Wenn Sport unsichtbare Grenzen abbaut
Universitätssportgemeinschaft Chemnitz erhielt eine Förderung über 15.000 Euro für ein Projekt gegen Hass, Gewalt und Intoleranz – Jetzt soll damit eine Cricket-Spielstätte geschaffen werden
Vorurteile aufheben und Zivilcourage zeigen – dafür setzt sich die Universitätssportgemeinschaft Chemnitz e.V. (USG) ein. Im Rahmen der Initiative „Chemnitz ist weder grau noch braun“ gewann das USG-Projekt „Get in Touch“ in diesem Jahr eine Projektförderung in Höhe von 15.000 Euro. „Die Aufmerksamkeit durch den Gewinn der Förderung möchte die USG nun nutzen, um eher unbekannte Sportarten wie Cricket nachhaltig in Chemnitz zu etablieren und einen Beitrag zur interkulturellen Verständigung zu leisten“, macht Maximilian Schuler, Geschäftsführer der USG Chemnitz e.V., deutlich. So wisse kaum jemand, dass das Chemnitzer Cricket-Team schon im dritten Jahr in der ersten Bundesliga spielt. Oder dass Cricket ein Nationalsport in Indien sei. Das solle sich ändern. Noch steht aber keine geeignete Spielstätte zur Verfügung. „Mit dem Fördergeld soll eine Umrüstung des aktuellen, provisorisch genutzten Standorts am Rand des Chemnitzer Stadtparks stattfinden, damit dieser den Liga-Auflagen entspricht und gleichzeitig für andere Sportarten wie Rugby oder Fußball genutzt werden kann“, plant Schuler die weiteren USG-Aktivitäten. Dadurch sei es möglich, die Spiele des Ligabetriebes in Chemnitz auszutragen und eine breite Fangemeinschaft aufzubauen.
Das würde außerdem die Begeisterung in der Bevölkerung für die Leistungen des Cricket-Teams wecken. „Stay in Touch“ heißt das Sportplatzbauprojekt passenderweise in Anlehnung an das ausgezeichnete USG-Projekt „Get in Touch“. Kinder und Jugendliche sollen vorbildliche sportliche Bedingungen geboten bekommen und so dem Verein erhalten bleiben. Zusätzlich wurde das Preisgeld bereits in Geräte und Materialien investiert: Jugendgerechte Größen oder etwa eine Ballwurfmaschine machen die Präsentation der Sportarten an Schulen einfacher und interessanter. Das Engagement an Bildungseinrichtungen ist für die USG nichts Neues: So geben die Trainerinnen und Trainer der Schachabteilung regelmäßig Kurse in Kindergärten oder Grundschulen an. Studentische Angebote an der TU Chemnitz gibt es außerdem für Handball oder Ninjutsu.
Kulturkontakt fördern
Mit dem Projekt „Get in Touch“ will die USG den Chemnitzer Jugendlichen sowie Sportlerinnen und Sportlern auch andere unbekannte Sportarten näherbringen. Das gelingt durch Kurse und Ganztagsangebote. Am Projekt beteiligt sind die Abteilungen „Ultimate Frisbee“, „Rugby“ und „Cricket“. Ziel ist es, Vorurteile gegenüber Geflüchteten sowie Einwandererinnen und Einwanderern abzulegen, einen Beitrag zum positiven Kulturkontakt zu leisten und neue Sportlerinnen und Sportler für die Jugendabteilungen zu gewinnen. Zusätzlich soll generell der Bekanntheitsgrad sowie die Begeisterung an hierzulande bisher weniger bekannten Sportarten gesteigert werden.
„Vorurteile, Diskriminierung oder Intoleranz abzubauen, haben wir schon mit den ersten Jugendlichen erreicht, die aufgrund der positiven Erfahrungen in unseren Kursen und mit unseren Kursleitern negative Vorurteile überdenken“, fasst Schuler zusammen. Es sei schon ein Fortschritt, wenn die Teilnehmenden das in Frage stellen, was ihnen anderorts oft in Form von Stereotypen begegnete. Die Vermittlung eines Nationalsportes wie Cricket durch einen indischen Spieler wird zum wertvollen persönlichen Austausch und trägt zum Kulturkontakt bei.
Hintergrund: „Get in Touch“
Motiviert wurde „Get in Touch“ durch die Ereignisse rund um das Chemnitzer Stadtfest im Sommer 2018. „Dass es in Chemnitz eine Kultur des Wegschauens, Weghörens oder Durchwinkens gibt, wenn Personen oder Gruppierungen sich undemokratisch bis verfassungsfeindlich und insbesondere ausländerfeindlich positionieren, lässt sich mit den Grundprinzipien unseres Vereins nicht vereinbaren“, sagt Maximilian Schuler, Geschäftsführer der USG Chemnitz e.V. „Deshalb wollten wir ein Zeichen setzen“.
Teil des Projektes kann jeder werden, der sich für Sport interessiert. Ob als teilnehmende Einrichtung, wie Schule, Kindergarten, Hort, Jugendeinrichtung oder selbst als Trainerin oder Trainer beziehungsweise Kursleiterin und Kursleiter – die Türen bei der USG stehen jedem jederzeit offen. „Dabei besteht auch die Möglichkeit, das Projekt um zusätzliche Sportarten zu erweitern“, macht der USG-Leiter deutlich.
Hintergrund: Projektförderung durch die Initiative „Chemnitz ist weder grau noch braun“
Die Initiative „Chemnitz ist weder grau noch braun“ wurde nach den Vorfällen des Chemnitzer Stadtfestes im August 2018 gegründet und stellt sich gegen Hass, Gewalt, Intoleranz und Demokratiefeindlichkeit. Im Rahmen der Initiative bewarben sich 30 Projekte für eine Unterstützung mit bis zu 15.000 Euro. Über eine Vorauswahl kamen zwölf Projekte in die nähere Auswahl. Drei Gewinner wurden durch eine Online-Abstimmung, die Gremien und Mitglieder des Industrievereins Sachsen 1828 e.V. sowie des Branchenverbands Kreatives Chemnitz e.V. als Träger der Initiative ermittelt. Mit der Aktion „#wirsindchemnitz“ setzte auch die Technische Universität Chemnitz ein Zeichen für Vielfalt und Weltoffenheit.
(Autorin: Julia Henkel)
Matthias Fejes
10.05.2019
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