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Marathon der Sparsamen

Einblick ins Reisetagebuch: "Fortis Saxonia" startete beim Shell Eco-marathon in Rotterdam und erreichte nach Wetterkapriolen und Technikproblemen noch den fünften Platz in der Brennstoffzellen-Klasse

  • Der SAX4 fährt beim finalen Wertungslauf dem fünften Platz entgegen. Foto: Fortis Saxonia
  • Endlich geschafft: Der SAX4 meistert erst am letzten Wettkampftag erfolgreich seinen ersten gültigen Wertungslauf. Foto: Fortis Saxonia
  • Endlich geschafft: Der SAX4 hat am letzten Wettkampftag seinen ersten gültigen Wertungslauf gepackt. Foto: Fortis Saxonia
  • In der Startaufstellung wird nochmals die Brennstoffzelle kontrolliert. Foto: Fortis Saxonia
  • Erschreckende Diagnose der Techniker kurz vor der letzten Abnahme vor dem Start: Spannungsabfall der Brennstoffzelle. Der Start muss abgesagt werden. Foto: Fortis Saxonia
  • Der Sax 4 biegt beim ersten Wertungslauf in die erste Kurve ein. Foto: Fortis Saxonia
  • Der SAX4 auf der Rennstrecke kurz vorm Überholen der Konkurrenz. Foto: Fortis Saxonia
  • Sobald sich die Fahne hebt, beginnt der erste Wertungslauf für SAX4. Foto: Fortis Saxonia
  • Der Teammanager von Fortis Saxonia, bespricht mit einer der Fahrerinnen des SAX4 kurz vor dem Start letzte wichtige Punkte. Und ein Mitglied der PR-Gruppe hält die Startvorbereitungen fotografisch fest. Foto: Fortis Saxonia
  • Fahrerin Anetta Woruschilina bringt die Aufkleber der bestandenen Inspektionen auf dem SAX4 an. Foto: Fortis Saxonia
  • Statt realen Tests auf der Rennstrecke, stand weitere Optimierung im Paddock an. Auf recht beengtem Raum müssen alle Arbeiten erledigt werden. Foto: Fortis Saxonia
  • Alle Testfahrten wurden aufgrund des schlechten Wetters für Donnerstag abgesagt. Foto: Fortis Saxonia
  • Das Chemnitzer Studententeam "Fortis Saxonia" nutzt die Wartezeit bis zur technischen Abnahme für ein erstes Gruppenbild. Foto: Fortis Saxonia
  • Geschafft: Das Team hat mit SAX4 den Bremstest erfolgreich bestanden. Doch weitere Tests folgen. Foto: Fortis Saxonia
  • Techniker vom Team "Fortis Saxonia" haben im Paddock viel zu tun, hier testen sie das ins Auto eingesetzte Brennstoffzellensystem. Foto: Fortis Saxonia
  • Die sicherheitstechnische Abnahme des Brennstoffzellensystems ist geschafft: Ein Techniker von Shell (l.) gab grünes Licht. Foto: Fortis Saxonia
  • Blick in den Paddock-Bereich der TU Chemnitz: Breits in der Nacht der Anreise wurden die Boxengasse bezogen und am Fahrzeug mehrere Funktionstests durchgeführt. Foto: Fortis Saxonia

Beim größten Wettbewerb für nachhaltige Mobilität in Europa - dem Shell Eco-marathon in Rotterdam - treten vom 15. bis zum 19. Mai etwa 200 Teams von Hochschulen und Universitäten aus 24 Ländern gegeneinander an. Mit dabei ist das Team "Fortis Saxonia" der Technischen Universität Chemnitz, das mit dem Ökomobil SAX4 an den Start geht. Für die Leser von "Uni aktuell" berichten sie täglich von ihren Erlebnissen.

