Chemnitzer Studierende erhalten Einblicke in die Weltpolitik
Reisetagebuch: TU-Studierende beteiligten sich an der weltgrößten UN-Simulation in New York - für ihre Vorbereitung und den Auftritt bei der Konferenz wurden sie als "Outstanding Delegation" geehrt
15 Chemnitzer Studierende machten sich am 22. März 2014 auf den Weg in die USA. Ihr Ziel: die Vereinten Nationen in New York. Dort werden sie vom 30. März bis 4. April 2014 gemeinsam mit 5.000 Studierenden aus der ganzen Welt in die Rolle von Diplomaten schlüpfen und als Länderdelegierte aktuelle Herausforderungen der Weltpolitik diskutieren. In diesem Jahr repräsentiert die Delegation der TU Chemnitz die Interessen von Libyen. Bevor die Simulation losgeht, erhalten die Studierenden in Washington D.C. und New York weitere Einblicke in die Weltpolitik. Für die Leser von "Uni aktuell" berichten sie täglich von ihren Erlebnissen.
Tag 12: Donnerstag, 3. April 2014
Die NMUN-Konferenz vertagt sich auf nächstes Jahr - höchste Auszeichnung für "Libya, represented by Chemnitz University of Technology"
Nachdem wir gestern bereits über alle während der Konferenz erstellten Resolutionsentwürfe abgestimmt hatten, fand heute noch die offizielle "Closing Ceremony" statt. Ein tolles Erlebnis, nach der langen Beschäftigung mit den Vereinten Nationen und ihrer Bedeutung endlich selbst an den Ort zu gehen, den man aus den Nachrichten kennt und an dem Weltpolitik gemacht wird. Da der Hauptsaal der Generalversammlung seit letztem Jahr renoviert wird, fanden wir im vorübergehenden Tagungsraum der General Assembly unseren Platz neben all den anderen Delegationen. In mehreren Reden, in denen an den Geist der gemeinsamem Bearbeitung globaler Probleme trotz nationaler und kultureller Unterschiede erinnert wurde sowie unter anderem all den freiwilligen Helfern gedankt und die nächste NMUN Europe Konferenz in November 2014 in Rom vorgestellt wurde, war die Vergabe der Awards für die besten Delegationen das Highlight der Veranstaltung. Zuerst wurden die Awards für die "Honorable Mentioned Delegations" sowie für die "Distinguished Delegations" vergeben. Alle erfolgreichen Delegationen standen von ihren Plätzen auf und wurden mit einem Applaus durch die andern Teilnehmer geehrt.
Die letzten zu vergebenden und höchsten Auszeichnungen waren für "Outstanding Delegations". Gespannt warteten wir auf die Gewinner und hörten plötzlich: "Libya, represented by Chemnitz University of Technology". Was für eine Überraschung! Wir konnten unser Glück fast nicht glauben! Schnell erhoben auch wir uns von unseren Sitzen und genossen gemeinsam mit den anderen Gewinnern den Beifall der Anwesenden. Unser Faculty Advisor Dr. Antje Nötzold konnte die Urkunde im Anschluss an die Zeremonie abholen und noch immer ganz überwältigt konnten wir alle nicht genug davon bekommen den Award anzuschauen. Nach einigen Fotos und ein paar heimlich verdrückten Freudentränen mussten wir das UN-Gelände leider schon wieder viel zu schnell verlassen. Auf Grund der begrenzten Raumkapazitäten wurden die Delegationen auf drei "Closing Ceremonies" aufgeteilt, sodass wir, als Teilnehmer der zweiten Zeremonie, Platz für die weiteren Delegationen machen mussten. Ein paar Erinnerungsfotos wenigstens vor dem UN-Hauptsitz ließen wir uns jedoch nicht nehmen.
Den freien Nachmittag verbrachte jeder von uns ganz individuell. Einige besuchten noch einmal Chinatown, andere nutzten die Zeit, um einkaufen zu gehen oder ließen sich einfach durch die Straßen von New York treiben. Und nach diesem erholsamen Nachmittag, an dem auch endlich die ganze Anspannung von unseren Schultern fiel, gingen wir am Abend alle gemeinsam zum "Delegate Dance". Zusammen mit all den anderen Teilnehmern und ihren Faculty Advisors verabschiedeten wir uns mit Musik und Tanz von NMUN 2014. See you next year!
(Autorin: Lisa Retzlaff)
Tag 11: Mittwoch, 2. April 2014
Let´s vote!
