Die Wissenschaftslandschaft Sachsen am Ausgang des Mittelalters
Prof. Dr. Christoph Fasbender hält am 3. Oktober 2012 in der Schlosskirche Chemnitz einen Festvortrag anlässlich der Eröffnung der Ausstellung "Des Himmels Fundgrube" im Schlossbergmuseum
Der gewaltige Aufschwung der Montanindustrie in Sachsen im ausgehenden 15. Jahrhundert erstreckte sich auf alle Lebensbereiche der mittelalterlichen Gesellschaft. Nicht nur das Ingenieurwesen entwickelte sich rasant. Im Grunde erzwang der Bergbau eine komplette Reorganisation der regionalen Infrastruktur. Es mussten neue Städte wie Schneeberg, Annaberg und Joachimstal nach modernen Gesichtspunkten konzipiert und zeitgemäß eingerichtet werden. Für die Bergleute bedurfte es einer angemessenen medizinischen Versorgung. Und für deren Angehörige war ein adäquates soziales Umfeld zu schaffen. Es mussten Wege gefunden werden, wie man vor Gott und den Menschen mit dem plötzlichen neuen Reichtum umgeht - und vor allem Wege für diejenigen, die durch Fehlspekulationen über Nacht in tiefe Armut stürzten. Sachsen wurde in diesen Jahrzehnten zu einem Schmelztiegel europäischen Ausmaßes: Handwerker, Händler, Geistliche, Künstler und Intellektuelle aus aller Herren Länder strömten mit je eigenen Zielsetzungen in die Städte. Nicht viele Gäste blieben, aber sie alle bereicherten das wissenschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben in den Bergstädten in diesen Jahrzehnten vor der Reformation.
Prof. Dr. Christoph Fasbender, Inhaber der Professur Literatur- und Sprachgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit der TU Chemnitz, wird diese bewegte Zeit anlässlich der Eröffnung der Ausstellung "Des Himmels Fundgrube. Chemnitz und das sächsisch-böhmische Gebirge im 15. Jahrhundert" genauer beleuchten. In seinem Festvortrag, der am 3. Oktober 2012 um 16 Uhr in der Schlosskirche Chemnitz beginnt, versucht er anhand zeitgenössischer Quellen zu zeigen, inwieweit der sächsische Montanboom um 1500 die gesamte Gesellschaft ergriff: welche Begehrlichkeiten er hervorrief, welche Errungenschaften er mit sich brachte, aber auch: welche Probleme er nach sich zog und welche Ängste er schürte. "Es schält sich dabei das Bild einer Gesellschaft heraus, die befangen war im komplexen Gefüge einer Heilsordnung - und die nicht kurzerhand mit allen Konsequenzen auf eine säkulare Gemeinschaft umstellen konnte und wollte", sagt Fasbender.
Die Ausstellung "Des Himmels Fundgrube. Chemnitz und das sächsisch-böhmische Gebirge im 15. Jahrhundert" ist vom 4. Oktober 2012 bis zum 20. Januar 2013 im Schlossbergmuseum dienstags bis sonntags sowie an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro.
Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Christoph Fasbender, Telefon 0371 531-37866, E-Mail christoph.fasbender@phil.tu-chemnitz.de.
Homepage der Ausstellung: http://www.schlossbergmuseum.de/index.php?content=aktuell_ausstellungen
Mario Steinebach
25.09.2012