Tag 7: 19. Mai 2013
Jubelschreie und Glücksgefühle nach gigantischer Leistung des gesamten Teams

Der Tag der letzten Wertungsläufe begann für uns mit Hoffen und Bangen. Die Chancen auf einen erfolgreichen Wertungslauf standen nach einer durchgearbeitet Nacht nicht gerade gut. Nach den ersten Anpassungen mittels einer neuen Tönungsfolie an den erstmaligen Sonnenschein oblag es unseren Elektrotechnikern das System zum Laufen zu bekommen. Der für den SAX4 vorgesehene Stack konnte wieder zum Leben erweckt werden, gab im kalten Zustand genügend Leistung, brach aber leider im warmen Zustand ein. Für eine ausgiebige Prüfung fehlte die Zeit, sodass man auf einen älteren Stack zurückgriff. Dieser funktionierte glücklicherweise, war aber durch einen Umbau undicht geworden. Daher entschied man sich den Stack wieder umzubauen und Datenmaterial für das Folgejahr zu sammeln. Im kalten Zustand hofften wir, ein paar Runden zu absolvieren und im nächsten Jahr wieder anzutreten.

In der Startaufstellung war es dann auch sehr hektisch, da jedes Team innerhalb des zweieinhalbstündigen Wertungslaufs möglichst häufig auf die Strecke wollte. Anetta Woruschilina absolvierte dann den ersten Wertungslauf. Per Funkverbindung konnten wir auf der halben Strecke die Daten vom SAX4 und dem Brennstoffzellensystem auslesen. Die ersten Runden verliefen erstaunlich positiv und unsere Hoffnungen stiegen. Anetta fühlte sich im Auto wohl und klagte nicht über fehlende Leistung. Die letzte Runde konnten wir durch die herausgefahrene Zeit sehr langsam angehen lassen, sodass unsere Fahrerin den SAX4 fast nur rollen lassen konnte. Bei der Überquerung der Ziellinie kam ein Glücksgefühl bei uns auf, was wir dieses Jahr in Rotterdam so noch nicht erlebt hatten. Dieses sollte aber nur kurz anhalten, da beim Bremsentest, der diesmal nach dem Rennen und nicht davor stattfand, die Hinterradbremse nicht einwandfrei funktionierte. Die Ursache wurde sehr schnell gefunden. Da man die Fahrerin im Fahrzeug auf die schiefe Ebene gestellt hattte, verformte sich der Bereich um die Bremshalterung geringfügig. Anetta drückte ungewollt nicht den Bremszylinder ein, sondern weg. Nach einer kurzen Diskussion mit dem Technischen Leiter vom Shell Eco-marathon wurde unsere Erklärung akzeptiert und der Wertungslauf für gültig erklärt. Ein erneuter Jubelschrei erfüllte den Raum um uns. Mit einer Reichweite von 184 Kilometern pro Kilowattstunde wurde das Ergebnis offiziell eingetragen.

Jetzt galt es eine Zugabe zu geben und wir begaben uns sofort in die Startaufstellung. Dort wurde die Wasserstoffflasche vorsichtshalber ausgetauscht, die Brennstoffzelle gekühlt und die Bremsen repariert und entsprechend verstärkt. Der zweite Wertungslauf wurde von Christine Städtler gefahren. Da sie zu den Letzten gehörte, die auf die Strecke gelassen wurden, lichtete sich der Verkehr mehr und mehr. Die Fahrerin konnte sich am Schluss super an der Optimallinie orientieren und unser Brennstoffzellensystem hielt durch. Im Ziel angekommen, wurden wir für unseren Einsatz in den letzten Tagen, Wochen und Monaten belohnt. Mit 234 km/kWh hatten wir unser letztjähriges Ergebnis um zwei Positionen verbessert und erreichten in unserer Kategorie einen hervorragenden fünften Platz. Insgesamt haben sich in der Wasserstoff-Prototypen-Klasse 40 Teams angemeldet, 30 sind nach Rotterdam gekommen, wovon 27 die technische Inspektion bestanden haben. 13 von diesen 27 Teams konnten unter den schlechten Witterungsbedingungen einen Wertungslauf absolvieren. "Fortis Saxonia" ist das beste deutsche Team in der Wasserstoff-Prototypen-Klasse. Das Feiern konnte beginnen…

Tag 6: 18. Mai 2013
Spannungseinbruch der Brennstoffzelle macht Start unmöglich, doch die Hoffnung stirbt zuletzt

