Wenn Politik lebendig wird
Studierende der TU Chemnitz machten sich auf Exkursion in Brüssel ein Bild von der aktuellen Lage und der Arbeit europäischer Institutionen
Politik hautnah erleben: Das ermöglichte die Exkursion der Chemnitzer Jean-Monnet-Professur in Brüssel den Studierenden der Technischen Universität Chemnitz. Vom 17. bis 21. März 2019 nahmen 30 Studentinnen und Studenten der Studiengänge Europa-Studien, Europäische Integration und Europäische Geschichte unter Leitung von Prof. Dr. Matthias Niedobitek und Andreas Löwe an der Exkursion „Europäische Institutionen – Brüssel“ teil. Die Studierenden bekamen so die Möglichkeit, mit Europa-Praktikerinnen und -Praktikern zwischen überstaatlicher Makropolitik und spezifischer Interessenvertretung ins Gespräch zu kommen. Exkursionsleiter Prof. Dr. Matthias Niedobitek, Inhaber der Jean-Monnet-Professur für Europäische Integration: „Hier vor Ort erscheint die Europäische Union nicht nur als Gebilde des Rechts, sondern als eine im sprichwörtlichen Sinne ‚lebendige Institution‘, in der wir den unterschiedlichsten Menschen begegnen.“
Das Exkursionsprogramm führte die Gruppe zur Ständigen Vertretung der BRD bei der EU, wo die Studierenden viel über die Vorarbeiten der Mitgliedstaaten für den Rat der EU lernten. Dabei erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch, dass das Zusammenwirken der Unionsorgane nicht immer reibungslos verläuft. Ein Besuch beim Generalsekretariat des Rates rundete diesen Programmpunkt ab. Niedobitek: „Obwohl wir über die Jahre hinweg schon viele Male europäische Institutionen in Brüssel, Straßburg oder auch Luxemburg besucht haben, liefert doch jede Exkursion immer wieder neue und spannende Einblicke in den europäischen Integrationsprozess, zumal in bewegten Zeiten wie heute.“
Situation in Chemnitz diskutiert
Zum Abschluss des Besuchs beim Rat der EU hieß es dann: selbst aktiv werden. Die Gruppe führte eine intensive Debatte zur aktuellen Situation der Stadt Chemnitz nach den Ereignissen vom August/September vergangenen Jahres.
Besuche bei dem Europäischen Auswärtigen Dienst und der Kommission standen auch auf dem Programm. So gewannen die Studierenden Einblicke in die Entwicklungspolitik der EU und über die alltäglichen Anstrengungen und Schwierigkeiten bei der Durchsetzung des Unionsrechts.
Neue Einsichten in Rolle der Bundesländer
Einen neuen Blickwinkel auf die Auswirkungen der EU auf Städte, Kommunen und Regionen (und in Deutschland die Bundesländer) schafften auch die Besuche im Europäischen Ausschuss der Regionen und im Verbindungsbüro des Freistaates Sachsen bei der EU. Hier eröffneten sich den Studierenden ganz neue Einsichten in die wichtige Rolle der Bundesländer in der EU und in die Arbeitsweise einer Interessenvertretung. Dabei wurde deutlich, dass Lobbyarbeit eine wichtige Informationsquelle für die EU-Institutionen bildet, um adäquate Entscheidungen treffen zu können – und meist kaum etwas mit geheimen „Hinterzimmerabsprachen“ an der Grenze der Legalität zu tun hat. Dies bestätigte auch die Visite bei der Verbindungsstelle des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in Brüssel, der sich im Rahmen des Europäischen Gewerkschaftsbundes für die Berücksichtigung der Arbeitnehmerinteressen bei der EU stark macht.
Querschnitts-Thema bei allen Besuchszielen war der „BREXIT“. Die unterschiedlichen fachlichen Perspektiven der einzelnen Exkursionsziele ermöglichten es, die möglichen Folgen des Austritts Großbritanniens von allen Seiten zu betrachten. Auch hier gab es wieder Stoff für Diskussionen: Von allgemeinen Bedingungen des Austritts über konkrete Auswirkungen für spezielle Politikbereiche bis hin zu den Konsequenzen für britische Bedienstete der EU war alles dabei.
Berufliche Inspiration erhalten
Die Eindrücke führten bei vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu einem Perspektivwechsel. Zusätzlich ermöglichten die Erfahrungen ein tieferes Verständnis für die verschiedenen Lösungsansätze der europäischen Integration und Zusammenarbeit. So erkundeten sie nicht nur die konkrete Arbeitsweise der Institutionen. Die Studierenden lernten auch die vielfältigen Möglichkeiten für potenzielle Laufbahnen kennen und bekamen berufliche Inspiration für die Zeit nach dem Studium. „Besonders freut mich, dass sich für nicht wenige Teilnehmende hier auch immer wieder neue Zukunftsperspektiven eröffnen", fasst Niedobitek zusammen.
Die positiven Rückmeldungen zahlreicher Studierender zeigten auch, welch ein wichtiger Studienbestandteil die Exkursionen zu den EU-Institutionen, zumal zu den EU-Institutionen, seien, so Niedobitek. Es wird nicht die letzte Exkursion gewesen sein.
Weitere Informationen erteilt Andreas Löwe, Telefon 0371 531-33589, E-Mail andreas.loewe@phil.tu-chemnitz.de
(Autoren: Andreas Löwe / Julia Henkel)
Matthias Fejes
02.04.2019