Ein Tag, den Chemnitz nie vergisst
Die Stadt Chemnitz hat am "Chemnitzer Friedenstag" auch den Opfern der Bombardements vom 5. März 1945 gedacht - TU-Rektor Prof. Dr. Arnold van Zyl hielt einfühlsame Rede auf dem Neumarkt
Am 5. März 1945 war in ganz Chemnitz das Heulen der Sirenen zu vernehmen, die den Luftangriff der britischen und amerikanischen Bomber ankündigten. Waren es am Vormittag noch circa 250, so bombardierten ab 21.37 Uhr etwa 700 Flugzeuge die Stadt. Der abendliche Angriff dauerte 31 Minuten und zerstörte 80 Prozent der Innenstadt. Mehr als 2.100 Menschen kamen ums Leben. Heute, 68 Jahre später, erinnerten Tausende Menschen am "Chemnitzer Friedenstag" mit Kranzniederlegungen, Konzerten und Demonstrationen an die Opfer des Zweiten Weltkriegs und die Zerstörung der Stadt. In die Hoffnung auf den Erhalt des Friedens mischte sich auch Protest gegen rechtes Gedankengut und Gewalt.
Leider seien die Ideologie und das Gedankengut, die einen grausamen Vernichtungskrieg mit insgesamt 60 Millionen Opfern ausgelöst haben, noch immer vorhanden, sagte der Rektor der Technischen Universität Chemnitz, Prof. Dr. Arnold van Zyl, bei der Kundgebung vor dem Rathaus. Die Gründe dafür seien unter anderem Arbeits- und Perspektivlosigkeit und mangelndes Vertrauen in etablierte Parteien und demokratische Ordnungen auf nationaler und europäischer Ebene. Er rief die Politik deshalb zu mehr Bürgernähe auf. Sie müsse unter anderem den Rahmen für mehr Arbeitsplätze setzen. Der Chemnitzer Rektor richtete aber auch einen Appell an die Bürger: "Jeder Chemnitzer, jeder deutscher und europäischer Bürger kann mithelfen und sich persönlich einsetzen für den Schutz von Menschenrechten, durch Solidarität und gegenseitige Achtung gegenüber Vielfalt von Menschen und Ideen, die unseren Alltag anreichern", so Prof. van Zyl.
Laut Auskunft der Pressestelle der Stadt haben etwa 5.000 Chemnitzer mit vielfältigen Aktionen und Veranstaltungen den Friedenstag begangen. Die Abendveranstaltung auf dem Neumarkt besuchten etwa 2.000 Menschen, rund 1.500 versammelten sich am Hauptbahnhof, hinzu kamen zirka 600 Teilnehmer bei der studentischen Demonstration. Etwa 700 Chemnitzer nahmen an den Sternmärschen teil.
"Ich danke allen, die heute hier in unserer Stadt ein klares Bekenntnis abgegeben haben: für Frieden, für Demokratie, gegen Rechtsextremismus", so Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig. "Ich bin froh, dass so viele Menschen ihre Haltung deutlich gezeigt haben. Besonders ermutigend fand ich, dass so viele junge Leute dabei waren. Das ist ein wichtiges Signal."
Über den Chemnitzer Friedenstag 2013 berichtete auch der MDR Sachsenspiegel.
Mario Steinebach
05.03.2013