Der "Meltdown Tuesday" saß uns noch in den Knochen als wir uns heute Morgen auf den Weg in die Konferenzsäle machen und noch schnell eine Tasse Kaffee auf dem Weg mitnahmen. Die Sessions startete wie immer mit einem Roll Call - der Kontrolle, welche Länder anwesend sind, um die Mehrheitsverhältnisse für Abstimmungen festzustellen. Anschließend ging es gleich in die informal sessions, damit wir die Möglichkeit hatten, finale Veränderungen an unseren Working Papers vorzunehmen. Diese letzten Verhandlungen sowie das sogenannte "merging", das Verschmelzen verschiedener Working Papers mit ähnlichen oder sich ergänzenden Ideen, gestaltete sich manchmal etwas problematisch, da sich natürlich jede Delegation darum bemühte, ihre Interessen zu verteidigen und ihre Ideen im Working Paper zu halten. Nach langwierigen und anstrengenden Debatten gelang es beispielsweise im 1. Komitee der General Assembly die Anzahl der Working Papers von ursprünglich 17 auf 7 durch Zusammenführung der einzelnen Ideen zu reduzieren, sodass wir guten Gewissens in eine wohlverdiente Pause gehen konnten. Einige Gruppen nutzten diese Unterbrechung der Sessions, um noch Feinschliffe an ihren Papers vorzunehmen und die endgültige Version bei den Chairs einzureichen.
Nachdem die Chairs unsere Working Paper überprüft und schließlich akzeptiert hatten, freuten wir uns über die Ergebnisse der letzten Tage, die wir nun in Form von sogenannten "Draft Resolutions" in den Händen halten konnten. Ab diesem Zeitpunkt ist es nur noch möglich durch die sogenannten "Amendments" Veränderungen am Text vorzunehmen. Mit Hilfe dieser können Sätze sowie einzelne Wörter eingefügt oder gestrichen werden. Hierbei besteht zum letzten Mal die Gefahr, dass eigene Ideen aus den Draft Resolutions herausgenommen werden können. Nachdem wir auch in dieser heißen Phase alle unsere eingebrachten Ideen verteidigen konnten, begann schließlich die Abstimmung der Komitees über die jeweils vorliegenden Resolutionsentwürfe, das "Voting Procedure". Während dieses teilweise recht langwierigen Prozesses wird über jedes Amendment und jede Draft Resolution einzeln abgestimmt. Zu unserer Freude wurden alle von unserer Delegation als Sponsor unterstützten Draft Resolutions von den Komitees angenommen und galten von diesem Zeitpunkt an als offizielle Resolutionen.
Stolz auf all unsere Errungenschaften und mit großer Vorfreude auf die morgige Abschlusszeremonie der NMUN Konferenz im Hauptgebäude der Vereinten Nationen verließen wir die letzte Session. Zur Belohnung für unsere harte Arbeit beschlossen wir abends gemeinsam essen zu gehen. Im "Junior’s", einem der berühmtesten New Yorker Dinner genossen wir riesige Burger und traditionellen Cheesecake. Auf dem Rückweg ins Hotel überquerten wir zu Fuß die Brooklyn Bridge und ließen uns vom Anblick der hell erleuchteten Skyline von Manhattan in den Bann ziehen.
(Autoren: Nico Goller und Magdalena Kosciolek)
Tag 10: Dienstag, 1. April 2014
"Meltdown Tuesday" - 14 Stunden Diplomatie-Marathon in NYC
Für die meisten Chemnitz-Delegierten begann der wohl anstrengendste und längste Tag der Simulation bereits um 7.30 Uhr und endete erst um 23 Uhr. Während die Head-Delegates die Interessen der Delegation im alltäglichen morgendlichen Treffen vertraten, arbeiteten andere Teilnehmer schon vor dem Beginn der regulären Sitzungen an den Resolutionsentwürfen. Nachdem diese Working Papers die erste Korrektur der Komitee-Vorsitzenden überstanden hatten, wurde der letzte Feinschliff an den Formulierungen vorgenommen. Dabei wurde engagiert verhandelt und um jedes einzelne Wort gefeilscht. Durch die Größe der Komitees von bis zu 300 Teilnehmern, entstanden durch den Ideenreichtum und das Engagement der Delegierten allerdings dutzende Entwürfe. Auf Empfehlung der Vorsitzenden sollten diese miteinander verbunden werden, um dem Konsensgedanken der Vereinten Nationen zu entsprechen, breite Mehrheiten an Staaten zu formen und die Themen möglichst präzise zu adressieren. Unter dem Motto "merging working papers" begannen mitunter komplizierte Verhandlungen zwischen verschiedenen Koalitionen von UN-Mitgliedsstaaten. Dabei versuchte jeder Verhandlungspartner, möglichst viele seiner Punkte durchzusetzen und zu verhindern, dass entgegengesetzte Interessen in den neuen Resolutionsentwurf aufgenommen wurden.
Um dieses anstrengende Programm durchzuhalten, nutzten wir die Mittagspause, um uns in den verschiedenen Restaurants und Imbissbuden von Midtown Manhattan für die zweite Hälfte des Tages zu stärken.
Unterbrochen wurden die Verhandlungen von Seminaren für die Delegierten, bei denen Mitarbeiter der Vereinten Nationen den NMUN-Teilnehmern einen Einblick in die Arbeit der vielfältigen Organe der UNO ermöglichten. Beispielsweise erklärten Greg Hodgin und Leanne Smith vom Department for Peacekeeping Operations (DPKO) die Friedenssicherungsmission der Vereinten Nationen in Mali und die Schwierigkeiten für die Aufstellung einer UN-Armee. Im Anschluss gab Lynne Goldberg, Human Resources Officer des Sekretariats der Vereinten Nationen einen Einblick in die verschiedenen Möglichkeiten eines Berufseinstiegs bei der UN.
