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„Vorbereitet auf eine Firmenübernahme ist man nie“

TU-Absolventin Skadi Berger steuerte zielstrebig die Nachfolge im Familienunternehmen an, heute leitet sie die Firma Wiewald in Leipzig – auch sportlich setzt sie Akzente

„Seit meiner frühesten Kindheit wollte ich Chefin werden und jetzt bin ich es tatsächlich“, sagt Skadi Berger lachend. „Ich ging in dem auf Drucklufttechnik spezialisierten Familienbetrieb meiner Eltern in Leipzig schon als junges Mädchen immer ein und aus, interessierte mich vielleicht auch deshalb frühzeitig für technische Dinge und hatte auch mit Mathe und Physik in der Schule nie Berührungsängste“, blickt die 31-Jährige zurück. Doch bevor sie 2016 Gesellschafterin und Geschäftsführerin der Wiewald GmbH wurde, studierte sie Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Maschinenbau an der Technischen Universität Chemnitz.

„Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich 2006 gemeinsam mit meiner Mutter auf dem Flur des Studentensekretariats der Uni stand und dort ein Faltblatt dieses Studienganges entdeckte, in den ich mich letztendlich auch einschrieb“, berichtet Berger. Gern erinnert sie sich an ihre Teilnahme an der American-African-European Summer School der Chemnitzer Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der University of Texas in El Paso im Jahr 2008. „Dort lernten wir Studien zum unterschiedlichen Konsumenten- und Produzentenverhalten in Europa und den USA kennen und wurden mit vielen Themen aus dem Bereich der interkulturellen Kommunikation konfrontiert, alles war sehr interessant und lehrreich“, so Berger.

Auch das Studentenleben habe sie in Chemnitz genossen, „nicht nur in den Clubs auf dem Campus“. So wurde an der Universität auch ihre Leidenschaft für das Tanzen und Trommeln erneut entfacht. Beide Bewegungsformen sind Teil des Fitnesstrends "Drums Alive", den die US-Amerikanerin Carrie Ekins erfunden hat, und der durch Forschungsaktivitäten der Professur Sportmedizin/-biologie auch nach Chemnitz kam. „Am Zentrum für Fitness und Gesundheit der Uni besuchte ich einen Kurs, aus dem heraus sich eine Tanzgruppe bildete. Bei zahlreichen Events in Chemnitz und Umgebung sind wir mit unseren Trommelsticks und Gymnastikbällen zu Diskorhythmen aufgetreten“, berichtet Berger. Nach ihrem Studium habe sie eine Trainer-Ausbildung absolviert und bietet heute selbst „Drums Alive“-Kurse in Leipzig an. „Also auch hier bin sozusagen die Chefin“, lacht sie.

Ihr Weg zur Unternehmensnachfolge folgte jedoch einem anderem Rhythmus: Im Wintersemester 2012/2013 wurde Berger  an der TU auf das neue Qualifikationsprogramm "Unternehmenszukunft Sachsen" aufmerksam, das Studierende und Doktoranden der Universität auf eine mögliche Zukunft als Unternehmensführer im Freistaat Sachsen vorbereiten sollte. Und da der Kindheitstraum, eines Tages Chefin zu werden, immer stärker in Richtung Übernahme des Familienbetriebes in fünfter Generation tendierte, nahm Berger an diesem Programm teil. „Es war eine tolle Zeit. Durch zahlreiche Gespräche und Vorträge von Experten, die selbst gerade eine Firmenübergabe vorbereiteten oder bereits erfolgreich hinter sich gebracht hatten, erhielt ich Einblicke in die reale Alltagswelt vieler Unternehmer. Gleichzeitig konnte ich während der regelmäßig stattfindenden Stammtische Führungspersönlichkeiten aus der Region treffen und mich mit ihnen austauschen“, sagt die Leipzigerin und fügt hinzu: „Wesentlich war natürlich auch, dass ich im Kurs meinen heutigen Lebenspartner und Vater unseres gemeinsamen Kindes kennengelernt habe, der übrigens jetzt auch ein Unternehmen leitet – dieses jedoch in Berlin.“

Seit 2016 leitet Berger das 15-Mann-Unternehmen Wiewald. Ihre Eltern arbeiten noch in der Firma mit. „Wir verstehen uns prächtig und ich bin für viele Ratschläge dankbar. Vorbereitet auf eine Firmenübernahme ist man nie – man lernt es erst, wenn man es macht“, sagt die junge Chefin. „Wir beschäftigen uns mit Druckluftsystemen, mit Vakuumlösungen und mit der Vor-Ort-Stickstofferzeugung, unser Kundenstamm reicht vom Zahnarzt bis zum Kraftwerksbetreiber – das bedeutet sehr viel Variantenvielfalt in unseren Produkten und Abläufen“, beschreibt Berger ihr Unternehmen. „In den kommenden Wochen werden wir unseren Fokus auf die Prozessoptimierung richten – also etwas, das ich im Studium gelernt habe und nun anwenden kann.“ Sie sucht immer wieder den fachlichen Kontakt zu Gleichgesinnten, etwa zu Manuela Zenk, die das Projekt Unternehmensnachfolge am An-Institut TUCed der TU Chemnitz leitet und auf diesem Gebiet gerade neue Kurse an den Start bringt, oder zu Bekannten, die sie auf verschiedenen Events zu diesem besonderen Weg in die Selbständigkeit trifft. „Der Vorgang der Nachfolge ist wahnsinnig komplex und zeitintensiv, aber es hat sich gelohnt“, sagt die junge Unternehmerin voller Stolz.

Mario Steinebach
08.06.2018

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