Manchmal läuft es einfach nicht so, wie man es sich vorgestellt hat. Nach stundenlanger Arbeit am Motor hofften wir, dass er sich im heutigen Wertungslauf wieder von seiner guten Seite zeigen würde. Doch einige Minuten vor der letzten Abnahme beim Start gab es plötzlich einen Spannungseinbruch beim Warmlauf der Brennstoffzelle mit einer optimierten Notlösung des Befeuchtungssystems. Kurzzeitig überlegten wir, trotzdem zu starten und das Beste zu hoffen, doch nach einer längeren Besprechung entschieden wir uns auf Effizienz zu setzen und das Problem zu finden und zu beheben. Daher wurde - zurück im Paddock - die Brennstoffzelle genauer untersucht: Wasserstoff wurde zugeführt und der Wasserstoffaustritt auf der Luftseite gemessen. Normalerweise darf dort kein Wasserstoff festgestellt werden, was jedoch leider der Fall war. Diagnose nach einer weiteren Spannungsprüfung aller Zellen: eine Membran der Brennstoffzelle ist durchgebrannt und der Brennstoffzellenstack kann nicht mehr eingesetzt werden. Die Techniker hatten daher zunächst den kompletten Stack der Brennstoffzelle durch einem älteren ausgetauscht. Da wir jedoch immer die zur Verfügung gestellten Wasserstoffspeicher um 21 Uhr abgeben müssen, konnten wir das System nur für wenige Minuten testen. Die zur Verfügung gestellte Leistung war dabei mit einem Drittel der benötigten nicht ausreichend. Eine Fehlerdiagnose und eventuelle Optimierungen können an diesem Stack erst wieder morgen früh vorgenommen werden. Zur Zeit versuchen unsere Techniker die Brennstoffzelle mit der kaputten Membran aus dem Brennstoffzellenstack mit ursprünglich 32 Zellen auszubauen und die Software vorbereitend anzupassen. Die Stacks werden im Normalfall unter Reinraumbedingungen zusammengebaut. Diese sind hier im Paddock und auf dem Ahoy-Gelände jedoch nicht vorhanden. Vor dem Hintergrund der notwendigen Fertigungsqualität und den geringen Toleranzen des Anziehungsmomentes ist dies ein Unternehmen mit vergleichsweise geringen Erfolgschancen.

Durch die hohe Feuchtigkeit bei sehr geringen Lufttemperaturen haben bis jetzt kaum Teams mit Brennstoffzellenantrieb einen Wertungslauf erfolgreich abschliessen, bzw. nur ein schlechtes Ergebnis verbuchen können. Da morgen die Sonne scheinen soll und wir Temperaturen um die 20 °C erwarten, kann dies für unsere Brennstoffzelle mit der Notlösung des Befeuchtungsmanagementsystems nur von Vorteil sein. Schaffen wir eines der beiden Brennstoffzellenstacks erfolgreich und ohne Leck zum Leben zu erwecken und mit einem Wertungslauf wie im letzten Jahr abzuschließen, wären wir nach dem aktuellem Stand sogar auf dem vierten Platz, was einer Steigerung um drei Plätze entsprechen würde. Es folgt also eine lange Nacht im Paddock und ein hoffentlich positiver Start in den morgigen Tag. Drückt uns bitte beide Daumen!

Update 22.20 Uhr: Die Diagnose einer kaputten Membran in der betreffenden Brennstoffzelle hat sich bestätigt. Bleibt nur noch zu hoffen, dass unsere Techniker einen Stack zuverlässig zum Arbeiten bekommen.

Tag 5: 17. Mai 2013
Hoffnungsvoller Start zum ersten Wertungslauf, doch dann spielten Technik und Wetter nicht mehr mit

Ein Tag voller Höhen und Tiefen: Als heute früh um 7 Uhr der Wecker klingelte, lagen alle gespannt in ihrem Zelt, ob das vertraute Geräusch des Regens zu hören ist. Doch nichts. Bis dato. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es für alle ins Paddock. Während einige das Wetterradar beobachteten und sogar Meteorologen kontaktierten, machten andere den SAX4 für den ersten Wertungslauf startklar. Gegen 11.20 Uhr stellten sich zwei Mitglieder an der Rennstrecke an, um einen möglichst guten Startplatz zu bekommen. Nachdem auch alle anderen Mitglieder inklusive Fahrzeug an der Strecke waren, konnte es losgehen. Die Fahrerin bereitete sich mental auf das Rennen vor, die PR-Gruppe knipste fleißig Bilder und die Techniker starteten die Brennstoffzelle. Aufgrund der eisigen Temperaturen war es nicht ganz so leicht sie auf Temperatur zu bringen und unser Start verzögerte sich noch einen Moment.