Nachdem die letzten offiziellen Sitzungen der Komitees um 22.30 Uhr endeten, trafen wir uns als Delegation, um uns über die Erfolge des Tages auszutauschen und die Strategie für den Abschluss der Verhandlungen abzustimmen. Erschöpft von diesem 14-stündigen Diplomatie-Marathon, aber zufrieden mit der starken Position Libyens gingen wir schließlich zu Bett...
(Autoren: Robert Baumgart und Stefan Heilmann)
Tag 9: Montag, 31. März 2014
Delegates in Motion! Ein Tag voller Networking und Ideenaustausch
Nach der gestrigen Eröffnung der Komitee Sessions nutzten viele von uns den offiziell freien Vormittag, um die Kontakte zu anderen Delegationen auszubauen. Einige schlossen sich bereits zu Interessengemeinschaften zusammen und begannen, ihre Ideen und Visionen zu sammeln und abzustimmen.
Kurz nach dem Mittag begannen dann die formalen Sitzungen. Während dieser sogenannten "formal sessions" werden vor dem gesamten Komitee in kurzen Reden die Länderpositionen erläutert. Unterbrechungen der formalen Sitzungen, die als "informal sessions" oder "caucus breaks" bezeichnet werden, dienen zur Arbeit in kleineren Gruppen und dem Austausch von Standpunkten der Delegationen. Dabei löst sich die formale Sitzordnung des Komitees auf und die Delegierten diskutieren fiebrig in Arbeitsgruppen und feilen an den "Working Papers". In den Working Papers werden die Vorhaben und Ziele in Bezug auf das diskutierte Thema formuliert. Sobald es genügend Befürworter unter den anwesenden Länderdelegierten gibt, kann das Working Paper den Vorsitzenden vorgelegt werden. Diese überprüfen dann die Korrektheit und Neuheit der Vorschläge, damit das Working Paper später zu einer "Draft Resolution" werden kann, über die letztendlich abgestimmt wird. In einigen Komitees konnten wir bereits heute einen ersten Entwurf eines von uns mit entworfenen Working Papers einreichen und sind gespannt auf die uns morgen erwartenden Änderungsempfehlungen der Komitee-Leitung.
Hoher Besuch traf nachmittags im United Nations Environment Programme (UNEP) ein: Elliott C. Harris, der derzeitige Direktor des UNEP-Büros in New York, vermittelte den Delegierten Informationen aus erster Hand bezüglich der zu diskutierenden Themen und stand im Anschluss noch für Fragen zur Verfügung.
Nach arbeitsreichen Stunden in den Komitees trafen wir uns schließlich kurz vor Mitternacht nochmal alle, um den Verlauf der Sitzungen zu besprechen und Ziele für den morgigen Tag zu setzen. Insgesamt konnten wir auf einen sehr erfolgreichen Tag zurückblicken, da wir in allen Komitees die libysche Position gut vertreten haben, viele Motions einbringen und mehrere Reden halten konnten. Todmüde aber voller Vorfreude auf die Ereignisse, die der morgige Tag mit sich bringen wird, fielen wir ins Bett...
(Autorinnen: Alena Gold und Susanne Brunnbauer)
Tag 8: Sonntag, 30. März 2014
Die weltweit größte Simulation der Vereinten Nationen ist eröffnet und wir sind mitten drin
Mit einem ausgiebigen amerikanischen Frühstück im Sbarro-Dinner am Times Square startete ein Teil der Delegation in den alles entscheidenden Tag. Gestärkt und motiviert verbrachten wir den Vormittag damit, an unseren Reden den letzten Schliff anzulegen und unsere Rhetorik zu perfektionieren. Entsprechend vorbereitet nahmen wir am frühen Nachmittag am ersten Workshop zu den diplomatischen Ablauf- und Verhaltensregeln teil und erhielten so die aktuellsten Informationen zur erlaubten Redezeit und der gewünschten Anwendung der "Points and Motions", wie die Regeln während der formal sessions genannt werden.
In der Hotellobby holte uns dann auch der Alltag eines Diplomaten sehr schnell ein, als wir auf eine riesige Anzahl von kommunikativen NMUN-Teilnehmern aus aller Welt trafen. Vertieft in erste Gespräche und überhäuft von Visitenkarten gelangten wir zur Eröffnungszeremonie der Simulation. Im größten Saal des Tagungshotels warteten wir mit den anderen tausenden Delegierten auf eine der wichtigsten UN-Diplomaten. Die amerikanische UN-Botschafterin, Samantha Power, verglich die sich ihr bietenden Masse an Zuhörern mit einem Rockkonzert, wobei wir jedoch dem Rhythmus der internationalen Beziehungen lauschen. In ihrer Gastrede ermutigte sie uns Nachwuchsdiplomaten, sich politisch zu engagieren und Vertrauen zu haben, dass sich unsere Träume erfüllen können, schließlich könnten sich im Raum künftige Präsidenten, Anführer zivilgesellschaftlicher Kräfte oder gar ein Generalsekretär der UN befinden.
