Auf Zeitreise mit einem besonderen Gast
Karl Robert Schnick stand beim Festakt zum Uni-Jubiläum für vier Chemnitzer Studentengenerationen – Er übergab wertvolle Dokumente seines Großvaters ans Universitätsarchiv
Karl Robert Schnick aus Plauen war sicher am 2. Mai 2016 einer der ältesten Gäste des Festaktes anlässlich des Universitätsjubiläums. Der 78-Jährige nahm die Einladung zu dieser Feier sehr gern an. „Ich vertrete sozusagen durch verwandtschaftliche Bande gleich vier Studentengenerationen, die alle mit der TU Chemnitz und ihren Vorläufereinrichtungen verbunden sind“, sagt der Absolvent mit einem Schmunzeln. Er selbst studierte nach dem Abschluss der Ingenieurschule für Schwermaschinenbau Karl-Marx-Stadt noch einmal im Abendstudium von 1962 bis 1970 an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt in der Fachrichtung Allgemeiner Maschinenbau. „Und auch mein Sohn Bodo trat in meine Fußstapfen: Er besuchte von 1986 bis 1991 die Fachrichtung Verarbeitungsmaschinen mit vertiefter Informatikausbildung an der TU Chemnitz“, berichtet der rüstige Plauener.
Auch Karl Robert Schnicks Vater – Karl Wilhelm Robert Schnick – hatte sich einst Chemnitz als Studienort ausgewählt. Von 1927 bis 1929 studierte er an der Höheren Gewerbschule, die am 12. April 1929 kurz vor seinem Abschluss in Staatliche Akademie für Technik umbenannt wurde. In Chemnitz lernte er auch Friedrich Alexander Bauch jun. kennen, der hier von 1924 bis 1928 Textiltechnik studierte. „In dessen Schwester verliebte sich Karl Wilhelm Robert Schnick, sie heirateten kurz darauf“, erzählt deren Sohn. Eine Generation älter ist der Tuchmachermeister Friedrich Alexander Bauch sen. aus Roßwein, der 1895 bis 1896 an der Höheren Webschule Chemnitz vier Viertelsemester studierte. „Mein Großvater war ein bekannter Tuchmacher. In seiner Firma wurden beispielsweise Teppiche aus besonderem Haargarn gefertigt. Oder auch schwer entflammbare Schutzdecken, die viele Menschen bei Bombenangriffen vor dem Tod bewahrten“, so Schnick.
Und aus dem Nachlass des Großvaters brachte Karl Robert Schnick einige Kostbarkeiten zum Uni-Geburtstag mit. Er übergab eine Abschlussarbeit – nämlich einen von Hand gewebten Wandteppich aus dem Jahr 1896 - sowie einen gewebten Möbelstoff an den Leiter des Universitätsarchivs, Stephan Luther. „Für uns sind derartige Dokumente der Hochschulgeschichte wahre Schätze, erlauben sie doch eine Zeitreise in die Hörsäle und Labore der damaligen Zeit“, sagt Luther und fügt hinzu: „Der Zufall will es, dass sich im Archiv bereits Vorlesungsnachschriften von Friedrich Alexander Bauch sen. und jun. befinden.“
Auch Karl Robert Schnick ist selbst eine wahre Fundgrube. Als Zeitzeuge hatte er sich bereits 2001 für das Buchprojekt „Zwischen Plan und Pleite“ des Chemnitzer Finanzwissenschaftlers Prof. Dr. Friedrich Thießen zur Verfügung gestellt, der Erlebnisberichte aus der Arbeitswelt der DDR zusammenstellte. Schnick berichtet hier auf zehn Seiten aus seinem Berufsleben zwischen Musikinstrumentenbau und Rationalisierungsbüro. „So hatte ich beispielsweise entscheidenden Anteil daran, dass in der DDR millionenfach nur eine Zahnbürste der Marke Mukodent vertrieben wurde“, erinnert sich Schnick. Nebenberuflich war er weiterhin mit seiner Hochschule verbunden. Von 1977 bis 1991 gab er in der damaligen Außenstelle Breitenbrunn als Dozent für „Technologische Projektierung“ sein Wissen an Studierende weiter.
Gern erinnert er sich an seine Studienzeit zurück, an seine Studentenbude in Chemnitz, an seine Professoren Adler und Lasch, die er sehr schätzte. „Ich bin unendlich dankbar für alles das, was ich hier lernen durfte“, sagt er rückblickend.
Mario Steinebach
02.05.2016