Erinnerung an einen Chemnitzer Komponisten
Erstmalig beschäftigt sich am 26. Mai 2012 in Chemnitz eine Tagung mit dem Komponisten Philipp Dulichius - der Sohn der Stadt wurde vor 450 Jahren geboren
Mit dem Namen der Stadt Chemnitz sind einige Kapitel der mitteleuropäischen Musikgeschichte verbunden. Am häufigsten wird dabei von der großen Zeit der hiesigen Opernszene seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts oder von Christian Gottlob Neefe (1748-1798) gesprochen, einem gebürtigen Chemnitzer, der in Bonn der erste große Lehrer des jungen Beethovens war.
In der Öffentlichkeit etwas weniger bekannt ist Philipp Dulichius (1562-1631), ein Vertreter der Spätrenaissance in der Musik und Autor zahlreicher Werke, insbesondere von Motetten, die teilweise auch heute wieder aufgeführt werden. Er kam als Sohn des Chemnitzer Bürgermeisters und Tuchmachers Caspar Deulich zu Welt und wurde in der dortigen Jakobi-Kirche getauft, woran seit einigen Jahren auch eine Gedenktafel erinnert. Sein Wirken ist hauptsächlich mit der pommerschen Residenzstadt Stettin verbunden, wo er als Kantor am Fürstlichen Pädagogium tätig war und nach seinem Tod auch begraben wurde.
Der diesjährige 450. Geburtstag von Dulichius gab Anlass zu einer wissenschaftlichen Tagung, dessen Hauptteil am Samstag, den 26. Mai 2012 im Renaissance-Saal des Chemnitzer Schlossbergmuseums stattfindet. Die inhaltliche Vorbereitung des Symposiums übernahm die Professur Europäische Regionalgeschichte der TU Chemnitz in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Mozart-Gesellschaft e.V. Chemnitz, dem Förderverein Stadt- und Marktkirche St. Jakobi Chemnitz e.V. und dem Ensemble Convivium Musicum Chemnicense. Bei der öffentlich zugänglichen Tagung diskutieren Musiker, Musikwissenschaftler und Historiker aus Deutschland und Polen über die aktuellen Probleme der Dulichius-Forschung und die Interpretation seiner Werke im Kontext der frühneuzeitlichen Kulturgeschichte Mitteleuropas. Die Veranstaltung wird schon am Freitagabend mit einem Konzert in der Jakobi-Kirsche eröffnet und mit einem weiteren Konzert am Sonntagnachmittag abgeschlossen.
Die Schirmherrschaft über die Veranstaltung übernahm der sächsische Landesbischof Jochen Bohl. Die Professur Europäische Regionalgeschichte an der TU Chemnitz will zusammen mit ihren Partnern nicht zuletzt die kulturellen Traditionen von Chemnitz für eine breitere Einbindung in die lokale identitätsstiftende Geschichtskultur öffnen, deren starke Orientierung auf Industrietraditionen nur begrenzt in der Lage ist, eine Art Negativ-Identität vieler Chemnitzer zu überwinden.
(Autor: Prof. Dr. Miloš Řezník)
Weitere Informationen: http://www.mozart-sachsen.de
Katharina Thehos
22.05.2012