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"Wer die Deutschen nicht kennt, steht ein bisschen am Rand"

Die Brasilianerin Cristina Peter Barcella ist Wahl-Chemnitzerin und studiert an der TU Chemnitz Medienkommunikation - der Kontakt zu ihren deutschen Kommilitonen ist ihr sehr wichtig

Wenn Cristina Peter Barcella mit ihrem Rennrad durch Chemnitz saust, dann ist sie glücklich. "In Brasilien haben wir keine Radwege, da liegen wir im regelrechten Kampf mit der Regierung", sagt die Wahl-Chemnitzerin. Und wenn die junge Frau dann auf Jugendliche trifft, die ihre Stadt langweilig finden, kann sie nur den Kopf schütteln. "In Chemnitz lässt es sich doch gut leben. Ich denke, wer hier schon lange wohnt, sieht das nicht mehr." Cristina Peter Barcella kommt vom anderen Ende der Welt: aus Brasilien. Als sie noch in Sao Paulo wohnte, brauchte sie täglich über eineinhalb Stunden für den Weg auf Arbeit - Stau und Stress inklusive. In Chemnitz wohnt sie nun schon knappe zwei Jahre und ist zufrieden mit ihrer Wahlheimat.

Von der Journalistenkarriere zurück ins Studium

Seit dem Wintersemester 2012/2013 studiert die Brasilianerin den Master-Studiengang Medienkommunikation an der TU Chemnitz. Nachdem sie das Deutschzertifikat - die Zugangsvoraussetzung für ihr Studium - in der Tasche hatte, hat der Spaß laut eigener Aussage angefangen. "Ich wollte dieses Studium, denn es ist aktualitätsbezogen. Vor allem im Journalismus ist es heutzutage notwendig, sich praktisch und theoretisch mit dem Internet auszukennen", sagt die 31-Jährige. Cristina Peter Barcella ist mit der Medienindustrie schon langjährig vertraut. In ihrer Heimatstadt Florianopolis absolvierte sie von 2001 bis 2007 ein Bachelorstudium in Soziale Kommunikation/Journalismus und im Anschluss war sie als Presseberaterin beim zweitgrößten Fernsehsender Brasiliens und als Reporterin einer überregionalen Boulevardzeitschrift tätig. "Mein Studium gefällt mir, aber in der deutschen Sprache fällt es mir nicht immer leicht. Ich lerne jeden Tag dazu, insbesondere an theoretischen und philosophischen Ausdrücken", erzählt die brasilianische Studentin.

Das erste Mal auf Tuchfühlung mit der deutschen Kultur ging Cristina Peter Barcella im April 2010. Sie besuchte ihre Mutter in Chemnitz, die vor etwa zehn Jahren nach Deutschland auswanderte, als sie sich in einen deutschen Anwalt verliebte. "Mein erster Besuch in Deutschland war mir peinlich, denn ich konnte mit niemandem reden - außer auf Englisch. Wenn man dann zusammen am Tisch sitzt und kein Wort Deutsch versteht, ist das schon sehr unangenehm", erinnert sich die Brasilianerin. Kurzerhand entschied sie sich, Deutsch zu lernen. Sie belegte einen sechsmonatigen Sprachkurs an der Chemnitzer Volkshochschule, und weil ihr die Stadt so gut gefallen und sie ohnehin ein Master-Studium angestrebt hatte, immatrikulierte sie sich an der TU Chemnitz. Der Kontakt zu ihren deutschen Kommilitonen ist der Brasilianerin wichtig. "Mit ausländischen Studierenden treffe ich mich weniger. Ich will hier ganz integriert sein, denn ich glaube, wenn man die deutsche Kultur und die Deutschen nicht kennt, steht man ein bisschen am Rand der Gesellschaft", so Cristina Peter Barcella.

"Ich will hier ganz integriert sein"

Die höchste Priorität hat für die 31-Jährige momentan der Abschluss ihres Studiums. Sie möchte schleunigst zurück ins Arbeitsleben und könnte sich vorstellen, auch weiterhin in Chemnitz zu bleiben. "Die Menschen hier sind offen. Zu den Zeiten, als ich noch kaum Deutsch sprechen konnte, wurde ich nie abgewiesen, wenn ich jemanden auf der Straße oder in den Geschäften um Hilfe gebeten hatte. Chemnitz wächst. An jeder Ecke sieht man einen Umbau. Und alles liegt in der Nähe. Vom Zentrum erreicht man fast jedes Ziel in knapp 15 Minuten", sagt die Brasilianerin und fügt abschließend hinzu: "Die ruhige Routine in Chemnitz ist für mich ein Stück Lebensqualität, die ich in Brasilien nicht hatte."

(Autorin: Victoria Graul)

Mario Steinebach
23.08.2013

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