Migration im Wandel von sechs Jahrhunderten
Professur Europäische Regionalgeschichte organisiert vom 29. Juni bis 1. Juli 2012 eine Fachtagung im thüringischen Greiz zum Thema "Grenzraum und Migration im historischen Wandel"
Vom 29. Juni bis zum 1. Juli 2012 werden insgesamt 16 deutsche und tschechische Referenten erwartet, um im Rahmen der Greizer Kolloquien zur Kultur und Geschichte der westböhmisch-mitteldeutschen Region zusammen zu kommen. Die Tagung wird von der Professur für Europäische Regionalgeschichte der Technischen Universität Chemnitz in Zusammenarbeit mit dem Verein "Dialog mit Böhmen" aus Greiz ausgerichtet. Die Veranstaltung unter dem Thema "Grenzraum und Migration im historischen Wandel (16. bis 21. Jahrhundert): Westböhmen und Mitteldeutschland im europäischen Kontext" ist die vierte Fachtagung, die im Rahmen des Projektes "Grenzüberschreitungen - Neue Wege von Land zu Land" stattfindet. Finanziert wird das Vorhaben aus Mitteln der Europäischen Union über das Ziel 3-Programm zur Förderung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit. Im Rahmen eines gleichnamigen Seminars werden auch Studierende der TU Chemnitz teilnehmen und mitdiskutieren. Eine Anmeldung zur Teilnahme an der Tagung ist noch unter http://www.grenz-ueberschreitungen.de möglich. Tagungsort ist das Obere Schloss in Greiz.
Übergeordnetes Thema des dreitägigen Kolloquiums sind Migrationsprozesse im Grenzraum in Vergangenheit und Gegenwart. Die Migrationsforschung im deutsch-tschechischen bzw. deutsch-böhmischen Kontext orientiert sich traditionell an Perspektiven, die einerseits mit den großen Themen und Mythen der nationalgeschichtlichen Diskurse eng zusammenhängen. Andererseits sind sie verknüpft mit den "traumatischen Punkten" der Beziehungsgeschichte. In den vergangenen Jahrzehnten hat in diesen Bereichen eine beachtenswerte Innovation stattgefunden. Dennoch bleibt der nationalgeschichtliche Rahmen oder auch der Kontext der Vergangenheitsbewältigung stets im Vordergrund des Interesses. Die mittelalterliche "Kolonisation", die religiöse Auswanderung im 16. bis 18. Jahrhundert aus Böhmen, die Vertreibung sowie die Arbeitsmigration in der Moderne dominieren die Forschung. Dabei wurden andere Formen von Migration sowie regionale Aspekte des Themas lange marginalisiert. Erst in den vergangenen Jahren wurden etwa Migrationsprozesse stärker in den Blick genommen, die in das oder aus dem bzw. vor allem innerhalb des Grenzgebiet(s) stattfanden. Die Forscher interessieren sich dabei für die Ursachen, Formen, sozialen und kulturellen Folgen sowie die Handlungsstrategien von Menschen. Dies dient als Ausgangspunkt der Tagung, die Themen ansprechen wird, die in Bezug auf die Region bisher wenig oder nur begrenzt reflektiert wurden - beispielsweise die musikalische Identitätsstiftung oder die Neuansiedlung unter sich wandelnden Systemen. Zugleich wird das Thema in einen überregionalen Kontext eingeordnet. In einer langfristigen und vergleichenden Sicht werden die regionalen Aspekte von "großen" und "kleinen" Migrationsprozessen vor allem im mitteldeutsch-böhmischen Grenzraum diskutiert.
Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Miloš Rezník, Tel. 0371 531-34390, E-Mail milos.reznik@phil.tu-chemnitz.de.
(Quelle: Professur Europäische Regionalgeschichte)
Katharina Thehos
27.06.2012