100 Jahre Schule auf der Humboldthöhe
TU Chemnitz unterstützt vom 10. bis 12. April 2014 die Jubiläumsaktivitäten des Johannes-Kepler-Gymnasiums - Das Schulgebäude war lange Zeit auch Standort eines Instituts der TH Karl-Marx-Stadt
Dem Schulgebäude auf dem Chemnitzer Sonnenberg ist seine bewegte Geschichte von außen kaum anzusehen. Doch ein Blick in die Chronik zeigt, dass sie von den Einflüssen der Reformpädagogik in Chemnitz über die Zeiten der Humboldtschule bis hin zur heute vertieft mathematisch-naturwissenschaftlichen Ausbildung am Johannes-Kepler-Gymnasium geprägt ist. Vom 10. bis 12. April 2014 feiert das Gymnasium am Humboldtplatz das 100-jährige Jubiläum der Einweihung des Schulgebäudes. Auch mit der Technischen Universität Chemnitz ist das Haus eng verbunden: Am 1. April 1964 wurde ein Teil des Pädagogischen Instituts Karl-Marx-Stadt in die Technische Hochschule integriert. Zudem verbindet das heute in diesem Gebäude ansässige Gymnasium und alle Fakultäten der TU Chemnitz eine langjährige Kooperation, die vom fächerübergreifenden Unterricht über Praktika bis zur Förderung begabter Schüler reicht.
Während der Festwoche werden deshalb auch viele Mitarbeiter der Technischen Universität im Gymnasium anzutreffen sein. So gleich zum Auftakt am 10. April, wenn 26 Schüler der Jahrgangsstufe 12 ihre Abschlussarbeiten, die sie im Rahmen der sogenannten Besonderen Lernleistung (BeLL) angefertigt haben, öffentlich präsentieren. Sieben der insgesamt 19 Projektarbeiten wurden von Mitarbeitern der Chemnitzer Universität betreut. In diesem Schuljahr waren insbesondere Mitarbeiter der Fakultäten für Mathematik, Elektrotechnik und Informationstechnik, Maschinenbau sowie Human- und Sozialwissenschaften involviert. Einige der TU-Betreuer und auch TU-Mitglieder der Jury werden an der Präsentation teilnehmen.
Mehrfach im Einsatz sind während der Schulfeierlichkeiten auch Referenten aus der TU, die jeweils vier einstündige Vorträge vor den Schülern unterschiedlicher Klassenstufen halten. Dr. Frank Göring von der Professur Algorithmische und Diskrete Mathematik erläutert die "Milchmädchenrechnung". Alexander Haßdenteufel vom Institut für Physik wagt mit den Zuhörern mehr als nur einen "Blick ins Allerkleinste". Und Dr. Alexander Hildebrandt vom Institut für Chemie lädt ein zur Experimentalvorlesung "Chemie im Alltag - ein Streifzug durch Natur und Technik". Prof. Dr. Christoph Fasbender, Prorektor für Lehre, Studium und Weiterbildung wird am Freitagabend zur Festveranstaltung auch auf die Geschichte des Schulhauses und die Verbindung zur Universität eingehen. Wer sich auch für die Historie des Schulhauses und die heutigen Aktivitäten des Johannes-Kepler-Gymnasiums interessiert, hat am Samstag, dem 12. April, in der Zeit von 9 Uhr bis 15 Uhr beim "Tag der offenen Tür" dazu reichlich Gelegenheit. Beispielsweise wird es eine Ausstellung zur Schulgeschichte geben. Zudem veranstaltet der Förderverein eine Tombola, deren Erlös der Ausgestaltung des Eingangsbereiches des Gymnasiums zugutekommt.
Stichwort: 100 Jahre Schule auf der Humboldthöhe
Ostern 1914 wurde auf dem Chemnitzer Sonnenberg das unter Stadtbaurat Richard Möbius errichtete Gebäude als Knaben- und Mädchenschule eröffnet. Ab 1921 zeichnete diese nach Alexander von Humboldt benannte Schule eine Besonderheit aus: 24 Lehrkräfte begonnen ihre reformpädagogische Arbeit in 22 Klassen. Das hieß: Gemeinsames Lernen von Jungen und Mädchen in einer Klasse; kein Religionsunterricht; freie Entfaltung der Individualität durch musische und sportliche Aktivitäten; die Erträge aus dem Schulgarten konnten für die Schulspeisung genutzt werden; ein eigenes Schullandheim diente der Erholung; gelernt wurde klassenübergreifend. Dieser einzigartigen pädagogischen Atmosphäre setzte die nationalsozialistische Diktatur 1933 ein Ende. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte eine Zweckentfremdung des Gebäudes als sowjetisches Lazarett. Erst 1948 konnte der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden. Die Versuche der Wiederaufnahme der reformpädagogischen Tätigkeit wurden 1952 durch die DDR-Führung verboten. Fortan prägte die Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule den Charakter des Hauses. Gleichzeitig bildete hier die Technische Hochschule Karl-Marx-Stadt Lehrer aus. Seit der sächsischen Schulreform 1992 wurde die Schule als Humboldt-Grundschule und Alexander-von-Humboldt-Gymnasium genutzt. Nach zweijähriger Rekonstruktion zog das Johannes-Kepler-Gymnasium im Februar 2008 am Humboldtplatz 1 ein. Es ist heute das einzige Gymnasium in der Region, das eine vertiefte mathematisch-naturwissenschaftliche Ausbildung anbietet. Es hat sich bei nationalen und internationalen Schülerwettbewerben und -olympiaden einen sehr guten Ruf erarbeitet. Einige der erfolgreichen Schüler wurden von Wissenschaftlern der TU Chemnitz betreut.
Weitere Informationen: www.kepler.c.sn.schule.de
Auskünfte zu den BeLL-Arbeiten erteilt der Projektverantwortliche des Johannes-Kepler-Gymnasiums Chemnitz, Joachim Schwind, Telefon 0371 488-8528.
Mario Steinebach
04.04.2014