Eleonore-Dießner- und Marie-Pleißner-Preis verliehen
TU Chemnitz zeichnet Nachwuchswissenschaftlerinnen für hervorragende Abschlussarbeiten aus
Am 3. Juli 2017 fand zum fünften Mal in Folge die Verleihung des Eleonore-Dießner- und Marie-Pleißner-Preises statt. Die Einführung und Verleihung dieser Preise ist eine Maßnahme zur Sichtbarmachung und Würdigung hervorragender wissenschaftlicher Leistungen von Nachwuchswissenschaftlerinnen. Seit 2013 loben Universitätsleitung und Gleichstellungskommission den Eleonore Dießner- und Marie Pleißner-Preis aus und würdigen damit hervorragende Abschlussarbeiten in Master- oder Diplomstudiengängen von Absolventinnen aller acht Fakultäten. Der Preis ist mit 800 Euro dotiert. Den Eleonore-Dießner-Preis erhielten: Julia Buchsbaum (im Bild; Fakultät für Naturwissenschaften), Lidia Höpfer (Fakultät für Mathematik), Anne Gläser (Fakultät für Maschinenbau), Liana Maria Pop (Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik) und Anna Zywietz (Fakultät für Informatik). Mit dem Marie Pleißner-Preis 2017 wurden ausgezeichnet: Nancy John (Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften) und Katja Wavrousek (Fakultät für Wirtschaftswissenschaften).
Der Rektor der TU Chemnitz, Prof. Dr. Gerd Strohmeier, gratulierte den Preisträgerinnen in seinem Grußwort und würdigte deren exzellente Leistungen. Er betonte, dass die Universitätsleitung gleichstellungsfördernde Maßnahmen gern unterstütze und dazu seit 2013 den Gleichstellungsfond bereitstelle.
Den Festvortrag hielt Dipl.-Ing. oec. Steffi Barth, Inhaberin und Geschäftsführerin der Biehler Sportswear Limbach-Oberfrohna und ehemalige Studentin der damaligen Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt. Sie appellierte an die Preisträgerinnen, neben den wissenschaftlichen Erfolgen, die die jungen Frauen anstreben, den sozialen Kompetenzen einen hohen Stellenwert einzuräumen, um im Leben erfolgreich zu sein. Prof. Dr. Olfa Kanoun überbrachte das Grußwort des MINT-Wissenschaftlerinnenstammtischs der TU Chemnitz, der gezielt Karriereangebote für junge Nachwuchswissenschaftlerinnen bereithält. Sie lud die Preisträgerinnen ein, daran zu partizipieren und natürlich auch, ihre Erfahrungen in den Wissenschaftlerinnenstammtisch einzubringen.
Elisa Lochen aus der Philosophischen Fakultät, die 2015 den Marie Pleißner-Preis entgegennehmen durfte, gab den Preisträgerinnen 2017 ihre Erfahrungen weiter. So sei ihr der Preis eine Inspirationsquelle geworden. Aline Seifert, 2015 Eleonore Dießner-Preisträgerin, schilderte ihren Weg, den sie seit dem Abschluss Ihres Studiums genommen hat.
Die von den einzelnen Fakultäten vorgeschlagenen Preisträgerinnen blicken auf unterschiedliche Studien- und Berufserfahrungen zurück, aber eines ist ihnen gemeinsam – der Wunsch, eine akademische Laufbahn einzuschlagen. Julia Buchsbaum (Fakultät für Naturwissenschaften) priorisiert für ihre Forschung vor allem die Bedeutung in der Wirtschaft und so forschte sie an dem anwendungsnahen Thema „Atomlagenabscheidung von Titanphosphat auf Kohlestofffasern und planaren Substraten“.
Anne Gläser (Fakultät für Maschinenbau) erforschte im Rahmen ihrer Masterarbeit den Zusammenhang verschiedener Kenngrößen des menschlichen Gangs (sogenannte „Gangparameter“) mit dem zeitlichen Verlauf der Verteilung des Druckes unter dem Fuß. Zur Messung der Druckverteilung setzte Frau Gläser erstmals ein von der Professur Sportgerätetechnik entwickeltes Druckverteilungsmesssystem ein, welches in der Lage ist, den Druck an acht Stellen unter dem Fuß während des Gehens in Alltagssituationen außerhalb des Labors aufzunehmen. Frau Gläser konnte bereits im Oktober 2016 mit Hilfe eines Promotionsstipendiums ihre Forschungsarbeit fortsetzen.
Liana Maria Pop (Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik) möchte weiterhin das Forschungsprojekt der Nachwuchsforschergruppe SyNErglt: Synergetische Nutzung von Energie- und Informationstechnik begleiten und „auf diesem Gebiet einen relevanten Forschungsbeitrag leisten“, welcher die Basis für ihre Promotion sein werde.
Mit dem Thema „Konzeption von Touch-Gesten zur Steuerung eines nicht-humanoiden Roboters" hat Anna Zywietz (Fakultät für Informatik) die Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine in den Fokus gestellt und gezeigt, dass die gezielte Gestaltung von Interaktionen zwischen Anwendern, Anwenderinnen und Robotern elementar für die Erfüllung einer gemeinsamen Aufgabe ist. Mit dem Preisgeld könne sie jetzt die Planung ihres Forschungsaufenthaltes im Ausland vorantreiben.