Im Anschluss erklärte Rachel Johnson, die Madame Secretary-General, die NMUN Konferenz 2014 für eröffnet. Damit war der Moment gekommen, auf den wir uns seit September vorbereiten und endlich können wir unsere Fähigkeiten aus den sechsmonatigen Vorbereitungen unter Beweis stellen.
Motiviert und aufgeregt ging es anschließend für jeden von uns in die Komitees, in denen wir in unzähligen Einzelgesprächen versuchten, die anderen Delegationen von den Interessen Libyens und der von uns favorisierten Reihenfolge der Agenda zu überzeugen. Während der ersten Session konnten einige Chemnitzer Delegierte bereits die ersten Reden zur libyschen Position vortragen und mithilfe von eingebrachten "Motions" die Sitzung gestalten. Die Zeit der abendlichen Verhandlungen verging wie im Flug und die Sitzung wurde auf den nächsten Morgen vertagt. Unsere zwei Head-Delegates nahmen danach noch an einem zusätzlichen Treffen mit den Organisatoren der NMUN-Konferenz teil, um sich für die Belange der Delegierten einzusetzen.
Im anschließenden Gruppentreffen tauschten wir uns über unsere Erfahrungen und ersten Erfolge aus und besprachen Strategie und Taktiken für die kommenden Sitzungen morgen. Den Ausklang unseres heutigen Tages bildete schließlich ein Ständchen und Schokokuchen für unser Geburtstagskind Nico...
(Autoren: Magdalena Kosciolek und Robert Baumgart)
Tag 7: Samstag, 29. März 2014
New York, 10 Grad, Regen, Regen, Regen und 6 Stadtteile in 6 Stunden
An unserem zweiten Tag in New York stand heute eine Stadttour an, die uns durch vielfältige Viertel mit den bekannten Namen wie Little Italie, Chinatown, Financial District, Tribeca, Soho und Greenwich Village führte. Dabei erkundeten wir mit dem Gebiet Lower Manhattan lediglich einen winzigen Teil der sich insgesamt über fünf Stadtteile erstreckenden Metropole. Der Name des ältesten und wohl bekanntesten Stadtteils "Manhattan" geht auf den indianischen Begriff "Manna Hata" zurück und bedeutet hügeliges Land, denn eigentlich ist die Insel Manhattan ein langgestreckter Hügel - daher auch die Bezeichnungen "Uptown" und "Downtown".
Beginn der Tour war an der Wall Street, der Ort an dem heute nicht nur die größte Wertpapierbörse der Welt zu finden ist, sondern auch historisch das Herz New Yorks schlägt. Unser Tour-Guide John erklärte uns, dass die Straße ihren Namen von einer Schutzmauer hat, die errichtet wurde, als die Stadt noch New Amsterdam hieß und die Engländer drohten, diese holländische Siedlung zu erobern. Seit der Einnahme der Stadt durch die Briten 1664 trägt sie schließlich den Namen New York. Von der Federal Hall, die nach der Unabhängigkeitserklärung kurzzeitig das US-Parlament beherbergte und in der George Washington als erster Präsident der neuen Nation vereidigt wurde, ging es erst einmal zur südlichen Spitze Manhattans, um aus der Ferne einen Blick auf die Freiheitsstatue und Ellis Island zu werfen. Die "Lady Liberty" war ein Symbol der Hoffnung für Millionen von Immigranten, die Amerika per Schiff erreichten. Um die Einwanderungskultur New Yorks hautnah zu erleben, ging es dann weiter zum Pizza essen nach Little Italy. Ein paar Schritte später befanden wir uns anschließend auch schon in Chinatown. Nur eine Straße trennt die Eisdielen und Pizzerien von chinesischen Reklametafeln, Geschäften mit traditionellen Kräutern und exotischen Delikatessen wie Fröschen und getrockneten Schrimps. Dieses quirlige Quartier ist die größte Ansammlung von Chinesen in Amerika und wächst immer weiter. Wir durchquerten Soho, das sich einst vom einem Fabrikviertel, in dem die Immigranten zu hunderten in kleinen Nähbetrieben 16 Stunden sieben Tage die Woche schwer arbeiten mussten, zu einem Künstlerviertel gewandelt hatte. Inzwischen ist es ein angesagter Stadtteil mit exklusiven Wohnungen und Geschäften, in dem uns John auch das Haus zeigte, in dem der berühmte Schauspieler Heath Ledger vor seinem Tod lebte. Nach einer kurzen Metrofahrt erreichten wir abschließend Greenwich Village, in dem sich neben der New York University rund um den Washington Square Park zahlreiche aus Fernsehserien wie "Friends" und "Sex and the City" bekannte Häuser sowie für New York erstaunlich ruhige, kleinstadtähnliche Ecken befinden.
Trotz des Regens, der uns den ganzen Tag begleitete und leider stetig an Intensität zunahm, war es ein unvergesslicher Tag mit vielen Eindrücken. In den gut sechs Stunden erliefen wir nicht nur die bekanntesten Stadtteile Manhattans, sondern erhielten von John noch wertvolle Tipps zu sehenswerten Plätzen und guten Restaurants sowie einen Einblick in die New Yorker Seele wie unter anderem in seinen bewegenden Schilderungen der Ereignisse vom 11. September 2001.
