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"Ein Tag im Wohnheim": Die Filmkamera war unter anderem im Hörsaal, bei der Arbeit am Analogrechner und bei der Politdiskussion dabei. Bilder: Ludwig Schmidt

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Zwischen Frühsport und Politdiskussion: Matrikel 67 im Film

Ludwig Schmidt hat im Winter 1970/71 das Studentenleben in Karl-Marx-Stadt im Film eingefangen und nun bei Youtube veröffentlicht - Pressestelle und Uni-Archiv suchen Material weiterer Hobbyfilmer

Um 6.30 Uhr klingelt der Wecker im Wohnheim: Automatisierungstechnik-Studenten der Matrikel 67 springen aus den Doppelstockbetten, machen sich beim Frühsport fit für den Tag, wienern ihre Schuhe und stärken sich mit einer Tasse Kaffee, bevor es geschlossen ins Seminar bei Prof. Dr. Manfred Peschel geht. Der damalige Student Ludwig Schmidt hat unter dem Titel "Ein Tag im Wohnheim" das Studentenleben an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt Ende der 1960er-Jahre auf Film gebannt. "In der Vorlesung ging es um statistische Modellbildung. Das war das große Hobby des Professors, uns Studenten aber ein bisschen zu hoch und sehr abstrakt", erinnert sich Schmidt. Aber Prof. Peschel hat seiner Anfrage, einen Film zu drehen, zugestimmt - genauso wie seine Kommilitonen. "Ich habe mir die Kameraausrüstung nach der Geburt unseres ersten Sohnes gekauft, um das Familienleben zu dokumentieren. Aber natürlich wollte ich nicht nur Kinder filmen, und so ist dann die Idee entstanden, auch das Leben meiner Seminargruppe einzufangen", erzählt Schmidt.

Der Super-8-Film entstand im Winter 1970/71. Nachdem ihn zunächst nur ein paar Kommilitonen auf Videokassetten zu sehen bekamen, ist das Leben der Studenten nun etwas verkürzt und mit Musik aus Schmidts Keyboard unterlegt anzuschauen auf Youtube: http://www.youtube.com/watch?v=hQcOC2jefbA

"Vieles war Ende der 1960er-Jahre an der Hochschule noch im Bau. Beim Kameraschwenk über den Campus sieht es deshalb etwas aus wie in einer Mondlandschaft, denn die Bagger haben gerade für neue Fernwärmetrassen gegraben", erinnert sich Schmidt. Er selbst ist im Film übrigens auch zu sehen - zum Beispiel ganz am Ende, wenn die jungen Studenten mit dem Fernglas Blicke in das gegenüber gelegene Mädcheninternat erhaschen. "Damals waren Studenten und Studentinnen in den Wohnheimen streng getrennt. Da schaute man schon gern einmal in die Zimmer der Mädchen", blickt Schmidt zurück.

Nach der praktischen Arbeit am Analogrechner Endim 2000 und theoretischen Einheiten über Büchern im Wohnheimzimmer geht es für die Automatisierungstechnik-Studenten am Abend mit dem Auto auf ein Bier in der Kneipe "Fischerhütte" - bevor um 20 Uhr die Politdiskussion mit dem SED-Gruppensekretär ansteht. "So wie im Film ging es bei diesen Diskussionen wirklich zu, der Diskussionsleiter wurde durchaus hart angegangen. Er war linientreu und deshalb natürlich eine dankbare Zielscheibe", sagt Schmidt und erzählt von den zwei Radios, die die Studenten damals im Wohnheim hatten: Eines mit DDR-Programm und eines eingestellt auf den "West-Sender" RIAS - ein selbst gebauter Kontakt an der Zimmertür hat dafür gesorgt, dass immer das "richtige" Programm lief. "Schließlich wollte man auch nicht von der Hochschule fliegen", so Schmidt.

Im Jahr 2011 wird in Chemnitz/Karl-Marx-Stadt seit 175 Jahren gelehrt und gelernt, geforscht und als Student gelebt. Anlässlich dieses Jubiläums sucht die TU weiteres Bildmaterial - sowohl als Papierabzug als auch als in bewegter Form im Film. Wer war als Hobbyfilmer auf dem Campus unterwegs? Wer hat dokumentiert, wie es in der Vergangenheit in Forschung und Lehre aussah?

Kontakt: Pressestelle der TU Chemnitz, Katharina Thehos, Telefon 0371 531-32146, E-Mail katharina.thehos@verwaltung.tu-chemnitz.de, Mario Steinebach, Telefon 0371 531-31658, E-Mail pressestelle@tu-chemnitz.de

Katharina Thehos
26.03.2010

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