Doch dann war es endlich soweit. Nach den letzten Sicherheitskontrollen seitens Shell konnte sich das Team an den Start bewegen und schon liefen die 39 Minuten für zehn Runden. Der Start sah vielversprechend aus, doch nach vier Runden war klar, dass wir zu langsam waren. Schnell berichtete die Fahrerin via Headset, dass das Fahrzeug bereits an der Leistungsgrenze läuft. Trotz permanenter Beschleunigung ihrerseits, sei es nicht möglich schneller als 22 km/h zu fahren. Um die zehn Runden in den höchstens 39 Minuten zu absolvieren, wird jedoch eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h benötigt. Schon an der Strecke wurde während den verbliebenen sechs Runden analysiert und versucht, eine mögliche Diagnose für das Problem zu finden. Doch ohne ein Feedback der Fahrerin in Kombination mit der Auswertung der Brennstoffzellendaten und einen Blick auf den Motor war diese nicht möglich.

Zurück im Paddock ging es sofort an die Fehlersuche. Nach bereits 15 Minuten die erste Hoffnung: ein Kabel, welches für die Steuerung des Motors zuständig ist, hatte Kabelbruch erlitten. Doch nach der Reparatur wurde schnell klar, dass dieser Defekt nicht der Grund für diesen Leistungsabfall war. Sicherlich spielte das schlechte Wetter eine Rolle (fast alle Teams hatten große Probleme und nur fünf konnten eine erfolgreiche Wertung verbuchen), doch die andauernden Tests legen einen Fehler am Motor nahe. An einer Lösung wird derzeit (Stand: 23.15 Uhr) noch getüftelt. Eigentlich war für den späten Nachmittag ein weiterer Wertungslauf angesetzt, doch bereits in unserem Lauf schlug das Wetter um und es begann, leicht zu nieseln. Aufgrund des stärker werdenden Regens musste die zweite Rennsession abgesagt werden. Wir haben also wieder eine lange Nacht im Paddock vor uns und müssen sowohl auf eine Lösung des Motorproblems, als auch auf gutes Wetter für den nächsten Wertungslauf morgen Mittag hoffen.

Tag 4: 16. Mai 2013
Geniale Gummibänder und jede Menge Regen

So schön das Wetter am gestrigen Tag war, so schlecht war es heute. Damit standen auch die Testläufe auf der Kippe, denn bei Regen dürfen die Prototypen, zu denen auch unser SAX4 gehört, nicht fahren. Fehlende Scheibenwischer und Rücklichter sowie die reibungsoptimierten Reifen würden eine Fahrt auf nasser Straße auch viel zu gefährlich machen. Doch bevor wir überhaupt eine Testfahrt hätten absolvieren dürfen, stand der Abschluss der technischen Inspektion an.

In der vergangenen Nacht wurde akribisch an einer Lösung für das Lenksystem gearbeitet. Eine mechanische Rückfallebene musste gemäß den Regeln von Shell eingebaut und im Fahrbetrieb nachgewiesen werden. Dies wussten wir bereits im Vorfeld des Wettbewerbs. Unser mechanisches Failsafe-System für die Lenkung war vorhanden, aber für Shell nicht ausreichend genug. An guten Lösungsvorschlägen mangelte es nicht. Doch da wir nur wenige Stunden Zeit hatten, waren geniale Ideen gesucht, die sich noch dazu mit dem umsetzen ließen was wir dabei haben oder in Rotterdam kaufen können. Am Ende wurden die erdachten elektromechanischen Kopplungssysteme verworfen und es entstand ein Federsystem aus haushaltsüblichen Gummibändern. Unseren nächtlichen Test bestand das System und auch die Sicherheitsinspektoren waren am heutigen Morgen davon überzeugt. "Safetycheck" und "technical Inspection" wurden mit diesen Lösungen ohne Probleme bestanden.

