Diplomaten auf Zeit
Uni goes UNO: Im April 2012 reisen zwölf Studierende der TU als Nachwuchsdelegierte der Türkei nach New York - aber was geschieht eigentlich vorher?
Zwölf Chemnitzer Studierende nehmen vom 1. bis 5. April 2012 an der weltgrößten UNO-Simulation in New York teil. An diesen fünf Tagen schlüpfen 5.000 Studenten aus der ganzen Welt in die Rolle von Nachwuchsdiplomaten. In diesem Jahr vertreten die Studierenden der TU Chemnitz als "Diplomaten auf Zeit" die Türkei. Doch warum gerade dieses Land? "Jede Universität, die an der UN-Simulation teilnimmt, darf sich bis zu zehn Ländern auswählen, die sie repräsentieren möchten. Die drei favorisierten Nationen müssen näher beschrieben werden", sagt Susanne Günther, Leiterin des Chemnitzer NMUN-Teams und Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur Internationale Politik an der TU Chemnitz. Je besser und ausführlicher die Begründung sei, desto höhere Chancen habe man, dieses Land zu vertreten. "Ein wichtiges Kriterium, nach dem die Studenten sich die Länder aussuchen, sind unter anderen deren außenpolitischer und regionaler Einfluss", sagt Günther und fügt hinzu: " Die Türkei war unser größter Favorit, da sich im Zuge des Arabischen Frühlings die außenpolitische Einflusssphäre der Türkei gewandelt und erweitert hat."
Studierende der TU Chemnitz, die sich für eine Teilnahme an der NMUN-Simulation 2012 interessierten, konnten sich bereits im vergangenen Sommer mit einem Motivationsschreiben bewerben. Sie mussten begründen, wieso sie an der UN-Simulation teilnehmen wollen und welches Land sie gern repräsentieren würden. Danach wurden die Bewerber zu acht Gruppen mit jeweils fünf Studenten zusammen geführt. Diese diskutieren über vorgegebene Themen. "Hierbei wird besonders auf das Allgemeinwissen und die Teamfähigkeit geachtet", sagt Günther. "Wichtig ist, dass nicht fünf Personen mit ähnlichen oder gar gleichen Studiengängen aufeinander treffen. Uns ist eine große Vielfalt von Sichtweisen wichtig, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen", ergänzt die Teamleiterin. Letztendlich wurden zwölf Studierende ausgewählt, die nach New York reisen können. Mit dabei ist der Politikwissenschaftsstudent Oliver Krause. Er freut sich, dass er bei der UN-Simulation gemeinsam mit jungen Leuten, die aus verschiedenen Ländern kommen, über Weltpolitik diskutieren kann. Ihn reizt es, dass er dabei nicht mehr nur den Blick von außen hat, sondern praktisch während der Sitzungen in New York in die Rolle eines Diplomaten schlüpfen kann.
"Die letzten acht Jahre waren die Delegierten der TU Chemnitz sehr erfolgreich und sind fast immer mit Auszeichnungen zurückgekehrt", freut sich Günther. 2011 wurden sie sowohl für ihre hervorragende Vorbereitung auf die UN-Simulation mit dem "Outstanding Position Papers Award" ausgezeichnet, als auch für ihre besonders authentische Repräsentation ihres gewählten Landes - der Ukraine - und die hervorragende Mitarbeit während der Konferenz mit dem "Distinguished Delegation Award" geehrt.
Hinter diesen Erfolgen steckt jede Menge Arbeit im Vorfeld, so auch in den Monaten vor der UN-Simulation 2012. Dieses Jahr sind die Studierenden mit ihren Vorbereitungen schon fast am Ende. Am 11. Februar 2012 findet noch ein Blockseminar statt, bei dem die Regeln für die Durchführung der Simulation besprochen und Hinweise für das Schreiben von Resolutionen gegeben werden. Am 27. Februar fahren die Chemnitzer nach Berlin. Dort besuchen sie zuerst das Auswärtige Amt und begegnen dort "echten" Diplomaten, denen sie Fragen stellen können. Danach treffen sie den türkischen Botschafter, um sich unter anderem aktuelle außenpolitische Vorgehen der Türkei aus erster Hand erklären zu lassen.
Am 23. März startet die Reise nach Washington D.C., wo sie die Weltbank, den International Währungsfond IWF sowie die deutsche und türkische Botschaft besuchen, um noch ein letztes Mal Fragen an Diplomaten zu stellen. Ernst wird es am 1. April, denn dann geht es weiter nach New York, wo die UN-Simulation beginnt. Druck machen sich die Studenten aber nicht. Teppo Laakso, ebenfalls Mitglied der Delegation, sagt, dass das ganze Team sehr motiviert ist und alle hohe Erwartungen haben. "Wir wollen die erfolgreiche Arwardgeschichte nicht abreißen lassen." Nichtsdestotrotz freuen sich alle Studenten auf eine tolle Zeit in Washington und New York und sehen dem Stress gelassen entgegen.
Stichwort: UN-Simulation (National Model United Nations)
In 35 Ländern weltweit finden jedes Jahr sogenannte "Model United Nations” statt. Die NMUN ist die weltweit größte und bekannteste dieser Simulationen. Jedes Jahr aufs Neue reisen tausende Studenten aus aller Welt eine Woche lang nach New York und werden Verhaltensstrategien entwerfen, Berichte vorlegen und über Resolutionen beraten und abstimmen. Das Hauptziel der NMUN ist, das Verständnis der Studenten für internationale Beziehungen, komplexe Sachverhalte und deren Zusammenhänge zu wecken. Die Nachwuchsdelegierten unserer Universität repräsentierten bereits Mazedonien, Georgien, Estland, Vietnam, Israel, Namibia und die Ukraine.
Homepage des Chemnitzer NMUN-Teams: http://www.tu-chemnitz.de/nmun
Weitere Informationen erteilt Susanne Günther, Telefon 0371 531-36869, E-Mail susanne.guenther@phil.tu-chemnitz.de.
(Autorin: Isabel Möller, Schülerpraktikantin des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Limbach-Oberfrohna)
Mario Steinebach
09.02.2012