Sieben Stunden gegen Aufschieberitis
Veranstaltung mit Zukunft: Die "Lange Nacht der Hausarbeiten" war für Studierende und Initiatoren ein voller Erfolg
Gemütlich und locker, keineswegs steif oder kühl - das ist die Atmosphäre, die die Organisatorinnen Sara Rodefeld, Stephanie Grützner und Anne Sanders den Studierenden anlässlich der "Langen Nacht der Hausarbeiten" geschaffen haben. Die Mensa auf dem Campus der TU Chemnitz verwandelte sich am 7. März 2013 in eine Arbeitswerkstatt, in der es für die Teilnehmer an nichts mangelte. Die gut besuchte Veranstaltung wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts "Qualitätspakt Lehre" organisiert.
Mit dem Beginn um 19 Uhr füllen sich die Räumlichkeiten und trotz der Semesterferien finden sich über den Abend verteilt rund 500 Studierende ein, die der Aufforderung "Durchbeißen statt durchschlafen!" nachkommen wollen. Mit den Worten "Auf eine gute Nacht" eröffnet Sara Rodefeld, Mitarbeiterin des BMBF-Projekts, die Veranstaltung, die für beide Seiten zum Erfolg werden wird. Ein vielfältiges Angebot, um Schreibfrust vorzubeugen und Motivation zu wecken, steht den Teilnehmern zur Verfügung. Nebenbei ist auch für das leibliche Wohl gesorgt: Getränke, belegte Brötchen und andere kleine Speisen kann der ausgepowerte Student am Buffet entdecken. Auch Benjamin Koszyk und Sascha Feder, Studenten des Studiengangs Sensorik und kognitive Psychologie, haben an diesem Abend der "Aufschieberitis" den Kampf angesagt und den Weg in die Mensa gefunden. So meint Sascha Feder auf die Frage, warum es ihn zur "Langen Nacht der Hausarbeiten" geführt hat: "Es hilft einfach manchmal, der Isolation zu entfliehen und mit Leidensgenossen zusammenzuarbeiten." Und Benjamin Koszyk ergänzt: "Das wäre prinzipiell ja auch anderswo der Fall, aber hier hat man eben die Möglichkeit, sich auch noch professionelle Tipps während des Schreibens zu holen." Er verweist damit auf die Schreibberatung durch Mitarbeiter der TU Chemnitz, unter anderem von Dr. Burkhard Müller, Dr. Ruth Geier, Dr. Uta Großmann und Karen Werner von der Philosophischen Fakultät, die den Studierenden den gesamten Abend über zur Seite stehen.
Ab 20 Uhr finden sich dann einige der Teilnehmer zu den Workshops im Nebenraum der Mensa ein. Den Auftakt bereitet die Psychosoziale Beratungsstelle der TU Chemnitz, die unter anderem im Vortrag auch darauf eingeht, warum man sich so gerne während der Arbeit ablenken lässt. Innerhalb der Diskussion gibt es hier viele Momente zum Schmunzeln, denn die Studierenden wissen oft selbst um ihre kleinen Marotten. Gemeinsam wird am Ende nach Lösungen für Motivationsprobleme gesucht. Diese fallen dann meist sehr kreativ aus, wie bei einer Studentin, die gerne die Akustik von Sanitärräumen nutzt, um sich die Inhalte beim Lernen laut vorzusprechen. Parallel zu den Workshops erfolgt in der Mensa eine Rechercheberatung durch Mitarbeiter der Universitätsbibliothek. Zusätzlich werden hier auch Tipps und Tricks zur Literaturverwaltung gegeben.
Die Wahl, wie sie ihre Zeit hier nutzen, bleibt den Studierenden völlig frei. Während einige sich intensiv mit den Hausarbeiten beschäftigen, treibt es manche um 20.30 Uhr in die Bar der Mensa. Hier lesen einige Universitätsmitarbeiter dem interessierten Publikum eigene Schriften zum Thema "Meine erste Hausarbeit" vor. Darunter auch Germanist Prof. Dr. Christoph Fasbender, der ein selbst geschriebenes Essay, in poetischem Stil, über das Zitieren vorträgt. Zeitgleich zu den Kurzlesungen finden im Nebenraum der Mensa um 21 Uhr Fitnessübungen statt, die dazu dienen, die durch die Arbeit am Schreibtisch entstandenen Verspannungen zu beheben. Abwechselnd zu den sportlichen Einheiten finden im selben Raum Übungen gegen Schreibschwierigkeiten statt.
Die Veranstaltung hat sich für die Teilnehmer gelohnt. Rund 20 Studierende haben den Abend sogar bis zur letzten Minute genutzt und sind bis 2 Uhr geblieben. Viele sind den Organisatoren der "Langen Nacht der Hausarbeiten" dankbar. Pädagogikstudentin Anna meint: "Der Abend heute hat mir neue Motivation gebracht. Ich würde es toll finden, wenn es die Veranstaltung im nächsten Jahr wieder geben würde."
Diese Meinung durfte Initiatorin Sara Rodefeld an diesem Abend mehrfach hören. Sie schlussfolgert: "Die Teilnehmerzahl und Resonanz hat den Bedarf widergespiegelt und wir werden versuchen, dieses oder ähnliche Formate zukünftig zu etablieren."
(Autorin: Laura Richter)
Katharina Thehos
08.03.2013