War nur noch das Problem mit dem Wetter. Den ganzen Tag über feilten wir noch am Brennstoffzellensystem, in der Hoffnung, endlich die E-Last durch die Rennstrecke austauschen und reale Daten aufnehmen zu können. Diese sind auch dringend notwendig, da durch die Notlösung des Feuchtemanagements keine Erfahrungen aus Testfahrten vorhanden sind. Des Weiteren spielt die Luftfeuchtigkeit eine große Rolle, und diese ist im Paddock und auf der Rennstrecke sehr unterschiedlich. Gegen 15.30 Uhr kam dann die ernüchternde Botschaft: Alle Testläufe in der Prototypenklasse wurden für heute abgesagt. Das Wetter ist bis zum Abend auch nicht besser geworden. Das Regenradar für Freitag sieht allerdings vielversprechend aus. Durch die vorhergesagten Wetterbedingungen für die nächsten Tage wurden ebenfalls die letzten Testläufe am Freitagvormittag abgesagt. Somit geht unser erster "Testlauf" direkt als erster Wertungslauf ein.

Tag 3: 15. Mai 2013
Erfolgreiche Prüfungen, ein Scherzbold im Paddock und der Traum von der ersten Testfahrt

Wir sind die Lautesten. In was? Im Hupen natürlich. Aber zurück zum Anfang. Nach einer langen Nacht im Paddock begann der heutige Tag ein wenig später. Dafür aber mit blauem Himmel und Sonne, welche uns den ganzen Tag nicht verlassen sollte. Zunächst galt es, die letzten Fehler zu beheben, da im Laufe des Nachmittags endlich die technische Abnahme stattfinden sollte. Außerdem wurde unser Paddock sicher gemacht. Ganz nach unserer "safety is our first priority"-Philosophie (mehr dazu auf unserem Blog) wurde das Paddock mit Warnschildern, Feuerlöscher und Verbandskasten ausgestattet. Außerdem wurde mal ein wenig Ordnung geschaffen, um besser und strukturierter arbeiten zu können. Bevor es dann endlich zur Abnahme ging, mussten unsere beiden Fahrerinnen und unser Team Manager noch zum Briefing. Dort hinzufinden, erinnerte an unsere Odyssee vom ersten Tag: Keiner der Mitarbeiter konnte uns Auskunft geben, wie wir in die nicht ausgeschilderte und verschlossene Halle 4 kommen. Und so ging es Trepp rauf, Trepp runter und im Kreis, sodass wir irgendwann wieder dort standen, wo wir hergekommen waren. Mit knapp zehn Minuten Verspätung kamen wir und mehrere Dutzend andere Teams endlich an und uns wurde, aufgrund unserer Verspätung, zunächst kein Einlass gewährt. Aber unser Team Manager ergriff das Wort und setzte sich professionell und bestimmt durch und so kamen wir doch noch in den Genuss der Besprechung. Da unsere Fahrerinnen jedoch bereits letztes Jahr teilgenommen haben, gab es nicht wirklich neue Informationen.

Und dann stand endlich die technische Abnahme auf dem Plan. Nachdem sowohl der SAX4, als auch unsere Fahrerinnen erfolgreich gewogen wurden, folgte beim Vermessen des Fahrzeugs zunächst ein kleiner Schock: Auf einmal sagte ein Techniker von Shell, dass unser Fahrzeug vorne zu hoch sei. Es habe seit dem letzten Jahr eine Änderung gegeben, welche höchstens zehn Zentimeter zulassen würde. Schock. Keiner wusste, was er sagen sollte, denn so ein Urteil bedeutet eigentlich das Aus, da sich dieser Fehler nicht hätte beheben lassen. Doch dann das große Aufatmen: "I got you. I´m just kidding." Nach diesem Schock standen der Brems- und Kurventest an. Auch das absolvierten Auto und Fahrerinnen souverän. Es folgte die wohl stressigste Prüfung für unsere Fahrerinnen: In maximal zehn Sekunden das geschlossene Fahrzeug verlassen. In nur jeweils vier und fünf Sekunden blieben die beiden jedoch klar unter dieser Zeit. Durchatmen.

