Auferstanden aus Ruinen: Das neue Rom der Flavier
Prof. Dr. Stefan Pfeiffer, Inhaber der Professur Antike und Europa, hält am 18. Oktober 2011 seine Antrittsvorlesung
Das Kolosseum ist heute das Symbol der Stadt Rom schlechthin. Im Herzen der Stadt gelegen, war und ist es ein Inbegriff der Vorstellung von "Brot und Spielen", Gladiatorenkämpfen und Tierhatzen, mit denen die Kaiser das Volk ruhig hielten. Weniger bekannt ist, dass dieser Bau Ergebnis einer historischen Wegmarke der europäischen Geschichte ist: der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 durch die beiden zukünftigen Kaiser Vespasian und Titus aus dem flavischen Kaiserhaus. Mit Hilfe der unsagbar reichen Beute aus dem Osten war die Finanzierung des für antike Verhältnisse gigantischen Bauprojektes überhaupt erst möglich geworden.
In seiner Antrittsvorlesung am 18. Oktober 2011 betrachtet Prof. Dr. Stefan Pfeiffer die symbolische Aussage der von Kaiser Vespasian und seinem Sohn und Nachfolger Titus betriebenen Baupolitik. Nach ihrer Machtübername im bürgerkriegszerstörten Rom galt es für sie, die Stadt nach eigenen Vorstellungen neu aufzubauen. "Die Schreckenszeit der Gewaltherrschaft des Nero, der angeblich sogar Rom angezündet hatte, war noch in unmittelbarer Erinnerung und mit Hilfe der Bauten setzten Vespasian und Titus ein Zeichen dafür, dass Nero vergessen sein sollte", erklärt der Inhaber der Professur Antike und Europa. Der Bau des Kolosseums, eines Tempels des Friedens sowie einer prächtigen Badeanlage waren Ausdruck des neuen Zeitalters des Friedens und Glücks in Rom. Dennoch sieht Pfeiffer darin keine der Zukunft zugewandte Baupolitik, sondern eine Wiederaufnahme der Ideen und Ideale der Vergangenheit. "Letztendlich ist damit ein neues Rom entstanden, das vorgab, sich den symbolischen und politischen Regeln des alten Rom zu beugen", so der Historiker.
Der öffentliche Vortrag findet um 19 Uhr im Raum N 113 des Hörsaalgebäudes, Reichenhainer Straße 90, statt. Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen erteilen Prof. Dr. Stefan Pfeiffer, Telefon 0371 531-38777, E-Mail stefan.pfeiffer@phil.tu-chemnitz.de und Karla Kebsch, Telefon 0371 531-36382, E-Mail karla.kebsch@phil.tu-chemnitz.de.
(Autorin: Anett Michael)
Katharina Thehos
11.10.2011