Snowboarden am "Nischl" ohne Schnee
Chemnitzer Leichtbau-Innovationen machen`s möglich - Mehr davon zeigen die Chemnitzer Fachmessen vom 14. bis 16. Mai 2014 in der Messe Chemnitz
Mancher Passant wird seinen Augen kaum getraut haben: Da fahren und springen doch Ende April tatsächlich Snowboarder am Karl-Marx-Monument auf der Chemnitzer Brückenstraße. Und das ganz ohne Schnee. Wie das geht? Chemnitzer Innovationen machen`s möglich. Sie stehen stellvertretend für zahlreiche neue Produkte und Verfahren, die ausführlich auf den Chemnitzer Fachmessen vom 14. bis 16. Mai 2014 in der Messe Chemnitz vorgestellt werden. Leichtbaulösungen für den Fahrzeug- und Maschinenbau, mit denen Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus der Region, aber auch aus dem weiteren Deutschland und dem europäischen Ausland punkten, sind dabei ein Schwerpunkt. Ebenso werden innovative Zulieferleistungen für die Industrie und mittelstandsorientierte IT-Anwendungen vorgestellt.
Grundlage für das Snowboarden ohne Schnee ist die textile Skipiste der Mr. Snow GmbH. Der glatte, weiche, leicht ausrollbare Belag weist gute Gleiteigenschaften und ebenso guten Kurvenhalt auf. Er ermöglicht einen ganzjährigen Winterspaß für Ski, Snowboard, Rodel und weitere Schnee-Sportgeräte. Entwickelt wurde diese neue textile Gleitfläche am Institut für Fördertechnik und Kunststoffe der TU Chemnitz. Die Basis dafür bildet ein luftdurchlässiges, mehrschichtiges textiles System. Eine gleitmodifizierte Deckschicht ermöglicht durch spezielle Strukturen das realitätsnahe Fahrerlebnis. Die Mittelschicht dient der Stoßabsorption, die Grundschicht der Befestigung des Systems am Boden.
Arndt Schumann und Jens Reindl als Entwickler des dreischichtigen luftdurchlässigen und leicht zu installierenden Textilverbundes haben aus diesem Uni-Projekt heraus die Existenzgründung gewagt und erst eine GbR sowie im September 2013 die Mr. Snow GmbH gegründet. Das Unternehmen mit fünf festen und zwei freien Mitarbeitern vermarktet den ganzjährig nutzbaren "Schnee" weltweit und arbeitet kontinuierlich an dessen Weiterentwicklung. Produziert wird der besondere Stoff in Sachsen. Zur Herstellung des Belages kommen Hightech-Textilien zum Einsatz, die glatt sind, nicht kaputt gehen, die Fläche unter dem weichen Belag atmen lassen und Stürze ganz sanft abfedern, sodass keine gefährlichen Verletzungen auftreten. Eine Referenzanlage zum Skifahren und Rodeln (Tubing) kann ganzjährig in Schöneck genutzt werden. Eine weitere 60 Meter lange textile Rodelbahn wurde zu Ostern an der Talsperre Pöhl eingeweiht.
Dass der Belag auch beim Snowboarden funktioniert, demonstrierten die Deutschen Hochschulmeister in dieser Sportart Paul Baudach und Henning Rabe eindrucksvoll am Marx-Monument. Dazu trugen nicht zuletzt ihre Hightech-Bretter von der silbaerg GmbH Chemnitz bei, dem einzigen ostdeutschen Snowboardhersteller. Auch dieses Produkt hat seinen Ideen-Ursprung an der TU Chemnitz und zwar am Institut für Strukturleichtbau. Das Institut koordiniert das bundesweit einzige Exzellenzcluster für Leichtbauforschung mit der Bezeichnung MERGE (Technologiefusion für multifunktionale Leichtbaustrukturen). Silbaerg-Geschäftsführer Jörg Kaufmann und weitere Firmenmitarbeiter promovieren oder studieren derzeit am Institut für Strukturleichtbau unter Leitung des Institutsdirektors Prof. Dr. Lothar Kroll und haben den Inhalt ihrer Forschungsarbeiten bereits 2011 als Start-up ausgegründet.
Die Snowboards der silbaerg GmbH zeichnen sich durch die einzigartige patentierte A.L.D.-Technologie aus (A.L.D. = Anisotropic Layer Design). Diese Neuerung trägt dazu bei, dass sich die Kanten entsprechend der Fahrsituation verformen und sich das Fahrverhalten somit deutlich verbessert. Wird mit dem silbaerg Snowboard eine Kurve gefahren, drückt sich die Kante in den Schnee (oder die textile Skipiste) und erhöht spürbar den Kantenhalt. Beim Boardslide dagegen hebt sich die Kante vom Rail ab, sodass ein Verkanten vermieden wird und sich die Kante nicht am Rail abnutzt. Dieses besondere Fahrvergnügen erlaubt die neuartige Gestaltung der Ober- und Untergurte mit einer gezielten Faserorientierung, welche aus aktuellen Forschungsarbeiten des Strukturleichtbaus abgeleitet ist und sich gänzlich von den bisher verwendeten Faserhalbzeugen unterscheidet.
Damit die Snowboardfahrer am Marx-Kopf schnell auf Geschwindigkeit kamen, wurden sie von einer mobilen Winde angezogen. Die neuartige Entwicklung, die vor allem für den Luftsport bestimmt ist, kommt auch aus Sachsen - von der Felix Windenmanufaktur aus Ottendorf-Okrilla. Sie wird ebenfalls auf den Chemnitzer Fachmessen zu sehen sein.
Weitere Informationen: http://www.chemnitzer-fachmessen.de
(Quelle: Pressemitteilung der C³ Chemnitzer Veranstaltungszentren GmbH)
Katharina Thehos
28.04.2014