Als nächstes ging es zum "Design-Check". Ein Begriff, der schnell falsch verstanden werden kann. Akribisch wurde hier geprüft, ob wir alle Aspekte der Shell-Regularien erfüllen, die Lenkung den Anforderungen entspricht, alles korrekt abgedichtet und feuerfest ist, usw. Dabei wurden zwei kleinere Mängel festgestellt, welche mittlerweile behoben wurden. Größere Sorgen bereitet uns hingegen unsere Steer-by-Wire Lenkung. Diese gibt den Lenkeinschlag über ein analoges und digitales Signal weiter. Falls eins ausfällt, greift das andere ohne Unterbrechung ein. Von den Organisatoren als "impressive design" gelobt, muss diese aber laut Regularien ebenfalls durch eine mechanische Lösung ergänzt werden. An dieser sind hingegen noch Modifizierungen notwendig, welche uns die Nacht noch beschäftigen werden. Nach dieser ernüchternden Prüfung erfolgte dann der erfreulichste Teil: der Hupen-Test. Es gilt, lange und möglichst laut zu hupen. Und das konnten wir. Und wie. Würde es einen Award fürs Hupen geben, hätten wir ihn gewonnen. Denn so laut wie wir hat noch keiner gehupt. Dann kam der letzte Teil der Abnahme, vor der wir wohl den größten Respekt hatten: Das Brennstoffzellensystem wurde in Augenschein genommen. Aber Dank der exzellenten Arbeit unserer Techniker die letzten Tage und Nächte, gab es dieses Mal nichts auszusetzen.

Zurück im Paddock hatten die ersten Mitglieder des Chassis-Teams bereits begonnen, die zwei kleineren Mängel zu beheben. An einer Idee für das Lenkproblem wird zur Zeit noch fleißig getüftelt. Somit haben wir die technische Abnahme zwar hinter uns gebracht, aber aufgrund der bemängelten Details durften wir heute noch keine so dringend notwendige Testfahrt durchführen. Wir versuchen aber, noch heute Abend eine Lösung zu finden, um gleich morgen den ganzen Nachmittag für Testfahrten freigegeben zu werden. Drückt uns die Daumen!

Tag 2: Dienstag, 14. Mai 2013
Rettende Ideen aus der Wasserpfeife und erste Presse-Statements

Während es in der Nacht noch ordentlich regnete, begrüßte uns der heutige Morgen überraschenderweise mit Sonne. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit übergroßen niederländischen Brötchen ging es gleich wieder ins Paddock. Während das PR-Team verschiedene Presseanfragen beantwortete, kümmerte sich das Chassis-Team um die Schönheitsfehler des SAX4. So erhielt er neue Aufkleber und einige unschöne Macken in der schwarzen Farbe wurden ausgebessert. Das Antriebs-Team nahm sich heute dem Herzstück unseres Fahrzeugs an: der Brennstoffzelle. Seit Samstag hatte uns das Feuchtemanagement große Sorgen gemacht, da kurzfristig ein Teil ausgefallen ist, und so musste schnell eine gute Lösung her. Mit Hilfe eines ehemaligen Mitglieds kam die Idee, ein Befeuchtungssystem mit Hilfe einer einfachen Trinkflasche zu bauen. Dieses funktioniert jetzt nach einem ähnlichen Prinzip wie eine Wasserpfeife und somit können wir wieder positiv auf die bevorstehende technische Abnahme und die ersten Testfahrten am morgigen Tag blicken.

Im Laufe des Tages bekamen wir nicht nur den ungeliebten Regen zurück, sondern auch Besuch von einem Fernsehteam aus Offenburg, welches ab Donnerstag unter www.eco-marathon.de live vom Shell Eco-marathon berichten wird. So gaben wir ein Interview, in welchem wir über unser Auto erzählten. Auch ein Mitarbeiter vom technischen Team von Shell war schon vor Ort, um zu überprüfen, ob unsere Brennstoffzelle keine größeren Sicherheitslücken aufweist. Da dies nicht der Fall war, hat er den Wasserstoff freigegeben und wir konnten erste Tests durchführen. Nach einem leckeren Abendessen ging es für die Techniker wieder ins Paddock, wo in den späten Abendstunden noch fleißig weiter gearbeitet wurde.

