bild oben) kontrolliert im Zentrum für Mikrotechnologien der TU Chemnitz den Prozess an einer Vakuumbeschichtungsanlage P5000, welche zur Abscheidung von Kupferschichten für Metallisierungssysteme genutzt wird. Bild unten: Die Uni-Absolventen Dr. Steffen Heinz und André Lange sind als erste Firma in das StartUp-Gebäude auf dem Smart Systems Campus eingezogen. Fotos: TU Chemnitz/Wolfgang Thieme, Sven Gleisberg

Die Stadt Chemnitz wird sich unter dem Motto "Wissen schafft Vorsprung" gemeinsam mit der Technischen Universität Chemnitz und weiteren Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur um den Titel "Stadt der Wissenschaft 2011" bewerben. Den Titel lobt der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft seit 2005 jährlich aus. Von den über 50 Städten, die sich seitdem beworben haben, wurden bislang Bremen/Bremerhaven (2005), Dresden (2006), Braunschweig (2007), Jena (2008) und Oldenburg (2009) mit dem begehrten Titel ausgezeichnet. Die "Städte der Wissenschaft" widmen sich im jeweiligen Jahr dem Anliegen der Vermittlung von Wissenschaft und Forschung. Bürgerinnen und Bürger aller Generationen sollen dabei in unterschiedlichen Veranstaltungen für Wissenschaft begeistert werden, Netzwerke zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Verwaltung weiter ausgebaut und befördert werden. Es werden Städte gesucht, die das Potenzial von Wissenschaft und Bildung für die regionale Entwicklung nutzen; Wissenschaft als Teil ihrer Identität verstehen und die Bevölkerung, insbesondere Kinder und Jugendliche, für Wissenschaft und Forschung interessieren und begeistern.

Allen bisherigen Siegerstädten ist es gelungen, die Auszeichnung für das eigene Stadtmarketing zu nutzen und Impulse für eine nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft und Wissenschaft zu setzen. Sie haben in den Medien bundesweit, zum Teil auch international für Aufsehen gesorgt, und ihren Bekanntheitsgrad als bedeutender Wissenschaftsstandort steigern können.

Hierin liegt auch die Chance für Chemnitz. Die Stadt verfügt über vielfältige Potenziale im Bereich der Wirtschaft und Wissenschaft, einen an die Tradition der industriellen Moderne anknüpfenden Erfindergeist und besondere Innovationskraft. Die drittgrößte Stadt Ostdeutschlands ist einer der führenden Industrie- und Technologiestandorte der Bundesrepublik. Beim Wachstum der Beschäftigtenzahlen in Forschung und Entwicklung liegt die Stadt im deutschlandweiten Vergleich ganz vorn. Das Dynamikranking der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft kürte die Stadt zum Aufsteiger des Jahres 2008. Diese Fakten sind bislang zu wenig nach außen vermittelt. Dies ist jedoch unbedingte Voraussetzung, um trotz der prognostizierten demographischen Entwicklung ein für Studierende und Fachkräfte attraktiver Ort zu sein.

Mit der Bewerbung und dem angestrebten Titel "Stadt der Wissenschaft", die vom Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst unterstützt wird, kann sich Chemnitz weiter profilieren und als innovativer Standort vermarkten. Der Wettbewerb bietet dabei gleichzeitig die Chance, als Impulsgeber die Akteure und Kreativen der Stadt weiter zu vernetzen, Visionen über das Jahr 2011 hinaus zu entwerfen sowie Identifikation zu stiften.

Bei der Bewerbung sind weniger die Größe der Stadt oder die Anzahl der Forschungseinrichtungen ausschlaggebend. Vielmehr sind vernetztes Denken, originelle Ideen, nachhaltige Kooperationen und vielfältige Projektformate gefordert. Es sind also Stärken gefragt, die Chemnitz auszeichnen - als Stadt, die sich immer wieder neu aufgerichtet hat und in der sich Moderne besonders in der Fähigkeit ausdrückt, für Entwicklung offen zu sein.

Hinzu kommt: Die Technische Universität Chemnitz feiert im Jahr 2011 ihr 175. Jubiläum - ein idealer Zeitpunkt, um deutschlandweit ein Jahr lang auf die Stadt und ihre wissenschaftlichen Einrichtungen aufmerksam zu machen. Eingebettet in das Marketingkonzept "Chemnitz - Stadt der Moderne" ergeben sich beste Voraussetzungen für die Bewerbung als "Stadt der Wissenschaft 2011".

Diese Bewerbung soll auf mehreren Säulen aufgebaut werden.

Die Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft.

Aus der Tradition der Moderne heraus, basierend auf dem sprichwörtlichen Chemnitzer Erfinder- und Unternehmergeist, hat sich eine Kultur der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft entwickelt. Diese ist grundlegend für die Innovationskraft und Entwicklung der gesamten Region. Ohne die Zusammenarbeit mit der Universität und weiteren Forschungseinrichtungen wären der Wiederaufstieg und die Neuetablierung vieler Chemnitzer Unternehmen so nicht möglich gewesen. Mit der Bewerbung als "Stadt der Wissenschaft" können weitere Impulse für diese dynamische Entwicklung gesetzt, Kooperationen gestärkt und neue Netzwerke geknüpft werden.

