Guter Rat kommt nie zu spät
Zwei Beraterinnen des Projektes TUChemnitz4U (Qualitätspakt Lehre) im Gespräch
Zu Beginn des Jahres 2012 etablierte sich durch das Projekt "TUChemnitz4U - Mentoring und Betreuung" unter anderem ein umfangreiches Beratungsangebot an der TU Chemnitz. Gefördert wird das Projekt im Rahmen des "Qualitätspakts Lehre" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Doch was genau geschieht in einer Beratung? Was sind die Aufgabenfelder und was die Möglichkeiten? Wer kann sich beraten lassen und was kann er dabei erwarten? Um dem Beratungsangebot an der TU näherzukommen, stehen die Projektmitarbeiterinnen Stephanie Grützner (Beratung beim Übergang vom Bachelor- zum Masterstudium) und Anne Sanders (Beratung bei/vor Überschreitung der Regelstudienzeit) Rede und Antwort. Gemeinsam mit Sara Rodefeld (Beratung zum wissenschaftlichen Arbeiten) bilden sie das Beratungsteam an der Philosophischen Fakultät.
Für wen ist Ihr Beratungsangebot gedacht?
Anne Sanders: Zu mir kommen Studierende, bei denen sich abzeichnet, dass sie die Regelstudienzeit überschreiten werden oder bereits überschritten haben, aber auch solche, die einfach befürchten, dass sie mit ihrem Studium nicht fertig werden.
Stephanie Grützner: Ich berate Studierende, die sich für ein Masterstudium interessieren und nicht genau wissen, was ihre Möglichkeiten sind, was sie studieren wollen oder welche Voraussetzungen sie dafür benötigen.
Mit welchen Problemen kommen die Studierenden zu Ihnen?
Sanders: Ich habe Fälle, in denen die Angst vor der Exmatrikulation hoch ist. Manche sind im Studienalltag überfordert oder stehen an einem Punkt, an dem sie nicht wissen, ob und wie sie weitermachen möchten. Oft wissen die Studierenden auch nicht, wie man bei Überschreitung der Regelstudienzeit verfährt. Einige sind Schwebekünstler, die lieber keine Entscheidung treffen, um negativen Konsequenzen zu entgehen - also lieber keine Hausarbeit abgeben, um nicht durchzufallen. So wird der Studienfortschritt dann aufgeschoben.
Grützner: Einige möchten wissen, wie sie einen passenden Master finden. Andere suchen Auskunft über verschiedene Masterangebote, Voraussetzungen und Überbrückungsmöglichkeiten. Wieder andere wissen nicht, was sie aus ihrem Studium auf den weiteren Weg mitnehmen wollen und können und welcher Master dann für sie in Frage kommt. Oft sind sie auch mit der Vielzahl an Möglichkeiten überfordert. Einige Studiengänge verlangen ein Motivationsschreiben, das dann Anlass für einen Besuch meiner Beratung ist.
Wie verläuft so eine Beratung?
Grützner: Der erste Kontakt erfolgt meist per E-Mail. Am vereinbarten Termin werden dann zunächst die Anliegen geklärt und die Ziele der Beratung besprochen. Ein Hauptbestandteil unserer Arbeit besteht darin, Fragen zu stellen. Gezielte Fragen und Perspektivwechsel helfen, die Situation zu reflektieren. Daraus können wir dann Handlungsmöglichkeiten und Lösungsstrategien erarbeiten.
Gibt es Studierende, die häufiger zu Ihnen kommen?
Sanders: Ich begleite in der Regel längerfristige Arbeitsprozesse über einzelne oder mehrere Prüfungsphasen hinweg, beziehungsweise während der gesamten Abschlussphase. Da kommen dann schon mehrere Termine zusammen.
Wo liegen die Grenzen Ihrer Beratung?
Grützner: Manchmal kommen Studierende mit der Erwartung, dass ich ihnen Entscheidungen abnehme. Die müssen sie aber letztlich selber treffen. Ich kann sie dabei nur begleiten und unterstützen. In spezifischen Fällen leite ich zudem an andere Beratungsstellen wie den Career Service, die psychosoziale Beratungsstelle der TU, das Studentenwerk oder natürlich an den Fachstudienberater weiter.
Welche Erfolge haben Sie mit Ihrer Beratung schon begleiten dürfen?
Sanders: Einer der größten Erfolge für mich ist, zu sehen, wie sich jemand endlich seiner Angst stellt, Schritt für Schritt vorankommt und aufgeschobene Prüfungen letztlich doch ablegt und besteht oder seine Abschlussarbeit abgibt.
Was unterscheidet Ihre Arbeit von anderen Beratungsangeboten?
Grützner: Das Angebot wurde geschaffen, um die Betreuung von Studierenden zu stärken und Dozenten und Fachstudienberater zu entlasten. Da wir hier keine Dozenten sind und die Studierenden nicht bewerten oder prüfen, können wir offener und intensiver mit den Ratsuchenden arbeiten.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Sanders: Dass auch diejenigen den Weg zu uns finden, die sich bisher nicht getraut haben, sich beraten zu lassen.
Grützner: Ja, das stimmt. Viele oftmals unnötige Befürchtungen können bei uns zerstreut werden.
(Autorin: Sara Rodefeld)
Katharina Thehos
13.05.2013