Zurück im Hotel wärmten wir uns alle erst einmal auf und bereiteten uns mit den Anregungen des Speech Trainings von gestern auf das letzte abendliche Treffen vor Beginn der Simulation vor. Bis tief in die Nacht arbeiteten wir nochmal gemeinsam an unseren Reden, um für die ersten Sitzungen morgen perfekt gerüstet zu sein. Nur noch einmal schlafen…
(Autorinnen: Maj-Britt Krone und Carolin Blauth)
Tag 6: Freitag, 28. März 2014
Von Deutschland nach Libyen an einem Tag - Zu Besuch in den Ständigen Vertretungen der Länder bei den Vereinten Nationen
Unser erster Temin in New York führte uns bereits in die Nähe des UN-Hauptquartiers: ein Besuch bei der "German Mission to the UN". Zusammen mit dem deutschen Konsulat, dem House of Science, Resource and Innovation, der Bundesbank und dem DAAD hat die Ständige Vertretung ihren Sitz im "Deutschen Haus". Elizabeth von Wagner, eine Mitarbeiterin aus der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit, stellte uns die fünf primären Ziele Deutschlands in seiner Politik bei den Vereinten Nationen vor und verdeutlichte deren Relevanz an aktuellen Themen der VN. Dazu gehören das Primat politischer Lösungen, die Förderung multilateraler Zusammenarbeit zur Problembewältigung, die Forderung nach Einhaltung der Regeln sowie das Werben für präventive Politikmaßnahmen und die stärkere Hervorhebung einer gemeinsamen europäischen Politik. Anschließend hatten wir die Möglichkeit, Fragen zu stellen und diskutierten unter anderem über die Schwierigkeiten der Koordinierung einer gemeinsamen europäischen Stimme sowie von Reformen im System der Vereinten Nationen.
Nach einer kleinen Mittagspause erwartete uns bei unserem letzten Vorbereitungstermin in der "Libyan Mission to the UN" noch ein ganz besonderes Highlight. Wir hatten die große Ehre, dass sich der libysche Botschafter bei den Vereinten Nationen, seine Exzellenz Ibrahim Dabbashi, persönlich für uns Zeit nahm. Nachdem wir in unseren Vorbereitungen schon so viele Reden von ihm studiert hatten, erläuterte uns Botschafter Dabbashi nun aus erste Hand die aktuelle Situation in Libyen sowie die Prioritäten und Strategien seines Landes bei den Vereinten Nationen. Im Anschluss an seine Ausführungen beantwortete er noch alle unsere speziellen Fragen zu den Themen, mit denen wir in den Komitees während der Simulation konfrontiert werden. Das Gespräch mit Botschafter Dabbashi war für uns nochmal eine große Bereicherung und er gab uns sogar noch ein paar Einblicke in seine Verhandlungsstrategien, um die libyschen Positionen in den VN einzubringen. Aus erster Hand wurden wir mit der Arbeit eines Diplomaten vertraut gemacht und konnten zudem die spezifische Situation Libyens besser nachvollziehen. Doch damit sind unsere Vorbereitungen auf die Simulation noch nicht beendet.
Am Abend suchten wir uns ein ruhiges Plätzchen im Hotel und trafen wir uns noch für ein "Speech Training", in dem wir jeder unsere vorbereiteten Reden über die Themenreihenfolge, das "Agenda Setting", sowie für die libysche Position zu den einzelnen Themen vortrugen. Denn neben der intensiven thematischen Vorbereitung der letzten Monate und den informativen Terminen geht es in der Simulation schließlich auch darum, das erlangte Wissen vor mehreren Hundert Personen in geeigneter Weise und überzeugend vorzubringen. Daher standen neben den inhaltlichen Aussagen auch rhetorische Aspekte und die Einhaltung des engen zeitlichen Korsetts von 90 Sekunden im Fokus. Mit weiteren Anregungen heißt es für uns jetzt nochmal die letzten verbleibenden Tage bis zum Beginn der Simulation nutzen und trainieren, trainieren und nochmal trainieren. Denn letztlich haben wir alle ein und dasselbe Ziel: Libyen als "unser" Land sowie die TU Chemnitz würdig in New York zu vertreten.
(Autorinnen: Lisa Retzlaff und Miriam Meir)
Tag 5: Donnerstag, 27. März 2014
Bye bye Washington - der Big Apple ruft
Von einem reichlichen Frühstück gut gestärkt brachen wir gegen 10 Uhr im Hotel auf. Schweren Herzens mussten wir nun Washington D.C. verlassen und fast fünf Stunden Busfahrt erwarteten uns. Diese Zeit nutzten viele von uns für finale Vorbereitungen für die bevorstehende NMUN-Konferenz: Reden wurden geschrieben, Strategien ausgefeilt und dabei die Erkenntnisse der letzten Tage noch mit integriert.