Die derzeit als Mathematiklehrerin tätige Lidia Höpfer (Fakultät für Mathematik) möchte ihre wissenschaftliche Karriere fortführen. Zuletzt beschäftigte sie sich im Rahmen ihrer Diplomarbeit mit dem Thema „Dualitätsuntersuchungen für K-semidefinite Mehrzieloptimierungsaufgaben“.
Den Marie Pleißner-Preis nahm Nancy John (Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften) entgegen. Sie untersuchte „das Zusammenspiel von selbstregulativen Persönlichkeitsmerkmalen und dem Studienerfolg von Lehramtsstudierenden“. Sie würde es „als lohnenswert erachten, die vom Freistaat Sachsen initiierten Maßnahmen zur Bekämpfung des Lehrermangels wissenschaftlich zu begleiten“. Auch sie sehe ihre Zukunft in der Wissenschaft.
Zudem erhielt Katja Wavrousek (Fakultät für Wirtschaftswissenschaften) den Preis. Trotz des Promotionswunsches ist sie derzeit in der Wirtschaft tätig. „Ich habe mich für diesen Schritt bewusst entschieden, um die potentiellen Forschungsgebiete des Personalwesens bzw. der Organisations- oder Führungstheorien nicht nur aus der wissenschaftlichen Perspektive beurteilen zu können.“
Hintergrund: Frauenförderung an der TU Chemnitz
Die TU Chemnitz will den Anteil von Nachwuchswissenschaftlerinnen nachhaltig erhöhen. Obwohl ca. die Hälfte der Studierenden und der Hochschulabsolventinnen und -absolventen Frauen sind, scheiden an den Schnittstellen vom Hochschulabschluss zur Promotion und von der Promotion zur Habilitation überproportional viele Frauen aus dem Wissenschaftssystem aus. Die Gründe dafür sind vielfältig. Dieser Entwicklung möchte die Gleichstellungskommission mit unterschiedlichen Maßnahmen gezielt entgegenwirken.
In ihrer Begrüßung wies die Gleichstellungsbeauftragte der TU, Karla Kebsch, darauf hin, dass die Erhöhung des Frauenanteils in wissenschaftlichen Spitzenpositionen, die Unterstützung der Karriere- und Personalentwicklung von Nachwuchswissenschaftlerinnen sowie die Gewinnung von Frauen in Fächer, in denen sie unterrepräsentiert sind, ein zentrales Anliegen des Gleichstellungsprogramms der TU Chemnitz sei, in welchem sich eine Reihe gleichstellungsfördernder Maßnahmen manifestiere. Eine dieser Maßnahmen – es sei ein kleiner, aber nicht unerheblicher Baustein im Gesamtangebot – sei die Schaffung weiblicher Rollenvorbilder, um Frauen zur Aufnahme eines Studiums, den Anschluss einer wissenschaftlichen Karriere oder den Einstieg in ein Berufsfeld zu ermutigen, welches vielleicht nicht unbedingt den „leider oft noch vorhandenen traditionellen Berufsbildzuweisungen entspricht“. Dazu gehört auch das Sichtbarmachen von exzellenten Leistungen von Wissenschaftlerinnen – wie die Würdigung ausgezeichneter Abschlussarbeiten von Absolventinnen – gerade auch aus Bereichen, die noch von Männern dominiert werden.
Hintergrund: Eleonore-Dießner- und Marie-Pleißner-Preis
Die acht Fakultäten der TU Chemnitz gehören einerseits dem mathematisch-technisch-naturwissenschaftlichen Bereich und andererseits den Sozial-, Geistes- und Wirtschaftswissenschaften an. Da sich keine Kriterien finden lassen, anhand derer die Vergleichbarkeit der Abschlussarbeiten auf jedem der Gebiete gewährleistet wäre, rief die Gleichstellungskommission zwei verschiedene Preise ins Leben. Eleonore Dießner war eine der ersten Studentinnen an der Hochschule für Maschinenbau Karl-Marx-Stadt, dem Vorläufer der heutigen TU Chemnitz. Nachdem sie 1969 als dritte Frau in Chemnitz promovierte, arbeitete sie erfolgreich als Wissenschaftlerin und engagierte sich zudem als Vorstand des Arbeitskreises „Frauen im Ingenieurberuf“ des Vereins Deutscher Ingenieure in Sachsen. Für eine bessere Ausbildung von Frauen sowie deren Zulassung an Hochschulen setzte sich auch die Chemnitzer Deutsch- und Religionslehrerin Marie Pleißner ein. Beide Namensgeberinnen zeichnen sich durch ihre wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Verdienste aus, womit sie als weibliche Rollenvorbilder fungieren. Die Ehrung, die mit einem Preisgeld von 800 Euro verbunden ist, soll die akademischen Lebensentwürfe der Absolventinnen unterstützen. Die Vergabekommission berücksichtigte zusätzlich zur fachlichen Qualität und interdisziplinären Ausrichtung der Abschlussarbeit auch das gesellschaftliche Engagement der Nominierten sowie die Erkennbarkeit von wissenschaftlichen Karrierebestrebungen. (Autoren: Karla Kebsch und Sylvia Herold)
Matthias Fejes
19.07.2017
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