Leinen los für Chemnitzer Forschung zu Familie und Generationenbeziehungen
Das deutsche Familienpanel präsentiert Forschungsergebnisse auf dem Ausstellungsschiff "MS Wissenschaft"
Unter dem Motto "Wir leben länger. Wir werden weniger. Wir werden vielfältiger." richten die Initiative Wissenschaft im Dialog und das Bundesministerium für Bildung und Forschung 2013 das Wissenschaftsjahr der Demografie aus. Zu den Veranstaltungen zählt unter anderem die interaktive Ausstellung "Alle Generationen in einem Boot" an Bord des Ausstellungsschiffes "MS Wissenschaft". Daran beteiligen sich auch Chemnitzer Wissenschaftler der Langzeitstudie "Beziehungs- und Familienentwicklung in Deutschland" (pairfam). Im Rahmen eines eigenen Exponats stellt die Forschergruppe der Technischen Universität Chemnitz um Projektleiter Prof. Dr. Bernhard Nauck Ergebnisse ihrer Arbeit unter anderem in Form eines Wissensquiz vor. Nachdem die Ausstellung am 30. April feierlich in Berlin eröffnet wurde, hat die "MS Wissenschaft" nun Kurs auf etwa 40 Städte in Deutschland und Österreich genommen. Dort bietet sie Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein Mitmacherlebnis und weckt durch Ausstellungsstücke aus Wissenschaft und Technik Begeisterung für die aktuelle Forschung. So stehen der breiten Öffentlichkeit neben Informationen zur körperlichen sowie geistigen Alterung und Einblicken in Erfindungen, die das Leben im Alter vereinfachen, auch Informationen zur Bevölkerungsentwicklung zur Verfügung.
"Nicht nur die zunehmende Alterung der Gesellschaft, die durch immer länger werdende Lebensspannen auch Veränderungen in den Beziehungen zwischen den Generationen zur Folge hat, sondern auch die vieldiskutierte Entwicklung der Geburtenraten bestimmen den wissenschaftlichen Diskurs über Familie und Demografie. Von zentraler Bedeutung hierfür ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf", betont Prof. Nauck. Auf die Frage, wie gut sich beides in Deutschland miteinander vereinbaren lässt, antworteten knapp 22 Prozent der westdeutschen Befragten des deutschen Familienpanels mit gut bis sehr gut. In Ostdeutschland sind hingegen nur knapp 14 Prozent dieser Meinung. Zudem zeigt sich in beiden Landesteilen, dass allen voran familienpolitische Maßnahmen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen, für bisher Kinderlose einen positiven Einfluss auf den Kinderwunsch haben. Das gilt auch für Personen mit hoher Bildung und insbesondere für Frauen. Finanzielle Leistungen, wie das Kindergeld, stellen hingegen eher für Personen mit einem niedrigen Bildungsabschluss und für einkommensschwache Männer und Frauen einen Anreiz für Kinder dar, so ein Ergebnis der Studie.
Das deutsche Familienpanel pairfam ist die größte Studie ihrer Art. Wissenschaftler der TU Chemnitz, der Universität Bremen und der Ludwig-Maximilians-Universität München befragen seit 2008 in jährlichem Abstand mehr als 12.400 Männer und Frauen. Darüber hinaus werden auch die Partner, Eltern und Kinder jedes Jahr erneut befragt. Das Ziel der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft als Langfristvorhaben geförderten Studie ist die Untersuchung der vielfältigen Entscheidungs- und Entwicklungsprozesse, die hinter dem zu beobachtenden Wandel von Familie und Demografie stehen. Von Interesse ist dabei unter anderem, welche Rolle die Gründung bzw. Erweiterung einer Familie spielt, wie sich die Beziehungen zwischen den Generationen gestalten, die mehr Lebenszeit miteinander verbringen als je zuvor, und inwiefern sich Elternschaft und das Verhältnis der Generationen untereinander gegenseitig beeinflussen. Im Mai 2013 wird der fünfte Befragungsdurchgang abgeschlossen. Alle Daten werden nach Abschluss der Aufbereitung und Dokumentation Forschern aus dem In- und Ausland für ihre Analyse zur Verfügung gestellt. Mehr als 700 Forscher aus Deutschland, Europa, aber auch aus den USA, China, Jamaika und den Vereinigten Arabischen Emiraten, nutzen die bisher zur Verfügung stehenden Daten.
Die pairfam-Studie im Internet: http://www.pairfam.de
Auskünfte zum Projekt und zur "MS Wissenschaft" erteilt Sabine Keller, Telefon 0371 531 32975, E-Mail sabine.keller@soziologie.tu-chemnitz.de.
(Autorin: Sabine Keller)
Katharina Thehos
30.04.2013