Unterhaltsame Lehrstunde für Nachwuchs-Spürnasen
Von Fingerabdrücken bis zu Bluttropfen: 850 Gäste der Kinder-Uni gingen am 19. Juni 2011 mit Kriminalhauptkommissar Jens Jentzsch von der Polizeidirektion Chemnitz-Erzgebirge auf Spurensuche
Tatort Audimax: Der größte Hörsaal der TU Chemnitz verwandelte sich am 19. Juni 2011 in ein kriminaltechnisches Labor. Kriminalhauptkommissar Jens Jentzsch von der Polizeidirektion Chemnitz-Erzgebirge nahm etwa 850 Gäste mit auf eine spannende kriminalistische Spurensuche. Jentzsch, der selbst 21 Jahre in der Kriminaltechnik tätig war und nun in den Präventionsdienst gewechselt ist, konnte von vielen Fällen berichten. Zum Beispiel von einem Baucontainer, wo eine so genannte Trennspur an einem aufgebrochenen Vorhängeschloss zum Tatwerkzeug - einem Bolzenschneider - und so zum Täter führte. Oder vom aufgebrochenen Fenster, an dem deutlich das Spurenbild eines Schraubendrehers zu erkennen war. Weitere Ganoven hinterließen mit einem Trennschleifer Schartenspuren an einem Geldschrank. In einem anderen Fall waren es Bluttropfen an einer Autotür, die einen betrunkenen Fahrer, der einen Unfall verursacht hatte, entlarvten. "Es gibt an jedem Tatort Spuren. Die Kunst der Kriminaltechniker besteht darin, diese zu finden, zu sichern und zu deuten", erklärte Jentzsch.
Und damit die Juniorstudenten selbst einmal einen Einblick in die Trickkiste der Kriminaltechnik bekommen, holte sich der Kriminalhauptkommissar einige Kinder nach vorn. Die achtjährige Anna Werner aus Zschopau dürfte sich Schutzhandschuhe anziehen und von einem am Tatort gefundenen T-Shirt eine Blutspur vorsichtig mit einem Wattestäbchen aufnehmen und diese Spur sicherstellen. Einen Fingerabdruck an einer Tasse machte Phil Pflug, der aus Plauen zur Vorlesung kam, sichtbar. Mit viel Geschick hantierte der achtjährige Schüler mit Pinsel und Pulver und schaffte es tatsächlich, die Fingerabdrücke für alle Gäste im Raum sichtbar zu machen. Jentzsch erläuterte, dass jeder Mensch auf der Erde seinen eigenen Fingerabdruck hat und er deshalb ein unverwechselbares Mittel ist, um einen Täter sicher zu überführen. Nicht ganz so eindeutig sind Fußspuren. Der zehnjährige Max Gründer aus Mülsen St. Jacob lernte von dem erfahrenen Kriminaltechniker, wie die auf einer Verpackung hinterlassene Schuhspur mit einer speziellen Folie sichtbar gemacht werden kann.
Im Anschluss konnten die Kinder noch viele Fragen stellen. So interessierten sich einige dafür, ob man Spuren vernichten kann. Zum Beispiel, wenn man die beim Einbruch getragenen Schuhe ins Wasser oder in den Müll wirft oder einfach verbrennt. Ein Kind hatte sogar selbst einen Diebstahl beobachtet. Und ein anderer Junge fragte, wo denn der Referent seine "Knarre" habe, aber Kriminaltechniker arbeiten in der Regel unbewaffnet. Sicher haben die Jungen und Mädchen im Hörsaal, aber auch deren Eltern und Großeltern, an diesem Vormittag viel gelernt und gehen künftig vielleicht noch etwas aufmerksamer als bisher durch die Welt - denn Spuren gibt es überall.
Weitere Informationen: http://www.tu-chemnitz.de/kinderuni
Kontakt: Brita Stingl, Telefon 0371 531-13300, E-Mail kinderuni@tu-chemnitz.de
Mario Steinebach
19.06.2011