Was Unternehmen über Gebrauchstauglichkeit wissen
Wissenschaftliche Studie unterstreicht den Beratungsbedarf in Sachsen - "Kompetenzinitiative Usability" an der TU Chemnitz bietet umfangreichen Service
Auf Basis der Bachelorarbeit von Diana Reich analysieren Mitarbeiterinnen der "Kompetenzinitiative Usability" den Beratungsbedarf zum Thema "Gebrauchstauglichkeit von Produkten" in sächsischen Unternehmen. Foto: TU Chemnitz/Uwe Meinhold. |
Wer hat dieses Gerät eigentlich entwickelt? Der hat das doch selbst noch nie benutzt! Um derartigen Ärgernissen beim Nutzer vorzubeugen, legen Hersteller Wert auf eine optimale Gebrauchstauglichkeit ihrer Produkte. Die Fachleute sprechen von "Usability". Doch wie wird eigentlich ein Produkt gebrauchstauglich und wie lösen kleine und mittelständische Unternehmen in Sachsen diese ehrgeizige Aufgabe? Diese Frage untersuchte die Chemnitzer Psychologiestudentin Diana Reich gemeinsam mit Psychologen und Arbeitswissenschaftlern der "Kompetenzinitiative Usability" an der Technischen Universität.
Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit entwickelte Reich den Fragebogen "User Needs". Hauptziel ihrer Untersuchung war es, einen Überblick zum aktuellen Wissens- und Anwendungsstand auf dem Gebiet "Usability" zu erhalten. Was wissen die Unternehmen und welche Unterstützung wünschen sie sich? An der Befragung nahmen 41 kleine und mittlere Unternehmen aus verschiedenen Branchen teil. Die Erhebung zeigt, dass besonders junge Unternehmen Usability-Verfahren einsetzen. Meist werden die Produkte vor der Markteinführung in Laboruntersuchungen getestet. 54 Prozent der Unternehmen nutzen dabei Know-how von außen und beauftragen externe Usability-Experten mit der Durchführung der Tests. Branchenspezifisch setzt der Elektronik- und Technikbereich mehr Usability-Verfahren ein als der Maschinenbau. Bisher wird die Gebrauchstauglichkeit von Produkten hauptsächlich während der Entwicklung geprüft. Mehr als 60 Prozent der Unternehmen hält Usability-Tests jedoch auch in späteren Phasen für geeignet. Insgesamt zeigt das Ergebnis, dass Usability-Verfahren in unterschiedlichem Maße genutzt, die Potentiale jedoch nicht ausreichend erkannt werden. Aus diesem Grund wünschen sich die Unternehmen kompetente Unterstützung und Beratung auf diesem Gebiet.
An dieser Stelle setzt die "Kompetenzinitiative Usability" (KiU) der TU Chemnitz an. Die Professuren Allgemeine und Arbeitspsychologie (Prof. Dr. Josef Krems) sowie Arbeitswissenschaft (Prof. Dr. Birgit Spanner-Ulmer) bieten genau die gewünschte Expertise. Ziel ist es, Unternehmen der Region zu unterstützen, ihre Produkte durch individuelle Usability-Projekte wettbewerbsfähig zu machen. Wissenschaftliche Mitarbeiter und Studenten führen in enger Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Unternehmen Tests durch und leiten Empfehlungen zur Produktgestaltung ab. Das Angebot der KiU umfasst somit Beratung und Personaltransfer. Das Konzept der KiU konnte im Ideenwettbewerb "Wirtschaft trifft Wissenschaft" überzeugen und wird vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung für zweieinhalb Jahre mit insgesamt 500.000 Euro gefördert.
Internetpräsenz der Kompetenzinitiative Usability: http://www.kiu-online.de
Weitere Informationen erteilen Nina Bär, Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie, Telefon 0371 531-37587, E-Mail Nina.Baer@phil.tu-chemnitz.de, und Frank Dittrich, Professur Arbeitswissenschaft, Telefon 0371 531-37878, E-Mail frank.dittrich@mb.tu-chemnitz.de
Mario Steinebach
03.12.2009