Nachmittags gegen 15 Uhr erblickten wir endlich die New Yorker Skyline aus den Busfenstern und standen kurz danach mitten im Trubel Manhattans. Es folgte eine erste Berührung mit der New Yorker Metro auf unserem Weg von der Bushaltestelle zu unserem Hotel, dem Sheraton in der Nähe des berühmten Times Square. Nachdem sich alle schnell ein wenig eingerichtet hatten, ging es sofort auf die ersten Streifzüge durch Manhattan. Eine Gruppe zog es in den Central Park, die andere dagegen Richtung Times Square und weiter zur berühmten Eislaufbahn vor dem Rockefeller Center. Gut gestärkt mit New Yorker Pizza sowie ersten Souvenirs und vielen Fotos im Gepäck ging es im Anschluss zurück ins Hotel. Schließlich liegen morgen weitere Termine und arbeitsintensive MUN-Tage vor uns.
(Autoren: Nico Goller und Stefan Heilmann)
Tag 4: Mittwoch, 26. März 2014
Vom Atlantic Council über das Middle East Institute bis hin zur Konrad-Adenauer-Stiftung - ein Streifzug durch die Forschungslandschaft Washingtons
Sonnenschein aber eisige Böen begleiteten uns zu unserem ersten Termin am heutigen Morgen im Atlantic Council, einer 1961 gegründeten Denkfabrik, die sich mit den internationalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts aus US-amerikanischer Perspektive auseinandersetzt. Dort trafen wir auf Dr. Karim Mezran - den bekanntesten Libyen-Experten in Washington D.C. Basierend auf seiner Expertise vermittelte er uns die Auswirkungen der Revolution von 2011 und verdeutlichte die Herausforderungen resultierend aus der aktuellen innenpolitischen Situation in Libyen. So führten der Sturz des libyschen Regierungschefs Ali Zeidan Anfang März und die inzwischen als zumindest fragwürdig zu bewertende Legitimität des Allgemeinen Nationalkongresses (General National Congress - GNC) zu einer weiteren Instabilisierung im Landesinneren. Vor diesem Hintergrund betonte Dr. Mezran die Bedeutung eines bereits begonnenen nationalen Dialogs zwischen allen politischen Parteien, den zivilgesellschaftlichen Gruppierungen sowie Minderheiten. Ziel ist es, gemeinsam ein libysches Leitbild zu finden, um damit die Einheit und Stabilisierung des Landes voranzutreiben.
Im Anschluss hatten wir die Möglichkeit, an einer öffentlichen Veranstaltung des Middle East Institutes zur Bewertung des libyschen Transformationsprozesses teilzunehmen. Im Podium trafen wir nicht nur erneut auf Dr. Mezran, sondern mit Botschafter David Mack und Frederic Wehrey vom Forschungsinstitut Carnegie Endowment for International Peace auf zwei weitere ausgewiesene Libyen-Experten. Nach den Vorträgen der Experten entwickelte sich eine rege Diskussion mit den Zuhörern, die unter anderem für unsere Delegierten in der Frauenrechtskommission von großem Interesse war. Ein Redebeitrag kam von einer Vertreterin der libyschen Frauenbewegung, die leidenschaftlich das Augenmerk auf die Rolle der libyschen Frauen während der Revolution und auf ihre jetzige Unterrepräsentation im politischen Geschehen lenkte.
Den abschließenden Termin hatten wir im Washingtoner Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung. Dort empfing uns der Leiter Dr. Lars Hänsel, der uns einen weiteren Standpunkt hinsichtlich aktueller Themen der transatlantischen Beziehungen vermittelte und uns bei den zahlreichen Fragen Rede und Antwort stand. Dabei wurde die NSA-Spähaffäre genauso thematisiert wie die deutsch-amerikanische Kooperation in der Krim-Krise und mögliche Kandidaten für die US-Präsidentschaftswahlen 2016. Um den Tag gebührend ausklingen zu lassen, machte sich ein Teil der Delegation ein letztes Mal auf den Weg Richtung Kapitol während andere Kraft und Wärme im Hotel sammelten, um sich abschließend die Sehenswürdigkeiten und Monumente entlang der National Mall noch einmal erleuchtet bei Nacht anzusehen. Nach diesem erkenntnisreichen Tagen in Washington werden wir morgen unsere Reise Richtung New York fortsetzen.
(Autorinnen: Anastasia Bass und Eva Kießling)
Tag 3: Dienstag, 25. März 2014
Durch den Schnee zur Deutschen Botschaft und der geballten Ladung Libyen-Expertise
Wie befürchtet, brachte der heutige Morgen bittere Kälte und Schneegestöber mit sich, durch den wir uns zu unseren zwei heutigen Termine kämpfen mussten. Zuerst besuchten wir die Deutsche Botschaft in Washington und trafen dort Marius Osswald, Referent in der Politischen Abteilung. Wir erhielten einen Einblick in die vielfältige Arbeit des Auswärtigen Amtes und der Botschaften als deutsche Stimme in der Welt, die das Bild Deutschlands als kreatives, innovatives Land vermitteln, weitertragen und festigen. Da Herr Osswald sich mit der politischen Arbeit der westlichen Länder im Nahen und Mittleren Osten beschäftigt, vermittelte er uns die deutsche Perspektive auf die Entwicklungen in Libyen und der Region. Darüber hinaus kamen wir in der Fragerunde auch auf das brisanteste Thema der letzten Monate in den transatlantischen Beziehungen zu sprechen - die NSA-Affäre. Hierbei hob Herr Osswald hervor, dass Privatsphäre an sich in den USA und Deutschland unterschiedlich interpretiert und bewertet wird, die Auswirkungen der Affäre die Arbeit vor Ort aber noch immer prägen.
