Treibstoff für die "Integrationsmotoren"
In einem berufsbegleitenden Weiterbildungsprogramm macht die TU Chemnitz in Kooperation mit der TUCed Lehrkräfte aus ganz Sachsen für den Unterricht im Fach Deutsch als Zweitsprache fit
„Lehrkräfte für Deutsch als Zweitsprache – kurz: DaZ – gehören zu den wichtigsten Integrationsmotoren unserer Gesellschaft, denn nur durch guten DaZ-Unterricht erhalten Kinder mit Migrationshintergrund die Chance auf eine erfolgreiche Schullaufbahn in Sachsen“, versichert Prof. Dr. Winfried Thielmann, Inhaber der Professur Deutsch als Fremd- und Zweitsprache an der Technischen Universität Chemnitz. Und auch im Alltag seien die Kenntnisse der deutschen Sprache eine wichtige Voraussetzung für das Zurechtkommen in der neuen Umgebung.
20 Lehrkräfte kommen seit Oktober 2016 einmal wöchentlich an die TU Chemnitz, um in den Räumen der TUCed – An-Institut für Weiterbildung und Transfer GmbH das Fach „Deutsch als Zweitsprache“ zu studieren. Das Programm dauert zwei Jahre und richtet sich an Lehrkräfte aller Schularten. Einige von ihnen sind bereits in Vorbereitungsklassen tätig, andere sollen zukünftig in diesem Bereich eingesetzt werden. „Ich finde es großartig, dass sich diese Lehrerinnen und Lehrer bereitgefunden haben, im Interesse sprachlicher Integration noch einmal die Schulbank zu drücken“, sagt Thielmann. „Zugleich sind wir auch den sächsischen Ministerien für Kultus sowie Wissenschaft und Kunst sehr dankbar, dass sie es uns ermöglichen, eine solche Qualifizierungsmaßnahme auf hohem Niveau durchzuführen“, so der Professor.
Der Stundenplan ist umfassend. „Um guten DaZ-Unterricht erteilen zu können, muss man sich mit der deutschen Sprache aus der Fremdperspektive befassen. Es genügt nicht zu wissen, dass es im Deutschen zum Beispiel Artikel gibt. Lehrkräfte müssen erklären können, welche Funktion diese Ausdrücke haben und dies Lernern erklären können, deren Muttersprache ohne Artikel funktioniert“, erklärt Coretta Storz, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin im berufsbegleitenden Kurs. Sie ergänzt: „Zusätzlich zu den Strukturen des Deutschen müssen sich DaZ-Lehrkräfte mit dem Verlauf des Spracherwerbs auskennen, damit sie die Lerner gezielt fördern können. Und natürlich brauchen sie Handwerkzeug für die Umsetzung im Unterricht. All das wollen wir den Lehrkräften in den zwei Jahren mit auf den Weg geben.“
Dr. Uta Großmann, die das Weiterbildungsprogramm maßgeblich mit konzipiert hat, erläutert das Chemnitzer Konzept der Weiterbildung folgendermaßen: „Wir berücksichtigen hier die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, die aus der Auseinandersetzung mit derjenigen Praxis stammen, für die wir qualifizieren.“ Außer sprachlichen Strukturen und Spracherwerb sind auch Migration, Religion, Asylrecht und Trauma Themen, mit denen sich die Lehrkräfte im Weiterbildungsprogramm auseinander setzen. „Es geht uns nicht nur um Wissensvermittlung, sondern auch um Sensibilisierung und eine Anregungen zur Reflexion. Wir haben uns zum Beispiel mit dem islamischen Fastenmonat Ramadan befasst und diskutiert, wie man mit fastenden Schülern umgehen kann“, so Storz. „Die Lehrer und Lehrerinnen stehen mitten in der Praxis und bringen ihre Erfahrung lebhaft mit ein. Es ist auch für uns Dozentinnen und Dozenten sehr bereichernd, in einem so aktiven Kurs mit ganz vielseitigen Hintergründen zu lehren“, beschreibt Storz das Kursklima.
Weitere Informationen: https://www.tu-chemnitz.de/phil/ifgk/germanistik/daf/bbwdaz.php
Mario Steinebach
24.01.2017