Fundament für Führungsposition an der TU gelegt
TU-Absolventin Heike Domaratius führt in zweiter Generation das Maschinenbau-Unternehmen ihrer Familie weiter – eine Verantwortung, an der sie erst wachsen musste
Heike Domaratius ist Geschäftsführerin der Gemino Maschinenbau GmbH in Mühlau. Sie leitet seit fünf Jahren ihr Familienunternehmen in zweiter Generation erfolgreich weiter. Gedrängt zu der Nachfolge wurde sie von ihren Eltern jedoch zu keinem Zeitpunkt. Statt direkt in den elterlichen Betrieb einzusteigen, ging es nach dem Abitur an die Universität in Leipzig.
Dort studierte die geborene Karl-Marx-Städterin Rechtswissenschaften. Rückblickend gibt sie zu: „Damals wollte ich einfach meinen Weg gehen und fand, dass die Rechtswissenschaften ein spannendes Themengebiet sind. Es stellte sich jedoch im Laufe des Studiums heraus, dass die Inhalte für mich zu trocken waren.“
Daher wechselte sie nach dem 1. Staatsexamen an die Technische Universität Chemnitz, um Wirtschaftswissenschaften für Juristen zu studieren, einem Diplomstudiengang für Juristen, die zukünftig in der freien Wirtschaft arbeiten wollen. Doch der Wechsel hatte noch andere Gründe: „Während des Studiums in Leipzig habe ich weiterhin in freien Zeiten im Unternehmen gearbeitet und es reifte der Gedanke, tatsächlich beruflich dort ganz einzusteigen. Deshalb wollte ich gern eine wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung absolvieren.“
Praxisnaher Studiengang mit guter Betreuung
Der Studiengang habe sich angeboten, da es sich dabei nicht um ein vollwertiges Wirtschaftsstudium handelte, sondern sich auf die wesentlichen Kernaspekte der Wirtschaftswissenschaften beschränkte – ein Studienangebot, das es bis dahin nur in Chemnitz gab. Die wirtschaftswissenschaftlichen Inhalte des Studiengangs, wie Rechnungswesen, Personalarbeit und Marketing bildeten das Fundament für die zukünftige Arbeit als Führungskraft. Ebenfalls war auch Chemnitz als Standort eine positive Fügung: So konnte die Juristin neben dem Studium problemlos weiterhin in der Firma ihrer Eltern in Mühlau arbeiten.
Besonders gefallen an ihrem Studium haben ihr die praxisnahen Inhalte sowie die sehr gute Zusammenarbeit mit den Professoren. Domaratius: „Ich habe die Zeit sehr genossen, gerade auch, weil mir das Studium sehr viel Spaß gemacht hat.“ Die Zeit an der TU habe ihr geholfen, selbstbewusster zu werden, verrät die Geschäftsführerin. Denn in Chemnitz sei sie auf sich allein gestellt gewesen. Diese Selbstständigkeit habe auch Einfluss auf die spätere Tätigkeit als Führungskraft gehabt: „Da ich eher der Einzelkämpfer in Chemnitz war, musste ich mir auch alles selbst organisieren“, so Domaratius. „Das hat mich als Person noch einmal reifen lassen“.
Nach dem Studium sei sie sofort ganztags in den Familienbetrieb eingestiegen. Auf die Rolle der Geschäftsführerin des Unternehmens wurde sie von ihren Eltern langsam vorbereitet: „Ich bin mit den Aufgaben und der Verantwortung gewachsen, hatte genug Zeit, mich in alles einzuarbeiten.“ Hilfreich sei auch ein externer Prozessberater gewesen, der das heutige Führungsteam gecoacht habe.
Großes Vertrauen der Eltern
Auch nicht zu vergessen: das große Vertrauen der Eltern. Domaratius: „Ich konnte Entscheidungen selbst treffen und aus eigenen Fehlern lernen. Und gerade meine Mutter war immer für mich da und steht mir bis heute bei Bedarf für Fragen zur Seite.“ Die viele Zeit, die sie im Unternehmen verbrachte sowie der Respekt und das Vertrauen der Eltern erleichterten ihr das Hineinwachsen in die Position als Entscheidungsträgerin.
