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Interkultureller Projekttag am Gymnasium Zschopau

Chemnitzer Studierende der Interkulturellen Kommunikation entwickeln ein Curriculum für Schüler der 9. Klasse

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Interkulturell verbunden: Französischlehrerin Kathrin Wach-Rangous, die Studentinnen Claudia Kirbach, Ulrike Schneider und Madeleine Diab sowie Projektleiter Dr. Maik Arnold. Foto: privat

Studierende der Interkulturellen Kommunikation der Technischen Universität Chemnitz entwickelten für Schüler der Mittelstufe ein Curriculum zu einem interkulturellen Spiel, welches am 4. März 2010 im Gymnasium Zschopau durchgeführt wurde. Diese Veranstaltung war Bestandteil des diesjährigen zweiwöchigen fächerübergreifenden Unterrichts für Schüler der 9. Klasse zum Thema "Knigge für die Welt", welcher von der Französischlehrerin Kathrin Wach-Rangous an dieser Schule organisiert wurde. Gemeinsam geplant und umgesetzt wurde dieses Curriculum von den Studentinnen Madeleine Diab, Ulrike Schneider und Claudia Kirbach, die bereits interkulturelle Lehrerfahrungen mit Schülern besitzen. Wissenschaftlich begleitet wurde dieses studentische Projekt durch die Professur für Interkulturelle Kommunikation (Dr. Maik Arnold).

In den fächerübergreifenden Unterricht wurden die Schulfächer Gemeinschaftskunde, Ethik, Religion und Französisch einbezogen. Die einzelnen Schulstunden fokussierten aus unterschiedlichen fachdisziplinären Zugängen verstärkt auf Aspekte der interkulturelle Kommunikation und Kooperation sowie interkulturellen Kompetenz und schafften damit die notwendigen Grundlagen für den von den "studentischen Lehrerinnen" durchgeführten Unterricht. Dieser zielte auf eine kulturallgemeine Sensibilisierung für Differenz, Fremdheit und Andersheit. Das von Dr. Thiagi und Kollegen entwickelte BARNGA-Spiel bot hierfür ideale Möglichkeiten. Zum Einsatz kamen dabei vorwiegend erfahrungsorientierte Lehransätze bzw. experimentelle Lernformen. Die von den Studierenden durchgeführten Unterrichtseinheiten ergänzten und erweiterten den "klassischen" Schulunterricht durch eine erlebnisnahe Vermittlung von fachübergreifenden sozialen und interkulturellen Kompetenzen, wie Empathievermögen, der Fähigkeit zum Perspektivwechsel und den Umgang mit Ambiguität.

Die Unterrichtseinheiten wurden wie folgt konzipiert und durchgeführt: Nach einer Vorstellungsrunde der "Gastlehrer", bei der zwischen wahren und falschen Aussagen unterschieden werden musste, wurden die ca. 20 Schüler an fünf im Klassenraum stehende Tische aufgeteilt. Die Spielaufgabe an den Tischen bestand darin, die Regeln des BARNGA-Kartenspiels zu erlernen und über die Dauer des Spiels einzuhalten. Es durfte weder gesprochen oder geschrieben noch gesungen werden. Das Spiel wurde über mehrere Runden durchgeführt. Der jeweilige Gewinner und Verlierer des Tischs wechselte entweder an den je nächsthöheren oder nächstniedrigeren Tisch. Schon kurz nach Spielbeginn stellte sich heraus, dass auch die selbstsicheren und im Kartenspiel erfahrenen Schüler teilweise Orientierungs- und Verständnisschwierigkeiten hatten. Nach einem Tischwechsel sah man sie wild gestikulierend und auf bestimmte Blätter deutend ihre Karten einfordern. Die nonverbalen Kommunikationsregeln, die ständigen Versuche, die andere Perspektive der Mitspieler mitzudenken, und das Problem, sich den von Tisch zu Tisch teilweise unterschiedlichen Spiel- und Verhaltensregeln zu unterwerfen, gingen mit deutlichen Anzeichen von Frustration und Enttäuschung einher. Diese essentiellen Erfahrungen und Erlebnisse während des Spiels stellten letztlich die Grundlage für die sich daran anschließenden Gesprächsrunden dar. Für den ungebrochenen Spieleinsatz belohnt wurden alle Schüler noch mit einem kleinen Dankeschön in Form von "interkulturellen" Süßigkeiten aus Schweden, Russland, Thailand, Vietnam und der Türkei.

Mit diesem Spiel, das die Schüler dazu anhielt, an jedem Tisch unterschiedliche Regeln zu befolgen, konnte eine Reflexion über die Grundlagen der konfliktfreien zwischenmenschlichen Kommunikation in kulturellen Überschneidungssituationen sowie eine Bewusstmachung von implizitem Regel- und Handlungswissen bewirkt werden. In authentischen Berichten und Erzählungen über selbsterlebte kulturelle Fremdheit wurde darüber hinaus auch ein Bezug zum Alltag der Schüler hergestellt. Es hat sich gezeigt, dass die Schüler am Thema interkulturelle Kommunikation und Kompetenz rege interessiert sind. Auch die Studentinnen haben etwas dazu gelernt: die selbstständige Planung, Konzeption und Durchführung eines interkulturellen Spiels für Schüler der Mittelstufe. Einer Fortsetzung der beidseitigen Kooperation und Ausweitung der Zusammenarbeit zwischen der TU Chemnitz und dem Gymnasium Zschopau wird derzeit besprochen.

Mit der Durchführung dieses so genannten "Outreaching-Projektes" verbindet sich auch ein allgemeines didaktisches Lehrziel des vorwiegend forschungsorientierten Studiengangs, welches in der praxisnahen Vermittlung von im Studium erworbenem Wissen über verschiedene Anwendungs- und Praxisfelder interkultureller Kommunikation und Kompetenz besteht. Außerdem bietet sich für die Studierenden bzw. zukünftigen Nachwuchskräfte auch die Möglichkeit, erste praxisbezogene Lehrerfahrungen in bestimmten Berufs- und Tätigkeitsfeldern zu sammeln, auf die der Studiengang unmittelbar vorbereitet. Darüber hinaus werden damit auch existierende studentische Initiativen zur Verbesserung von Lehre und Forschung an der TU Chemnitz unterstützt.

(Autoren: Maik Arnold, Madeleine Diab, Ulrike Schneider, Claudia Kirbach)

Mario Steinebach
12.03.2010

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