Damit erneuerbare Energien in den Autotank kommen
Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie erforscht in zwei Projekten den Einsatz von Elektroautos sowie die Optimierung des Ladevorgangs - auch Versuchsteilnehmer in Chemnitz gesucht
Dass sich Nutzer von Elektroautos im Berliner Stadtverkehr nicht eingeschränkt fühlen, haben Wissenschaftler der Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie der TU Chemnitz bereits im Pilotprojekt "MINI E Berlin - powered by Vattenfall" gezeigt, das im Frühjahr 2009 angelaufen war. Darauf aufbauend befasst sich die Professur nun in zwei weiteren Projekten mit der Elektromobilität.
"MINI E powered by Vattenfall V2.0"
Das Projekt "MINI E powered by Vattenfall V2.0" folgt direkt auf die Pilotstudie und erforscht den Betrieb von Elektroautos in verschiedenen Nutzungsformen, zum Beispiel bei Privatnutzern ohne private Lademöglichkeit, in Fahrzeugflotten und beim Carsharing. Untersuchungsort ist wiederum Berlin. "Übergeordnetes Ziel ist es, die Marktakzeptanz und Nutzung von Elektrofahrzeugen zu beschleunigen und damit deren Umweltnutzen zu steigern", sagt Prof. Dr. Josef Krems, Inhaber der Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie.
Dabei seien zum einen die Analyse und die Verbesserung des Konzepts Wind-to-Vehicle (W2V) entscheidend. Mit diesem Konzept sollen verstärkt erneuerbare Energien, insbesondere Windenergie, zum Laden von Elektrofahrzeugen verwendet werden. Dafür müssen die Zeiten, zu denen die Windenergie eingespeist und die Fahrzeuge geladen werden, aufeinander abgestimmt werden. "Dabei ist die Bereitschaft der Nutzer, dieses Konzept zu unterstützen, ein wichtiger Faktor", so Krems. Zum anderen gelte es, die Akzeptanz der Nutzer durch Assistenzsysteme zu steigern. Diese sollen den Fahrer beispielsweise dabei unterstützen, öffentliche Ladesäulen statt der heimischen anzusteuern, um den Aktionsradius der Nutzer zu erweitern.
In der Feldphase wollen die Wissenschaftler mit 70 Elektrofahrzeugen von verschiedenen Nutzergruppen in unterschiedlichen Szenarien Daten erheben. Objektive Messgrößen sind dabei die Nutzungs- und Ladedauer sowie Daten über das Streckenprofil. Hinzu kommen subjektive Einschätzungen, beispielsweise der Bedienerfreundlichkeit der Systeme und die Einstellungen der Nutzer zu Umwelt und Mobilität. Die Chemnitzer Psychologen planen die Nutzerstudie, erfassen Erwartungen ausgewählter Nutzergruppen im Umgang mit Elektromobilität und identifizieren Stärken und Einschränkungen bei der Nutzung von Elektrofahrzeugen in bestimmten Anwendungsgebieten. Außerdem betreiben sie Nutzerforschung zu Assistenzsystemen im Rahmen von Elektromobilität.
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) fördert das Projekt mit 360.000 Euro. Projektpartner der TU Chemnitz sind die BMW AG sowie die Vattenfall Europe Innovation GmbH.
"Gesteuertes Laden V2.0"
In einem zweiten Projekt mit dem Titel "Gesteuertes Laden V2.0" befasst sich die Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie mit der Optimierung des Ladevorgangs. Dieses Projekt basiert auf einer Entwicklung, die im Pilotprojekt "MINI E Berlin - powered by Vattenfall" entstand. Um die schwankende Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien auszugleichen und diese für Elektromobilität nutzbar zu machen, erarbeiteten die Projektpartner unter dem Begriff "Gesteuertes Laden" ein neues Ladekonzept.
"Nachdem die Machbarkeit und Alltagstauglichkeit des Konzepts bereits erprobt wurden, geht es im aktuellen Projekt darum, die Effektivität und Effizienz des Gesteuerten Ladens deutlich zu steigern", erklärt Krems. Dazu sollen die Ladeinfrastruktur weiterentwickelt, Fahrzeuge umgerüstet und Software zur Steuerung des Be- und Entladens entwickelt werden. Zudem schaffen und evaluieren die Projektpartner verbesserte Mensch-Maschine-Schnittstellen, die eine bessere Ausnutzung des Potenzials vom Gesteuerten Laden bewirken sollen.
Die Wissenschaftler der Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie erfassen die Anforderungen der Nutzer an Assistenzsysteme und an die Ladeinfrastruktur. Außerdem evaluieren sie die Neuentwicklungen im Labor und begleiten im Anschluss eine Feldstudie, in der ausgewählte Fahrer das Gesamtsystem bewerten sollen. Dieses Projekt wird ebenfalls vom BMU unterstützt, die Fördersumme beläuft sich auf 370.000 Euro. Die Chemnitzer Psychologen arbeiten zusammen mit der BMW AG, mit der Vattenfall Europe Innovation GmbH sowie den Technischen Universitäten Berlin und Ilmenau.
Zwei MINI E-Fahrzeuge sind bald in Chemnitz unterwegs - Bewerbung als Versuchsteilnehmer möglich
Im Rahmen dieser Studien hat die Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie vor kurzem zwei MINI E-Fahrzeuge zu Testzwecken erhalten. "Mit diesen werden wir Versuchsfahrten fast unter Laborbedingungen durchführen können", sagt Krems. Derzeit erarbeiten die Wissenschaftler die Detailfragestellungen für diese Tests - untersucht werden sollen unter anderem Fragen zur Akzeptanz und den elektrofahrzeugspezifischen Aspekten. Interessenten können sich unter http://www.tu-chemnitz.de/minie-testen für eine Teilnahme an den Nutzerstudien bewerben.
Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Josef Krems, Telefon 0371 531-36421, E-Mail josef.krems@psychologie.tu-chemnitz.de.
Katharina Thehos
22.03.2011