Als dann ihr Vater 2014 in den Ruhestand ging, arbeitete die Juristin weitere zwei Jahre mit ihrer Mutter innerhalb der Geschäftsführung des Unternehmens zusammen. 2016 schied dann auch ihre Mutter aus. Domaratius rückblickend: „Zu diesem Zeitpunkt hat man die Verantwortung noch einmal schwerer auf den eigenen Schultern drücken gefühlt. Da war auch die ein oder andere schlaflose Nacht dabei. Mit der Zeit lernt man aber, damit umzugehen.“
Die Aufgaben als Geschäftsführerin bei der Gemino Maschinenbau GmbH gestalten sich dabei vielschichtig: Neben der Finanzbuchhaltung ist die Wahl-Niederfrohnaerin zuständig für Controlling, Einkauf, Personal, Kundenakquise, Investitionen und auch für die gesamte Strategieentwicklung. Bei der Führung des Unternehmens sei ihr besonders wichtig, dass sich alle Mitarbeitenden im Unternehmen wohl fühle, sowie gefordert und gefördert werde.
Neue Mitarbeiterführung als Erfolgsrezept
Dabei spiele vor allem die Art der Mitarbeiterführung eine große Rolle. Im Gegensatz zu ihrer Mutter hat die 41-Jährige ein Führungskräfteteam um sich, mit dem sie Entscheidungen diskutiert und abwägt. „Wobei das letzte Wort natürlich dennoch ich habe!“, lacht die Geschäftsführerin. „Wir ziehen an einem Strang und gehen alle in die gleiche Richtung, entscheiden gemeinsam und können unsere Entscheidungen dann auch breit gegenüber der Belegschaft tragen. Ich hoffe sehr, dass uns das erhalten bleibt.“
Für ihre Arbeit hat die 41-Jährige 2018 den Sächsischen Meilenstein für Erfolgreiche familieninterne Nachfolge erhalten. Der Gewinn habe sie mit Stolz erfüllt, so die Geschäftsführerin: „Ganz besonders habe ich mich aber für meine Eltern gefreut. Für sie war es sehr emotional und das i-Tüpfelchen der Übergabe.“
Augen und Ohren offen halten!
Auch in Zukunft arbeitet die Geschäftsführerin daran, ihr Unternehmen erfolgreich am Markt halten zu können. Fachkräftemangel, die Digitalisierung oder die Globalisierung, mit all ihren Risiken und Chancen, seien nur einige Herausforderungen, die sie sich mit ihrem Team stellen muss. Um das Unternehmen zukunftssicher zu gestalten, soll die Fertigung in Richtung Komplexbearbeitung weiterentwickelt, Maschinen automatisiert, sowie die Fertigung papierlos gestaltet werden. Domaratius: „Letztlich heißt es, Augen und Ohren offen halten, um die diversen Entwicklungen nicht zu verschlafen.“
Ob sie sich vorstellen könnte, einmal ihr Unternehmen an ihren eigenen Sohn weiterzugeben? Domaratius: „Vorstellen kann ich mir das natürlich. Jedoch ist es bis dahin noch eine lange Zeit. Mein Sohn ist derzeit zehn Jahre alt und ich werde ihn nicht drängen. Vielmehr soll er frei in seinen Entscheidungen sein und seinen Weg hin zu einem glücklichen und zufriedenen Leben gehen, mit einem Job, der ihm Spaß macht. Wenn dieser Job im Unternehmen ist, würde ich mich natürlich sehr freuen, jedoch ist es keine Pflicht.“ Es bleibt also spannend, ob die Gemino Maschinenbau GmbH in Zukunft weiter als Familienunternehmen geführt wird. Das berufliche Fundament könnte vielleicht auch dann ein Studium an der TU Chemnitz legen.
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(Autorin: Nina Schreyer)
Matthias Fejes
24.01.2019