Gestenforschung auf 2.200 Seiten
Germanisten der TU Chemnitz sind Mitherausgeber des zweibändigen Handbuches „Body – Language – Communication“, das die Bandbreite der Gestenforschung vorstellt
„Es ist die erste Zusammenstellung über die Gestenforschung in dieser Breite – wer national und international auf diesem Gebiet arbeitet, ist vertreten“, sagt Prof. Dr. Ellen Fricke und beschreibt damit die Publikation „Body – Language – Communication“, die unter ihrer Mitherausgeberschaft im Verlag De Gruyter Mouton erschienen ist. Und die „Breite“ ist dabei auch wörtlich zu nehmen: 2013 erschien der erste Band des Handbuches, 2014 der zweite; jeder mehr als tausend Seiten stark. Prof. Fricke, die an der Technischen Universität Chemnitz die Professur Germanistische Sprachwissenschaft inne hat, und ihre wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Jana Bressem haben gemeinsam mit vier weiteren Herausgebern dieses Werk konzipiert, Autoren gewonnen, Beiträge begutachtet und dabei ständig den aktuellen Stand der Forschung im Blick behalten. Das Forschungsfeld sei in den vergangenen zehn Jahren regelrecht explodiert – deshalb habe sich die inhaltliche Gestaltung des Handbuches auch während des rund fünfjährigen Herausgabeprozesses ständig weiterentwickelt: „Wir konnten noch viele neue Themen einbringen und dadurch das Konzept der Bände weiter ausdifferenzieren“, so Fricke.
Der erste Band gibt mit 72 Artikeln einen Überblick über die theoretische und methodische Bandbreite des Themas; der kürzlich erschienene zweite Band stellt in 99 Artikeln einzelne Studien vor. Er bespricht Körperbewegungen weltweit, thematisiert unter anderem kulturelle Unterschiede beim Einsatz von Gestik und beleuchtet dabei neben mehreren europäischen Ländern beispielsweise auch Südafrika, Mexiko und China. Die Wissenschaftler der TU Chemnitz – zu den Autoren zählt neben Prof. Fricke und Dr. Bressem auch Dr. Ulrike Lynn, ebenfalls von der Professur Germanistische Sprachwissenschaft – brachten vor allem eine sprachwissenschaftliche und semiotische Perspektive mit ein. Die Beiträge behandeln konventionalisierte Gesten, Gestenlexika, Zeigegesten sowie den Bereich der multimodalen Grammatik - alles Forschungsschwerpunkte der Professur.
Entstanden ist ein Überblick über die Forschung und ein „Referenzwerk für die Lehre“, wie Bressem berichtet. Dies zeige sich an den bisher empfangenen Rückmeldungen, die zudem ein starkes internationales Interesse an dem Werk zum Ausdruck brächten – zur Freude nicht nur der Chemnitzer Wissenschaftler: „Die Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft von De Gruyter Mouton, in deren Reihe die Publikation erschienen ist, vereint Standardwerke der Kommunikationswissenschaft. Dort zu veröffentlichen, ist einerseits eine Auszeichnung für uns als Wissenschaftler und andererseits eine Würdigung des noch in der Entwicklung befindlichen Feldes der Gestenforschung“, so Fricke.
Arbeitsstelle soll Aktivitäten fakultätsübergreifend bündeln
Derzeit entsteht an der TU Chemnitz eine Arbeitsstelle „Sprechwissenschaft – Gestenforschung – Praktische Rhetorik“, die die Gestenforschung fakultätsübergreifend institutionalisieren soll und damit auch das universitäre Forschungsschwerpunktfeld „Faktor Mensch in der Technik“ stärkt. Inzwischen ist neben dem Institut für Germanistik und Kommunikation auch das Zentrum für Lehrerbildung beteiligt. „Unsere Professur hat bereits im vergangenen Jahr mit der Arbeit begonnen. Wir haben mehrere Veranstaltungen angeboten, die in Zukunft durch die Arbeitsstelle verstetigt und personell abgesichert werden sollen“, so Fricke. Unter anderem hat Dr. Bressem einen mehrtägigen Workshop zum Thema „Praktische Einführung in die linguistische Gestenforschung“ für Studierende und Wissenschaftler angeboten. Außerdem leitete sie einen E-Learning-Kurs an der Moscow State Linguistic University. „Künftig wollen wir Forschung, Lehre und Weiterbildung noch stärker miteinander verbinden und die universitätsinterne Vernetzung weiter vorantreiben, um auch weitere Forschungsprojekte einzuwerben und Fachkräfte für dieses Themenfeld ausbilden zu können“, so Bressem. Für das Wintersemester 2015/2016 ist zudem eine Ringvorlesung zum Thema „Mit den Händen sprechen“ geplant, für die auch Autoren des Handbuches als Referenten eingeladen werden sollen.
Weitere Informationen zum Handbuch: http://www.degruyter.com/view/serial/186348. Nutzer der Universitätsbibliothek Chemnitz erhalten unter diesem Link auch Zugriff auf die Volltexte der beiden Bände.
Weitere Informationen zur Gestenforschung an der TU Chemnitz: http://www.tu-chemnitz.de/phil/ifgk/germanistik/gestenforschung
Kontakt: Prof. Dr. Ellen Fricke, Telefon 0371 531-32895, E-Mail ellen.fricke@phil.tu-chemnitz.de, und Dr. Jana Bressem, Telefon 0371 531-32992, E-Mail jana.bressem@phil.tu-chemnitz.de
Katharina Thehos
20.01.2015