Tag 1: Montag 13. Mai 2013
Nervige Suche nach "rotem Bändchen" in stürmischer Nacht - Die Boxengasse ist endlich bezogen

Während ganz Deutschland in der Nacht von Sonntag auf Montag schlafen ging, packte Fortis Saxonia seine sieben Sachen und der erste Teil des Teams machte sich auf in Richtung Rotterdam. Nachdem die Fahrt ohne nennenswerte Hindernisse schnell voranging, standen wir gegen halb acht endlich auf dem Parkplatz des Messegeländes der "Ahoy Arena" und konnten endlich unsere Sachen auspacken und Zelte aufschlagen. Dachten wir. So einfach war es dann nämlich doch nicht und es folgte eine Odysee a là Asterix und Obelix: Als wir zum Eingang der Zeltplätze kamen, wurde uns gesagt wir würden ein Bändchen zum Einlass benötigen, welches wir auf der anderen Seite im Messegebäude bekommen würden. Am Messegebäude angekommen war dieses verschlossen und niemand vor Ort. Also zurück zum Eingang des Zeltplatzes. Wieder das Hindernis "rotes Bändchen". Dieses Mal jedoch der Hinweis, dass dieses nicht im Gebäude, sondern im Zelt davor zu bekommen sei. Also auf zum weißen Zelt, von dem es jedoch drei gab. Keines war in Benutzung und erst recht nicht für die Ausgabe eines roten Bändchens vorgesehen. Dort bekamen wir dann jedoch gesagt, dass ein weißes Zelt auf dem Parkplatz in der Nähe des Zeltplatzes gemeint war. Ein Zelt gesehen zu haben, konnte sich jedoch niemand erinnern. Vorhanden war auch keins. Allerdings ein kleiner gelber Container mit der erlösenden Aufschrift "Registrierung". Kurz darauf konnte das große Zeltaufbauen beginnen. Verärgerte uns anfänglich noch der Regen, der einfach nicht aufhören wollte, stellte sich der aufkommende Wind mit der Zeit als ein viel größeres Hindernis heraus. Doch nach einiger Zeit bezwangen wir auch diesen Gegner und konnten uns erst einmal über eine warme Mahlzeit freuen.

Nach dem Essen hieß es dann, das "Paddock" mit allen technischen Geräten einzuräumen. Das Paddock ist eine Art Boxengasse, die jedes Team zugeteilt bekommt, um eine kleine Werkstatt für sein Auto zu errichten. Unmittelbar nach dem Einrichten mit allen notwendigen Gerätschaften haben wir mit dem Funktionstest der einzelnen Komponenten begonnen und Verbesserungsideen umgesetzt. Das morgige Ziel besteht darin, die technische Abnahme für unseren SAX4 zu meistern. Dabei müssen verschiedene Tests bestanden werden. Bis dahin sind noch einige kleine und größere Aufgaben zu erledigen. Es bleibt also spannend.

Somit neigt sich der Tag nach erfolgreichen Taten dem Ende zu, alleine der Wind macht uns ein wenig Sorgen. Inzwischen ist auch der zweite Teil unseres Teams angekommen und wir werden den Abend gemeinsam ausklingen lassen.

(Autorin: Linda Blumkowski)

Der Shell Eco-marathon 2013 im Internet: http://www.shell.com/eco-marathon

"Fortis Saxonia" und aktuelle Teaminformationen im Internet: http://www.fortis-saxonia.de / http://fortis-saxonia.blogspot.de / http://www.facebook.com/FortisSaxonia

Weitere Informationen erteilt Linda Blumkowski, E-Mail info@fortis-saxonia.de.

Mehr zum Thema: Mit wenig Energie und viel Optimismus durch Rotterdam

Mario Steinebach
20.05.2013

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