Leichtbau als Lebenswerk
Präsident der Republik Polen, Andrzej Duda, verlieh Chemnitzer TU-Professor Lothar Kroll in Anerkennung seiner Leistungen den Titel "Professor der Technischen Wissenschaften" auf Lebenszeit
Für seine herausragende Expertise auf dem Gebiet der Schlüsseltechnologie Leichtbau und seinen Einsatz für einen länderübergreifenden Wissenstransfer erhielt Prof. Dr. Lothar Kroll, Inhaber der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung (SLK) und Koordinator des Bundesexzellenzclusters MERGE an der Technischen Universität Chemnitz, am 14. März 2018 durch den Präsidenten der Republik Polen, Andrzej Duda, den Titel "Professor der Technischen Wissenschaften". Die Verleihung des sogenannten „Präsidenten-Professors“ erfolgte auf Vorschlag der Politechnika Opolska sowie nach Prüfung der Zentralkommission für akademische Grade und Titel in Polen. „Diese Ehrung in meinem Geburtsland zu erhalten, ist etwas ganz Besonderes für mich und bestärkt mich darin, unsere Bemühungen in der deutsch-polnischen Zusammenarbeit weiter zu intensivieren sowie den Wissensaustausch auf Augenhöhe voranzutreiben. Insbesondere freue ich mich, dass ich diesen höchsten akademischen Titel im Vorfeld der zweiten Polish-German Bridge Conference erhalten habe“, sagt Kroll über die Auszeichnung.
Der polnische Präsident ehrte am vergangenen Mittwoch insgesamt 69 Professoren und Professorinnen im Beisein ihrer Familien und Freunde in der Säulenhalle des Präsidentenpalasts in Warschau. Duda dankte ihnen für ihr Wirken und ihre Verdienste um Polens Wissenschaft und Entwicklung. Den Titel "Professor der Technischen Wissenschaften" erhielten 2018 bislang 17 Professoren und Professorinnen.
Grenzübergreifende Bande stärken
Seit 2006 ist Kroll Inhaber der Professur SLK an der TU Chemnitz. Von Beginn an war er an einer starken Zusammenarbeit mit polnischen Universitäten und Unternehmen interessiert. Die Intensivierung bestehender Kontakte und Begründung neuer Kooperationen im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien sind Ausdruck von Krolls Engagement. Bereits im Februar 2015 verlieh die Politechnika Wrocławska Lothar Kroll für dieses herausragende Wirken den Titel "Honorowy Profesor" (Professor ehrenhalber).
In den letzten Jahren schuf Kroll mit seinem Team ausgeprägte Netzwerkstrukturen zwischen den drei Ländern. In die Internationalisierungsstrategie des Clusters MERGE sind Wissenschafts- und Wirtschaftsvertreter Polens mittlerweile über Jahre hinweg in Projekte eingebunden. Der Rektor der Politechnika Opolska, Prof. Marek Tukiendorf, wirkt im Exzellenzrat von MERGE mit. Außerdem führten gemeinsame Anstrengungen mit polnischen Kooperationspartnern zur Gründung des grenzübergreifenden Forschungszentrums für Kunststofftechnologien Dopak in Wrocław. Ein weiterer Meilenstein der deutsch-polnischen Zusammenarbeit ist die 2nd Polish-German Bridge Conference: Zusammen mit den Partnern der Politechnika Wrocławska und der Politechnika Opolska veranstaltet der Exzellenzcluster MERGE am 19. und 20. April 2018 die Konferenz unter dem Motto „Industrie trifft Wissenschaft“ auf dem Technologiecampus in Chemnitz und zielt damit auf einen Brückenschlag zwischen Forschung, Industrie und Politik beider Länder.
Aktuell befindet sich zudem, auch dank Krolls Zutun, ein Fraunhofer Projekt Centre in Opole in Gründung. Das Centre mit dem Namen „Advanced Lightweight Technologies (ALighT)“ ist eine Kooperation des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen- und Umformtechnik IWU, Chemnitz, und der Politechnika Opolska. Das „ALighT“ soll zukünftig die Kompetenzen beider Partner in der anwendungsnahen Entwicklung nachhaltiger Fertigungstechnologien für Leichtbaustrukturen bündeln und den beiderseitigen Erkenntnistransfer fördern.
Zur Person: Prof. Dr. Lothar Kroll
Lothar Kroll wurde am 9. April 1959 in Glogowek (Polen, ehem. Oberglogau) geboren. Da in seinem Heimatort in Oberschlesien zur damaligen Zeit mehr als zwei Drittel der Bevölkerung Deutsche waren, ist er multikulturell und mehrsprachig aufgewachsen. Ein vertrauensvolles Miteinander sowohl mit ausländischen Kollegen und Kolleginnen sowie Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen als auch mit Industriepartnern auf Augenhöhe war und ist für ihn daher ein Selbstverständnis. Kroll ist 1981 während des Kriegszustandes in Polen nach Deutschland als Spätaussiedler ausgereist.
Er studierte an der Politechnika Opolska und der TU Clausthal in der Fachrichtung Fahrzeugtechnik und Maschinenbau. 1992 wurde er am Institut für Technische Mechanik der TU Clausthal promoviert. Neben einer Vielzahl von Veröffentlichungen, Patenten und Lehraufträgen war Kroll seit 2000 leitender Wissenschaftler am Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik der TU Dresden. In dieser Zeit war er in die Lehre eingebunden und für die Betreuung von ausländischen Studierenden sowie Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, insbesondere aus Polen und Tschechien, zuständig. Aufgrund seiner schlesischen Wurzeln entstanden bereits damals zahlreiche Kooperationen mit den Technischen Universitäten in Breslau, Oppeln und Gleiwitz, die er bis heute pflegt und intensiviert.
Zum 1. Juni 2006 folgte er dem Ruf auf die Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung an der TU Chemnitz. Seit Dezember 2007 ist er Direktor des Cetex Institut für Textil- und Verarbeitungsmaschinen gemeinnützige GmbH, eines An-Instituts der TU Chemnitz. Im April 2010 gründete er die Chemnitzer Allianz Textiler Leichtbau (ATL). Im November 2012 wurde er Koordinator des an der TU eingerichteten Bundesexzellenzclusters "Technologiefusion für multifunktionale Leichtbaustrukturen" (MERGE), der bis 2018 mit rund 40 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. Seit Juni 2013 leitet Kroll das Fraunhofer Kunststoffzentrum Oberlausitz und das Forschungszentrum Wolfsburg am Fraunhofer IWU. Im Mai 2015 befürwortete der Sächsische Landtag das Fraunhofer Forschungszentrum STEX (Systeme und Technologien für textile Strukturen), welches im September 2015 die Arbeit unter seiner Leitung aufnahm. Dieses Forschungszentrum stärkt den Textilstandort noch weiter und ist in die bestehenden Verbunde komplementär eingebunden. Seit Februar 2016 ist Kroll zudem Sprecher der Fraunhofer-Allianz TEXTIL, ein Zusammenschluss aus deutschlandweit 13 Fraunhofer-Instituten, die sich mit Technischen Textilien befassen. Er vertritt als Prodekan für Forschung, Internationales und Gleichstellung die Interessen der Fakultät für Maschinenbau an der TU Chemnitz.
Ausführliche Vita: https://www.leichtbau.tu-chemnitz.de/leitung.php#werdegang
(Autorinnen: Katharina Wolfrum, Diana Ruder)
Mario Steinebach
20.03.2018