Den Sprung in die industrielle Anwendung schaffen
Neue Nachwuchsforschergruppe „FiberCer“ entwickelt umweltschonende Technologie zur Herstellung von Faserkeramiken für innovative Leichtbauprodukte
Keramik und Kohlenstofffaser in einem Produkt? Der Integration dieser beiden unterschiedlichen Werkstoffe hat sich an der Technischen Universität Chemnitz die neue Nachwuchsforschergruppe „FiberCer“ verschrieben. Sie beschäftigt sich interdisziplinär mit Faserkeramiken und deren möglichen Marktanwendungen. Das Projekt zielt dabei auf Leichtbauprodukte mit gesteigerter Lebensdauer und hoher Schadenstoleranz ab, deren Herstellung zukünftig ressourcenschonend und mit Spritzgießtechnologie möglichst automatisiert in Großserie erfolgen soll. Das Institut für Strukturleichtbau und die Professuren für Polymerchemie, Verbundwerkstoffe und Werkstoffverbunde, Werkzeugmaschinen und Umformtechnik sowie Unternehmensrechnung und Controlling der TU Chemnitz begleiten den gesamten Forschungsprozess von der Polymerentwicklung über die Keramisierung bis zur ökologischen und ökonomischen Gesamtbewertung. Das Projekt wurde auf Initiative von Prof. Dr. Daisy Nestler, Leiterin der Stiftungsprofessur Textile Kunststoffverbunde, ins Leben gerufen und wird vom Europäischen Sozialfonds ESF sowie des Freistaates Sachsen bis 31. Juli 2020 gefördert.
„Chemnitz zeichnet sich gegenüber anderen Standorten mit einem Alleinstellungsmerkmal aus: der Fähigkeit, interdisziplinär zu arbeiten“, beschrieb Prof. Dr. Matthias Putz von der Professur Werkzeugmaschinen und Umformtechnik die Rahmenbedingungen des Vorhabens zum Auftakttreffen der Forschergruppe am 3. August an der TU Chemnitz. „Das ist natürlich der Anspruch an die Nachwuchsforscher, dem gerecht zu werden“, so Putz weiter. Deren wissenschaftliche Karriere soll zudem durch Promotion und Publikationen, Weiterbildungen und Workshops im Rahmen von FiberCer gefördert werden. „Auch weitere Folgeprojekte sind absolut möglich und gewünscht“, sagte Jonas Stiller, Leiter der Nachwuchsforschergruppe. Prof. Dr. Lothar Kroll, Leiter der Professur für Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung, bescheinigte bereits zum Projektstart die Möglichkeit einer späteren Integration in den Bundesexzellenzcluster MERGE: „Das Thema bietet auf jeden Fall großes Potenzial. Bei so viel Interdisziplinarität kommt es jedoch vor allem auf die Menschen an, die daran arbeiten“, motivierte Kroll zum Kickoff-Meeting am vergangenen Donnerstag.
Die sechs ausgewählten Nachwuchswissenschaftler werden aber nicht nur innerhalb der Universität zusammenarbeiten, sondern auch mit regionalen Unternehmen kooperieren. Wichtig ist der Nachwuchsforschergruppe die traditionelle Industrieregion Sachsen zu fördern und Mittelständlern auf dem Markt ein Alleinstellungsmerkmal zu geben. Bisher haben elf Firmen und Verbände der Region ihren Willen zur Zusammenarbeit bekundet. Nestler, die das Projekt initiierte, sieht langfristig auch die Möglichkeit eines „Kompetenzzentrums Faserkeramik“ in Chemnitz, in dem das fachliche Know-How zentralisiert wird und eine Win-Win-Situation entsteht: „Die TU profitiert durch Spin-Offs und regionale Industriekontakte, die Unternehmen der Region verbessern ihre Marktposition und die Nachwuchsforscher entwickeln sich persönlich und wissenschaftlich weiter. Vor allem um diese jungen Wissenschaftler geht es ja und in FiberCer können sie den Spagat jedes guten Wissenschaftlers lernen: Auf dem sicheren Fundament des wissenschaftlichen Arbeitens den Sprung in die industrielle Anwendung zu schaffen.“
Weitere Informationen zum Projekt und den beteiligten Wissenschaftlern: https://www.tu-chemnitz.de/FiberCer
Weitere Auskünfte erteilen Prof. Daisy Nester, Leiterin der Stiftungsprofessur Textile Kunststoffverbunde, Telefon 0371 531-36546, E-Mail daisy.nestler@mb.tu-chemnitz.de sowie Jonas Stiller, Leiter der Nachwuchsforschergruppe FiberCer, Telefon 0371 531-35354, E-Mail jonas.stiller@mb.tu-chemnitz.de
(Autorinnen: Jana Mischke und Diana Ruder)
Mario Steinebach
09.08.2017