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In Kooperation mit der Deutschen Flugsicherung arbeitet Eleonore-Dießner-Preisträgerin Linda Pfeiffer an der Optimierung des Arbeitsplatzes von Fluglotsen
Deutschland ist das verkehrsreichste Land in Europa, sodass etwa 2.000 Fluglotsen der Deutschen Flugsicherung pro Tag bis zu 10.000 Flugbewegungen koordinieren. Im Jahr sind das rund drei Millionen. Eine Zahl, die absolute Sicherheit und Zuverlässigkeit bei der Arbeit der Fluglotsen bedarf. TU-Absolventin Linda Pfeiffer arbeitet seit Beendigung ihres Masterstudiums Intelligente Medien und Virtuelle Realität im Jahr 2014 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Juniorprofessur Visual Computing. Zu diesem Zweck führt die Promovendin gemeinsam mit den anderen Projektteilnehmern Nutzerstudien durch, mit denen die Effizienz verschiedener Höhenvisualisierungen im Fluglotsenalltag untersucht wird. Außerdem werden die Arbeitslast und Emotionen von Fluglotsen gemessen und simuliert, um ein darauf aufbauendes Assistenzsystem zu entwickeln. „Das Projekt läuft seit Februar 2015 und bisher befinde ich mich in der reinen Einarbeitungs- und Forschungsphase. Ich konnte bereits diverse Beobachtungen und qualitative Interviews durchführen, um zu verstehen, wie Fluglotsen arbeiten. Nun eruieren wir, an welchen Stellen wir ansetzen müssen, um die Arbeit der Fluglotsen mittels neuer technischer Lösungen zu erleichtern“, erklärt Pfeiffer. Bereits während ihres Studiums begann sie als studentische Hilfskraft in der Juniorprofessur Visual Computing der Fakultät für Informatik projektbezogen zu arbeiten. Der Spaß an der Arbeit und ihre Wissbegierde festigten dann den Entschluss, den Weg einer Promotion einzuschlagen.
Ihren Bachelor im Studienfach Informatik machte die gebürtige Berlinerin an der Universität Potsdam. Für das Masterstudium zog sie anschließend im Jahr 2011 nach Chemnitz, um sich insbesondere den Themenbereichen Computergrafik sowie Schnittstelle Mensch-Maschine zu widmen. „Der Masterstudiengang Intelligente Medien und Virtuelle Realität ist genauso einzigartig wie außergewöhnlich und behandelt genau die Dinge, die mich interessieren. Ich selbst bewerte die Wahl des Studiengangs als absolut richtig und würde es mit dem gleichen Kenntnisstand nochmal genauso machen“, resümiert Pfeiffer. Im Rahmen ihrer Masterarbeit entwickelte sie Konzepte und interaktive Installationen im musealen Kontext, die auf den Grundlagen der Embodied Interaction beruhen. Für die Arbeit mit dem Titel „Entwicklung und Evaluation interaktiver Systeme zur Unterstützung des sozialen und kulturellen Erlebens im musealen Kontext” wurde die Informatikerin mit dem Eleonore-Dießner-Preis ausgezeichnet. „Ich wurde als Nachwuchswissenschaftlerin an einer naturwissenschaftlich-technischen Fakultät der TU Chemnitz für den Preis vom Gleichstellungsbeauftragten vorgeschlagen. Es ist eine große Ehre, doch ändert der Preis nichts an meinen bestehenden Plänen möglicherweise auch nach der Promotion langfristig in der Forschung zu bleiben“, macht sie deutlich und ergänzt: „Die Frauenquote liegt in der Informatik bei etwa 20 Prozent und ich wurde von meinen männlichen Kollegen stets gut aufgenommen. Es sollte nichts Besonderes sein, als Frau Informatik zu studieren. Meines Erachtens sollte man bereits im Kindesalter darüber aufklären, dass die Unterscheidung zwischen typischen Männer- und Frauenberufen eigentlich irrelevant ist.“
Auch bei den Fluglotsen liegt der Anteil der Frauen bei nur rund 30 Prozent. Die Fluglotsen sitzen in Deutschland entweder in der Towerkanzel direkt an einem der 16 internationalen Verkehrsflughäfen oder sie sind in den Kontrollzentralen in Langen, Bremen, Karlsruhe und München per Radar mit dem Luftraum verbunden. Unterstützt werden sie durch hochmoderne Technik, die Pfeiffer nun zu optimieren versucht. Im Rahmen des Verbundprojekts verschiedener Informatikprofessuren sowie der Professur Medienpsychologie der TU Chemnitz besteht eine Kooperation mit der Deutschen Flugsicherung. Pfeiffer besuchte bisher drei der vier Kontrollzentralen und gewann dabei erste Erkenntnisse über die Arbeit der dortigen Centerlotsen. „Bei dem Projekt bin ich vor allem für die Interfaces und Visualisierungen zuständig. Die intuitive Interaktion mit dem System und die optimale Darstellung der Informationen auf dem Bildschirm ist das Hauptanliegen meiner Arbeit, damit die Centerlotsen bei ihrem Flugsicherungs-Kontrolldienst bestmöglich unterstützt werden“, so die 28-Jährige.
Das wissenschaftliche Poster der prämierten Abschlussarbeit von Linda Pfeiffer ist unter folgendem Link zu finden: https://www.tu-chemnitz.de/gleichstellung/Wissenschaftliches%20Poster_Eleonore%20Die%C3%9Fner-Preis_Informatik_Linda%20Pfeiffer_26-11-15_final.pdf
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(Autorin: Katharina Preuß)
Katharina Thehos
04.04.2016