Korblandung durch Mentorenprogramm
Profibasketballer Jonas Richter kombiniert Studium und Leistungssport – an der TU Chemnitz ist das kein Problem
Wenn Jonas Richter in die Chemnitzer Hartmannhalle einläuft, feiern die Basketballfans. Lautstarker Beifall und das enthusiastische Fußstampfen von den Zuschauerrängen erfüllen dann die Sporthalle. Schon längst gehört der 22-jährige Basketballer zum Stammkader des Chemnitzer Basketballvereins „Niners“ Rebounds, Korbwürfe oder Drei-Punkt-Spiel bestimmen den Alltag des Jungspielers.
Das Spielen in der zweiten deutschen Basketball-Bundesliga „ProA“ verlangt viel Training, starke Nerven und vor allem Zeit. Doch nicht genug mit einem hohen Trainings-und Spielpensum: Seit 2017 studiert Richter außerdem den Bachelorstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Chemnitz. Studium und Sport bewältigt er nur durch das Mentorenprogramm der TU Chemnitz.
Basketball als größte Leidenschaft
Seine sportliche Leidenschaft fand Richter durch einen Freund in der Grundschule, der ihn 2004 zum Probetraining der Jugendmannschaft der Niners mitnahm. Aufgrund der bereits damals beachtlichen Körpergröße des Siebenjährigen fiel er dem Trainer sofort ins Auge: 2,06 Meter misst der gebürtige Chemnitzer heute – ideale Maße für den Basketball. Seitdem ist der Sport nicht mehr aus Richters Leben wegzudenken: „Ich habe mich in den Sport verliebt und wollte nie wieder zu einer anderen Sportart wechseln“, erinnert sich der Hüne. Basketball hat es ihm besonders angetan, da hier Teamgeist gefragt ist, der die Mannschaft zusammenschweißt: „Man gewinnt zusammen und man verliert zusammen“, sagt Richter. „Dadurch habe ich meine besten Freunde kennengelernt, die das bis heute auch noch sind.“ Außerdem schätze er die Kombination von Körper- und Kopfarbeit, die beim Basketball erforderlich sei: „Es ist eine extrem schnelle und athletische Sportart, wobei man dennoch gezwungen ist, seinen Kopf einzuschalten und das Spiel zu lesen“, erklärt er.
Ideale Studienrichtung an der TU Chemnitz gefunden
Weitere Interessengebiete kann Richter durch sein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der TU Chemnitz perfekt kombinieren – nämlich Wirtschaft und Technik. „Ein Unternehmen wird im Wirtschaftsingenieurwesen nicht nur einseitig beleuchtet, sondern aus mehreren Blickwinkeln betrachtet“, so Richter. Für ihn sei es sehr wichtig, diese Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen. „Das ermöglicht mir diese Studienrichtung in idealer Weise“, sagt er.
Nach dem Abitur am Sportgymnasium Chemnitz sei ihm die Studienwahl daher auch nicht sonderlich schwer gefallen. Richter war zu diesem Zeitpunkt bereits ein fester Bestandteil des Kaders der Chemnitz Niners – und konnte mit einem Studium in Chemnitz seine Tätigkeit im Verein weiter verfolgen.
Kombination von Studium und Training durch Mentorenprogramm möglich
Dass die Kombination von Leistungssport und Studium eine große Herausforderung für den 22-Jährigen darstellt, liegt auf der Hand. Das intensive Training sowie häufige Heim- und Auswärtsspiele fordern Richters ganze Zeit und Kraft. „Aber durch gutes Zeitmanagement, Absprachen mit Trainern, sehr hilfsbereiten Kommilitonen und dem Mentorenprogramm der TU Chemnitz lässt sich dieses Pensum bewältigen“, findet der Basketballer. Im Rahmen dieses Programms fungieren Kommilitoninnen und Kommilitonen des Sportlers als Mentorinnen und Mentoren – und halten Jonas Richter über Vorlesungs- und Seminarinhalte auf dem Laufenden, wenn er trainings- oder spielbedingt fehlen muss. „So wird mir etwa ein Ansprechpartner geboten, der mir bei Fragen und Problemen jederzeit zur Verfügung steht und mir hilft, mein Training optimal mit den angebotenen Kursen abzustimmen“, sagt Richter. „Außerdem ist mein Mentor durch sein fortgeschrittenes Studium in der Lage, Erfahrungen, Tipps und Tricks an mich weiterzugeben und ist mir so eine große Hilfe.“
Leistungssport statt Unipartys
Das Basketballspielen in der Profiliga nimmt eine Hauptrolle im Leben des gebürtigen Chemnitzers ein – auf Kosten seiner freien Zeit an der Universität: „Ich bin froh, wenn ich es schaffe, die Veranstaltungen an der Uni einigermaßen regelmäßig zu besuchen“, sagt Richter. Deswegen falle das Unileben abseits vom Lernen leider unter den Tisch. „Vor allem während der Saison ist es schwierig, außerhalb von Sport und Studium noch Zeit für andere Sachen zu finden“, sagt er. Trotzdem würde er mit keinem tauschen wollen: „Ich wusste von Anfang an, auf was ich mich einlasse und bereue nichts“, so Richter.