Da einige unter uns eine Karriere im diplomatischen Dienst durchaus in Betracht ziehen, stellte der Besuch in der Botschaft die einmalige Gelegenheit dar, sich über die Abläufe in der Botschaft, das Leben als Diplomat und den Zugang zu Praktika zu informieren. Darüber hinaus gab Herr Osswald auch interessante Einblicke in seinen bisherigen Karriereweg im diplomatischen Dienst mit seinem vorherigen Posten in der Botschaft in Bagdad.
Später am Nachmittag hatten wir ein Meeting mit gleich fünf Libyen-Experten: Andrew Watrous von der US-Libyan Business Association (USLBA), die sich mit den bilateralen Beziehungen Libyens und der USA auf wirtschaftlicher Ebene beschäftigt; Nicholas Collins und Toshiro Baum vom National Democratic Institute (NDI), ein Think Tank, der das Ziel hat, demokratische Werte zu stärken und zu verbreiten; Matthew Epperly von The Harbour Group, ein politisches Consulting Unternehmen, das nach Beginn der Aufstände die libyschen Oppositionskräfte beraten hat und schließlich ein "inoffizieller" Gast aus der libyschen Botschaft in Washington. Zuerst berichtete jeder der anwesenden Experten über seine Arbeit, seinen Blick auf die jüngste Vergangenheit und die aktuelle Situation in Libyen. Es war eine sehr angenehme, lockere Runde und wir erhielten reichlich Gelegenheit unsere Fragen zu den speziellen durch uns bei NMUN zu behandelnden Themen zu stellen wie u.a. Reform des Justizsystems oder die Stellung der Frau im Transformationsprozess. Am Ende des Meetings waren sich alle einig, dass diese Diskussion eine tolle Vorbereitung für New York war.
Die verbleibenden Stunden des Tages verbrachte ein Teil unserer Delegation in Georgetown, einem der schönsten Viertel Washingtons. Weltweit berühmt ist der Stadtteil vor allem durch seine Eliteuniversität die Georgetown University, die in Bereichen wie Internationale Beziehungen, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften zu den angesehensten Einrichtungen ihrer Art gehört. Unvergleichlichen Charme verleihen diesem Viertel die kleinen gepflegten Backsteinhäuser, die sich eng aneinander reihen, sowie die Vielzahl an verspielten Läden und Cupcake-Stores, die voll mit diesem traditionellem amerikanischem Gebäck für jeden kleine Verführungen bereithalten. Eine andere Gruppe verbrachte ihre freie Zeit im Air and Space Museum, das Originale von historischen Fluggeräten, Raketen und US-Weltraummissionen sowie viel Videomaterial und interaktive Elemente bietet. So konnte man zum Beispiel Chef in der Kommandozentrale der NASA sein, Teleskope ausprobieren sowie Ausstellungsstücke besichtigen. Die Herren unserer Delegation stiegen stilecht im Anzug in die Flugsimulatoren und versuchen mehr oder weniger erfolgreich amerikanischen Kampfpiloten nachzueifern.
(Autorinnen: Susanne Brunnbauer und Maj-Britt Krone)
Tag 2: Montag, 24. März 2014
In Business-Kleidung starteten wir in die Erkundung der Weltbank und der deutsch-amerikanischen Beziehungen
Heute gab es für uns die erste Gelegenheit, stilecht in Businesskleidung aufzutreten, was uns durch erste formelle Besuche bei Institutionen ermöglicht wurde. Am eisigen Morgen brachen wir 9.15 Uhr mit dem ersten Ziel des heutigen Tages auf: "The World Bank Group". Ursprünglich geht diese "Weltbank", der Begriff wurde erstmals von einem Reporter geprägt und später durch die Institution aufgegriffen, auf die 1944 gegründete "International Bank of Reconstruction und Development" (IBRD) zurück, die zur finanziellen Unterstützung der Wiederaufbaumaßnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa und Japan gegründet wurde. Im Laufe der Zeit schloss sich diese mit mehreren anderen Agencies zusammen und erweiterte somit ihr Handlungsspektrum auch auf die Privatwirtschaft sowie auf Umwelt-, Sozial- und Entwicklungsprobleme in sogenannten MICs (Middle-Income-Countries) wie unter anderem Brasilien, China und Russland sowie LICs (Low-Income-Countries) mit einem Pro-Kopf-Einkommen von unter 1.035 US-Dollar. Strukturen, Politik und Zukunftsperspektiven der Weltbank wurden uns aus praxisnahen Blickwinkeln zuerst von Angelica Silvero, Chefin des Speaker’s Bureau der World Bank Group, und anschließend von Rutu Daves, einer jungen indischen Expertin aus der Abteilung "Nachhaltige Energien" , welche uns von ihren Erfahrungen mit der Umsetzung von Projekten mit verschiedenen Ländern weltweit im Bereich von Strategien zur nachhaltigen Energienutzung berichtete. Ein kulinarisches Highlight des Tages war die anschließende Mittagspause in der Cafeteria der World Bank Group. Neben der riesigen Auswahl, die den verschiedenen Geschmäckern der Weltbank-Angestellten aus insgesamt 170 Ländern problemlos gerecht wird und uns erst einmal vor die Qual der Wahl stellte, bekamen wir internationale "haute cuisine" zum fairen Preis.
