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"Der 17. Juni 1953 in Sachsen"

Band zur Fachtagung an der Technischen Universität Chemnitz ist erschienen

Der 17. Juni 1953 zählt zu den bekanntesten Wegmarken der deutschen Nachkriegsgeschichte. Zum 60. Jahrestag des gewaltsam niedergeschlagenen Volksaufstandes in der DDR haben auf einer öffentlichen Fachtagung an der Technischen Universität Chemnitz Historiker und Politikwissenschaftler die damaligen Ereignisse in den DDR-Bezirken Dresden, Karl-Marx-Stadt und Leipzig untersucht sowie deren Nachwirkungen in der deutschen Erinnerungskultur beleuchtet.

Der jetzt im Berliner Ch. Links Verlag erschienene und ab Januar 2014 im Programm der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung erhältliche Sammelband bildet die Vorträge in überarbeiteter und erweiterter Form ab. Die Autoren analysieren unter anderem die bisher erst wenig erforschten Ereignisse in den ländlichen Regionen (Dr. Jens Schöne) und die Verläufe des Aufstandes in den sächsischen Bezirksstädten (Dr. Heidi Roth). Karl-Marx-Stadt etwa galt innerhalb Sachsens am 17. Juni 1953 als ruhig, das heißt anders als Leipzig oder Dresden nicht als Hort der Revolution. Roger Engelmann und Daniela Münkel rekonstruieren die Lage im Bezirk Karl-Marx-Stadt im Spiegel der Berichte der Staatssicherheit an die SED-Führung im Jahr 1953. Als Grund für die relative Passivität nennen sie unter anderem die besondere Situation der Wismut-Betriebe mit ihrer eher "traditionslosen" Belegschaft und den vielen Sonderversorgungssystemen.

Besonders die Rezeptionsgeschichte beschäftigte die Tagungsreferenten. Während Prof. Dr. Alexander Gallus den ambivalenten, sich über die Jahre gewandelten Umgang mit dem 17. Juni in der Bundesrepublik Deutschland beleuchtet, untersucht Dr. Martina Metzger, inwieweit der erste Volksaufstand in der DDR für die Oppositionsbewegung der 1980er-Jahre von Relevanz war. Sie vergleicht am Leipziger Beispiel den 17. Juni 1953 und die Friedliche Revolution 1989 hinsichtlich ihrer Voraussetzungen und Rahmenbedingungen. Beide Ereignisse weisen jenseits der ihnen heute zugeschriebenen Bedeutung kaum Ähnlichkeiten auf. Dr. Myriam Renaudot zeigt mit ihrer Studie über die Darstellung des 17. Juni 1953 in der Sächsischen Zeitung nach 1990, dass an das Thema immer wieder neue und spannende Fragen zu stellen sind. Denn, so Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk in seinem Forschungsüberblick, es können trotz der vorliegenden guten Kenntnisse durch eine zukünftige Forschergeneration vielleicht "auch unsere heutigen Gewissheiten hinterfragt und Antworten geliefert werden, zu denen uns heute nicht einmal die Fragen einfallen".

Bibliografische Angaben: Clemens Heitmann/Thomas Schubert (Hrsg.): Der 17. Juni 1953 in Sachsen. Ursachen, Ereignis, Wirkung und Rezeption, Berlin 2013 (Ch. Links Verlag), 200 Seiten, ISBN 978-3-86153-747-2, Preis: 24,90 Euro

(Autor: Dr. Thomas Schubert)

Katharina Thehos
08.11.2013

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