Eine Rucksackreise der besonderen Art
Joseph Heß ist TU-Student und plant zum Abschluss seines Studiums eine Zugreise durch ganz Eurasien
Von Helsinki nach Berlin mit dem Zug - eine überschaubare Strecke. Wenn man aber als Zwischenziele unter anderem Moskau, Shanghai, Manila und Hongkong hat, kann man sich auf mehr als eineinhalb Monate spannender Zugreise freuen. So geht es jetzt Joseph Heß: Der 26-Jährige steht kurz vor dem Masterabschluss seines Wirtschaftsingenieurstudiums an der Technischen Universität Chemnitz und beginnt am 15. Januar seine Reise durch Eurasien.
Auslandserfahrung konnte Joseph Heß bereits während seines Studiums sammeln. 2007 entschied er sich durch die Empfehlung von Freunden für die TU Chemnitz und blieb für den Master. Im Wintersemester 2012/2013 nutzte er das Angebot des Internationalen Universitätszentrums der TU Chemnitz und ging für ein Semester nach Vaasa in Finnland. Dort lernte er seinen Freund Juho Salokangas kennen, zusammen mit ihm und Vanessa Brückner, einer Freundin aus Thüringen, wird er nun die Reise antreten. Innerhalb von zweieinhalb Wochen werden sie auf fünf Zwischenstopps 12.000 Kilometer bis Shanghai zurücklegen, danach geht es über Manila, Hongkong und Dubai zurück nach Berlin. "Unsere ursprüngliche Idee war, mit der Transsibirischen Eisenbahn zu fahren. Doch legten wir fest, dass wir nicht nur Russland, sondern auch gerne China bereisen würden. Nach einigen Recherchen bemerkten wir, dass viele unserer internationalen Freunde, die wir während des Studiums kennengelernt haben, an der Strecke wohnen - und so ergab sich die Reiseroute", erklärt Joseph Heß. Die Zwischenstopps dauern von einer Nacht bis zu fünf Tagen und fast überall steht ein einheimischer Freund bereit, um den Reisenden in einer Art Blitz-Sightseeing das Schönste und Wichtigste seines Ortes zu zeigen. Nur viermal ist ein Flugzeug eingeplant, den ganzen Rest der Reise erleben die Freunde im Zug. "So bewegen wir uns zügig fort, sehen viel vom Land und kommen mit Einheimischen in Kontakt. Die längste durchgängige Strecke werden wir von Moskau nach Kasachstan zurücklegen, die 70 Stunden werden bestimmt anstrengend. Insgesamt freuen wir uns aber sehr auf die Möglichkeiten, die uns diese Art der Fortbewegung bietet", erklärt Joseph Heß.
Vor fünf Monaten wurde die Reise Schritt für Schritt geplant und gebucht, ein Reisebüro nahmen sich Joseph Heß, Vanessa Brückner und Juho Salokangas dabei nicht zur Hilfe. "Eine vergleichbare Reise würde organisiert um die 10.000 Euro kosten - ein wenig viel für ein Studentenportemonnaie. Wir haben alles selbst organisiert und können jetzt sagen, dass es wirklich unsere Reise ist", freut sich Joseph Heß. Am teuersten schlugen die Visa und der Flug von Manila nach Hause zu Buche. Um während der Reise die Möglichkeit zu haben, einen Blog zu schreiben und ein Video zu drehen, konnten die Reisenden einige Sponsoren gewinnen. Freunde und Interessierte können die Reise so online verfolgen und die Erlebnisse von Joseph, Vanessa und Juho nachlesen. "Der Blog sorgt für die internationale Vernetzung. Wir laden Leute auf der Strecke ein, uns zu treffen. Wir geben Hinweise, was an den einzelnen Stationen beachtet werden muss, und geben Auskunft über die Tauglichkeit unserer Ausrüstung. In meinen Augen legen die Leser eben nicht nur Wert auf nette Berichte, sondern auch auf spezielle Erfahrungen. In dem Blog geben wir nützliche Informationen wie `Wieviel Geld muss ich für eine solche Reise oder einen Tag an diesem Ort einplanen?´, `Wie sieht es mit Krankheiten aus?´, `Auf was muss ich besonders achten?´", erläutert Joseph Heß. Weitere Bilder und Eindrücke fängt der passionierte Hobbyfilmer mit seiner Videokamera ein.
Sechs Wochen werden die Freunde unterwegs sein, Joseph Heß ist voller Vorfreude: "Ich freue mich darauf, viele Menschen mit ihren Bräuchen kennenzulernen. So soll man zum Beispiel in Russland eine Flasche Schnaps mit in den Zug nehmen, da es unhöflich ist, einem angebotenen Wodka nichts erwidern zu können. Das klingt zwar etwas stereotypisch, aber ich bin gespannt. Ein Highlight wird auch das chinesische Neujahrsfest sein, das wir in Xian erleben werden. Und durch das Reisen mit Juho hoffe ich auch, etwas Finnisch zu lernen." Kleinere Bedenken hat der 26-Jährige auch: "An den Grenzen haben wir viel Zeit eingeplant, damit dort hoffentlich nichts schiefgeht. Als Rucksacktourist hat man ein höheres Risiko, ausgeraubt zu werden - durch Anpassung an lokale Gepflogenheiten kann man dem aber hoffentlich vorbeugen. Ich freue mich sehr auf diese einmalige Reise und durch die Vorfreude sind fast alle Sorgen vergessen."
Der Blog zur Reise ist zu finden unter http://tourdumonde.fi.
Weitere Informationen erteilt Joseph Heß, E-Mail joseph.hess@s2007.tu-chemnitz.de.
(Autorin: Florentina Liefeith)
Katharina Thehos
07.01.2014