Kalkutta, Delhi und Kairo in graphischen Romanen
Öffentliche Ringvorlesung der Philosophischen Fakultät im "Jahr der Wissenschaft 2011" geht in die nächste Runde - am 26. Mai spricht Prof. Dr. Cecile Sandten
Die Ringvorlesung "Stadt der Moderne" der Philosophischen Fakultät der TU Chemnitz beschäftigt sich am 26. Mai 2011 mit dem Thema "Intermediale Fiktionen der postkolonialen Metropole: Kalkutta, Delhi und Kairo in den graphischen Romanen von Sarnath Banerjee und G. Willow Wilson". Es referiert Prof. Dr. Cecile Sandten, Inhaberin der Professur Anglistische Literaturwissenschaft an der TU Chemnitz.
"Der Prozess der Urbanisierung ist immer ein dynamischer. Großstädte sind Schmelztiegel von Menschen, Kulturen, Sprachen, Historizitäten und architektonischen Designs", so Sandten. Häufig wurden sie, wie der deutsche Autor Walter Benjamin beschreibt, mit Bildern des Dschungels, Labyrinths und Meeres assoziiert, vor allem jedoch mit dem Bild des Chaos. Die so genannten neuen oder postkolonialen Metropolen werden in den Medien - im Gegensatz zu den alten Metropolen der Moderne - häufig als Megacities dargestellt, die Brutstätten radikaler und politischer Tendenzen, Äußerungen und Subkulturen sind. Ferner werden sie als Moloche präsentiert, die vor allem geprägt sind durch Raummangel, Menschenmassen, unmenschliche und häufig vor-industrielle Lebensbedingungen.
"Dass Comics sich auf anspruchsvolle Weise mit historischen, literarischen oder politischen Themen auseinandersetzen können, ist spätestens seit Art Spiegelmans `Maus´ von 1986 deutlich geworden", sagt Sandten. "In meinem Vortrag beschäftige ich mich mit der hybriden und palimpsesthaften Form der Graphic Novel, die - so meine These - eine ideale Darstellungsweise zur Widerspiegelung der enormen Vielschichtigkeit der neuen Metropole bietet, da sie mit einer Vielzahl formal-ästhetischer Mittel arbeitet, um die urbanen Gegebenheiten in Bild und Text entsprechend zu erfassen", so die Referentin. Im Fokus stehen werden dabei Sarnath Banerjees "Corridor: A Graphic Novel" aus dem Jahr 2005 und "The Barn Owl`s Wondrous Capers" von 2007 sowie G. Willow Wilsons und M.K. Perkers "Cairo: A Graphic Novel" von 2007, in denen Delhi, Kalkutta und Kairo auf komplexe Weise (nach)modelliert werden. "Alle drei illustrierten Romane können als ästhetische Experimente gelesen werden, die mit verbalen und visuellen Zeichen und Fragmenten im Kontext der intermedialen Form der Graphic Novel arbeiten und so die Stadt der - postkolonialen - Moderne repräsentieren", schlägt Sandten den Bogen zum Titel der Ringvorlesung.
Insgesamt stehen zwölf Veranstaltungen auf dem Programm der Ringvorlesung "Stadt der Moderne", die überwiegend von Professoren der TU Chemnitz gestaltet werden. Die Vorträge finden jeweils donnerstags um 19 Uhr im Oberlichtsaal des Museums Gunzenhauser am Falkeplatz statt. Der Eintritt ist frei.
Alle Veranstaltungen der Philosophischen Fakultät im Jubiläumsjahr der TU sind nachzulesen unter http://www.tu-chemnitz.de/tu/175jahre/programm.php. Hier sind auch die weiteren Termine der Ringvorlesung vermerkt.
Katharina Thehos
23.05.2011