Hat der erfolgreiche Sportler dann doch freie Spitzen, verbringe er seine Freizeit am liebsten mit Freunden und seiner Familie: „Einfach zusammen Zeit verbringen, alleine das gibt mir schon sehr viel Kraft“, sagt Richter genügsam. Das bringe ihn auf andere Gedanken fernab vom Basketball und lasse auch mal Entspannung zu. Die Unterstützung seiner Familie ist für den 22-Jährigen dabei sehr wichtig: „Sie stehen voll und ganz hinter mir und unterstützen mich, wo sie nur können“, weiß Richter zu schätzen.
Große Erfolge: 2. Bundesliga und Nationalmannschaft
Jonas Richters Selbstdisziplin und das intensive Training, gemischt mit viel Talent für die Ballsportart, brachten ihm schon zahlreiche Erfolge im Basketball ein. In der Saison 2014/15 wurde er mit durchschnittlich 15,6 Zählern pro Partie bester Korbschütze seines Vereins in der U19-Bundesliga NBBL. Ab 2014 wurde er dann in die Männermannschaft in der 2. Bundesliga „ProA“ berufen. Für Richter war das eine große Ehre: „Ich war einerseits extrem aufgeregt und wollte keine Fehler machen“, erinnert sich Richter an sein erstes Spiel. „Anderseits war ich auch sehr stolz, dass ich vor so vielen Zuschauern in meinem Heimatverein in der zweiten Bundesliga auflaufen durfte.“ Heute ist der 22-Jährige vor Spielen gelassener, die Nervosität ist trotzdem nicht wegzudenken: „Nach wie vor bin ich etwas aufgeregt, aber mittlerweile bin ich routinierter und ruhiger geworden.“. Nach seinen sportlichen Erfolgen belohnt sich Richter, indem er zusammen mit seinem Team feiert. Dabei geht es ab und zu auch mal feucht-fröhlich zu.
Nicht nur für seinen Heimatverein ist Richter ein wichtiger Leistungsträger. Im Mai 2017 wurde der erfolgreiche Jungspieler in den Kadar der deutschen U20-Nationalmannschaft berufen, ein Jahr später folgte die Eingliederung in das Aufgebot der A2-Nationalmannschaft – die zweithöchste Spielklasse im Basketball der Herren. Mit diesem Team feierte er dieses Jahr einen seiner größten sportlichen Erfolge: die Teilnahme an der 30. Sommer-Universiade in Neapel. Dort erreichte das Basketball-Team der deutschen Nationalmannschaft den fünften Platz. Für Jonas Richter eine einmalige Erfahrung, die ihn für die Zukunft prägt: „Ich durfte mich auf internationalem Niveau mit den besten Spielern in meinem Alter messen und konnte das Feeling von einem Olympia-ähnlichen Turnier aufsaugen“, sagt er. „Beides hat mich für die Zukunft nur noch umso mehr mit Ehrgeiz gefüllt.“ Seine großartigen sportlichen Leistungen haben neben erfolgreichen Spielen noch einen anderen Effekt: Da der Verein „Niners Chemnitz e.V.“ in Chemnitz bekannt und beliebt ist, wird Jonas Richter im Alltag hin und wieder von Basketballfans erkannt. „Ich fühle mich natürlich jedes Mal geehrt und freue mich, dass Basketball in Chemnitz immer mehr Anklang findet“, sagt der Profispieler.
Ziel für die Zukunft: International werden
Konkrete Pläne für die Zukunft hat Jonas Richter noch nicht: „Akademisch steht vor allem der Bachelorabschluss im Vordergrund, alles was danach kommt, wird sich ergeben“, so der Basketballer. Sportlich liege seine gesamte Konzentration auf der kommenden Saison. Ein wichtiges Ziel dabei sei der Aufstieg der Niners in die erste Bundesliga. Langfristig hat Richter allerdings eine größere Vision: „Mein großes Ziel ist es, international zu spielen und mich mit den besten Spielern Europas messen zu können“, sagt er. Dank der Unterstützung durch die TU Chemnitz steht diesen Plänen nichts im Weg.
(Autorin: Julia Henkel)
Matthias Fejes
19.09.2019