Chemnitz hat sich als bedeutender Technologiestandort mit den Kernbranchen Maschinen- und Anlagenbau, Metallindustrie, Automobil- und Zuliefererindustrie, Informationstechnologie und Mikrosystemtechnik einen Namen gemacht. Mit mehr als 100 mittelständischen Unternehmen innerhalb der Stadtgrenzen und über 500 entsprechenden Firmen im Regierungsbezirk ist die Stadt das größte Zentrum des Maschinenbaus in Ostdeutschland. Außerdem konzentrieren sich zwei Drittel der sächsischen Automobilzulieferer in Chemnitz und Umgebung. Eine der wichtigsten Zukunftsbranchen, die Mikrosystemtechnik, hat einen ihrer nationalen und internationalen Schwerpunkte in Chemnitz.

Die Verbindung von Spitzenforschung und Unternehmertum.

Insbesondere der Smart Systems Campus kann als beispielhaftes Projekt für die zitierte Vernetzung angeführt werden. Hier entsteht zurzeit ein gebündeltes Netzwerk von Mikro- und Nanosystemtechnik-Kompetenzen. Etwa 15 Unternehmensgründungen sollen eine Niederlassung finden, sechs haben das bereits getan. Gemeinsam mit der Technischen Universität Chemnitz, der Fraunhofer-Einrichtung für Elektronische Nanosysteme ENAS und dem Technologie- und Gründerzentrum TechnoPark Chemnitz GmbH treibt die Stadt Chemnitz damit schon jetzt nachhaltig die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft voran. Die inhaltliche und räumliche Nähe von universitärer Bildung, exzellenter Forschungseinrichtungen und Unternehmertum manifestiert sich im 2009 eingeweihten Start-up-Gebäude.

Die Technische Universität, das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU und die Fraunhofer-Einrichtung für Elektronische Nanosysteme ENAS sind Kristallisationspunkte der Spitzenforschung in Chemnitz. Derzeit verbindet das Thema Energieeffizienz diese Forschungseinrichtungen. Drei Spitzentechnologiecluster sind sachsen- und bundesweit bereits etabliert. Chemnitzer Forscher entwickeln Energieeinsparungspotenziale im gesamten Produktlebenszyklus von der Produktentwicklung bis hin zum Recycling, arbeiten an energiesparenden Lösungen für die Informations- und Kommunikationsbranche und erweitern Kompetenzen auf dem Gebiet der Mikro- und Nanotechnologien und der Systemintegration.

Die Verknüpfung von Wissenschaft und Stadtentwicklung.

Schließlich bietet sich in Chemnitz die Verknüpfung von Wissenschaft und Stadtentwicklung geradezu an. Im Sinne des kreativen Umgangs mit den Herausforderungen der demographischen Entwicklung, die Chemnitz in besonderer Weise betreffen, und des notwendigen Stadtumbaus kann der Einzug von Projekten und Einrichtungen der Wissenschaft in innerstädtische Bereiche - insbesondere auf Freiflächen und in ungenutzte Gebäude - temporär wie langfristig eine Belebung und Stärkung der Stadt bewirken. Mit originellen Ideen und innovativen Projekten, gemeinsam mit den Kreativen und Kulturschaffenden der Stadt, können Leerräume neu gedacht und entwickelt werden. So wird auch das neue Landesmuseum für Archäologie und Geschichte Sachsens eine spannende Verbindung verschiedener Wissenschaftsdisziplinen sein, die generationenübergreifend präsentiert werden.

Ein weiteres Beispiel ist die Idee, Teile der Technischen Universität Chemnitz wieder in die Stadt zu holen, um eine tatsächliche Vernetzung von urbanem Alltag, Lehre und Forschung wachsen zu lassen. So könnte eine Zentralbibliothek in der Straße der Nationen in der Aktienspinnerei entstehen. Weitere Institutsansiedlungen in der Innenstadt sind denkbar. Dadurch werden Impulse zur Belebung der umliegenden Wohnquartiere erwartet.

Die wissenschaftliche Befassung mit dem Thema Stadtentwicklung und entstehende Lösungswege könnten perspektivisch zugleich Modellcharakter für andere deutsche Städte entwickeln, die künftig mit jenen Fragen konfrontiert werden, mit denen sich Chemnitz aufgrund spezifischer Faktoren früher beschäftigen muss und will.

Das Verfahren

Die erste Bewerbungsstufe für die "Stadt der Wissenschaft 2011", für die eine Ideenskizze eingereicht werden muss, endet am 15. Oktober 2009. Drei der Bewerberstädte werden dann durch eine Jury ausgewählt und dürfen sich am 25. März 2010 mit ihrem detaillierten Konzept öffentlich in Berlin präsentieren, bevor die Jury nochmals zusammenfindet und die "Stadt der Wissenschaft 2011" kürt.

Der Aufruf

Namhafte Unternehmen und Forschungseinrichtungen unterstützen das Vorhaben der Stadt Chemnitz. Mit Aufrufen über das Internet und bei Veranstaltungen sollen Bürger und weitere Akteure der Stadt einbezogen werden, um Ideen für Projekte zu sammeln und weiterzuentwickeln. Anfang September ist schließlich eine große Auftaktveranstaltung geplant, in der Vertreter aus vielen Bereichen der Stadt, der Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung und Kultur, der Politik und Verwaltung sowie der Bürgerschaft zusammenkommen, um dem Konzept eine gemeinsame Handschrift zu geben.

Der Aufruf kann hier aus dem Internet heruntergeladen werden:
http://www.tu-chemnitz.de/tu/presse/2009/aufruf_stadtderwissenschaft.pdf

Mario Steinebach
16.07.2009

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