Am Nachmittag öffneten sich die deutsch-amerikanischen Beziehungen mit all ihren komplexen historischen und kulturellen Facetten vor uns, präsentiert von Dr. Gale Mattox, Director Foreign and Domestic Policy Programm, Alexander Privitera, Director Business & Economics Programm sowie Parke Nicolson, Senior Research Program Associate vom American Institute for Contemporary German Studies (AICGS). Dieses Forschungsinstitut, das an der John-Hopkins University angesiedelt ist, beschäftigt sich seit mittlerweile über 30 Jahren mit den transatlantischen Beziehungen in einen breiten thematischen Palette von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Obwohl die Diskussionen rund um Stichwörter wie die richtige Reaktion auf die russische Politik im Krim-Konflikt, die Bewertung Edward Snowdens und die künftigen Entwicklungen der transatlantischen Beziehungen die Zuhörerschaft im Nachhinein gespaltet zurückließ, boten die Eindrücke und Schilderungen aus dem amerikanischen Blickwinkel eine gewinnbringende Alternative zu den gewöhnlichen Campus-Diskussionen.
Um die vielfältigen Impressionen des Tages zu verarbeiten und gemeinsam in Washington "anzukommen", setzen wir am Abend die Tradition des "Kick-Off-Dinners" der NMUN-Delegation fort. In diesem Jahr trug italienisches Ambiente dazu bei, den ersten ernsten Tag als "Diplomaten auf Zeit" in geselliger Atmosphäre abzuschließen. Morgen werden wir dann nach einem "Spätaufsteher-Frühstück" kurzzeitig sogar wieder deutschen Boden betreten …
(Autoren: Jonas Heid und Benedict Wendler)
Tag 1: Sonntag, 23. März 2014
The National Mall and beyond - Die Delegation erkundet die Geschichte der amerikanischen Hauptstadt
In den ersten Tag in Washington D.C. starteten wir mit eher trübem und kaltem Wetter, dafür aber mit einer sehr interessanten Stadtführung. Wir trafen unseren Guide Erin vor dem Washington Monument, das einem altägyptischen Obelisken nachempfunden wurde. Als die Architekten diesen mit einer Aluminiumspitze versahen, hatten sie fälschlicherweise geglaubt, das Metall würde einmal seinen Wert ins Unermessliche steigern. Außerdem erfuhren wir von den vergeblichen Bemühungen Thomas Jeffersons, den Nullmeridian von Greenwich (Großbritannien) nach Washington D.C. zu verlegen. Immerhin: Die NASA misst seitdem die Entfernung ins All von der Stelle neben dem Washington Monument aus, die Thomas Jefferson für den Nullmeridian vorgesehen hatte. Ein paar Schritte entfernt konnten wir bereits einen Blick auf das Weiße Haus werfen. Danach durchquerten wir den zentralen Park der Stadt - die "National Mall", die mit Denkmälern reichlich versehen ist. Während das World-War-2-Memorial durch seine imposante Bauweise die Anstrengungen Amerikas zur Wiederherstellung des Friedens verdeutlichen will, legt das eher kleiner ausgefallene Vietnam-Memorial den Fokus auf die gefallenen Soldaten, wobei der Betrachter durch den reflektierenden schwarzen Granit auf dem die Namen der Gefallenen und Vermissten stehen zum Nachdenken bewegt wird. Danach ging es weiter zum Abraham-Lincoln-Memorial, das schon Edith Roosevelt und Martin Luther King Jr. als Ort ihrer geschichtsträchtigen Auftritte ausgewählt hatten. In der Ferne erhob sich die Kuppel des Kapitols. Durch die Stadtführung erlangten wir interessante Einblicke in die amerikanische Geschichte und das Selbstverständnis des Landes. Anschließend konnten wir Washington auf eigene Faust erkunden. Einige führte der Weg ins schöne Georgetown, ein Viertel mit kleinen historischen Backstein-Reihenhäusern oder zum allsonntäglichen Eastern Market. Andere stürmten die bunten Konsumtempel und ließen sich von unschlagbaren Angeboten verführen. Am späten Nachmittag konnten wir sogar noch einige Sonnenstrahlen genießen. Wir hatten einen ersten Eindruck der Stadt mit ihrem reichen historischen Erbe gewonnen und freuen uns auf die nächsten Tage mit zahlreichen Terminen in verschiedenen Institutionen.
(Autoren: Alena Gold und Tobias Vollmer)
Weitere Informationen zur UN-Simulation und dem Projekt der Chemnitzer Studierenden: http://www.tu-chemnitz.de/nmun
Mario Steinebach
03.04.2014