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Sich für zwei Wochen wie ein Student fühlen

Drei Schüler tüftelten und entwickelten Lösungen beim Schülerpraktikum an der TU Chemnitz

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Felix Reichel (2.v.l.), Willy Stark (2.v.r.) und Chrsitian Eckart (r.) demonstrieren ihren Roboter "Hermann", der sich selbständig durch das Labyrinth bewegt. Betreuer Thomas Krause (l.) und Prof. Dr. Peter Protzel sind begeistert. Foto: Christine Kornack

Während die Mitschüler von Christian Eckart, Willy Stark und Felix Reichel Ende Mai im Autohaus erste Berufserfahrungen sammelten, im Einzelhandel oder Dienstleistungssektor tätig waren, zog es die drei Neuntklässler des Georgius-Agricola-Gymnasiums Chemnitz für ihr Schülerpraktikum an die TU - speziell an die Professur für Prozessautomatisierung von Prof. Dr. Peter Protzel.

"Wir stellten ihnen die Aufgabe, mithilfe eines Fischertechnik-Bausatzes einen Roboter nach eigenen Vorstellungen zu bauen. Die einzige Bedingung war, dass er sich autonom, also ohne Fernsteuerung, durch ein Labyrinth bewegen muss", erläutert Betreuer Niko Sünderhauf. Dabei ging es also nicht um einen klassischen Industrieroboter, sondern um ein mobiles, sich auf kleinen Rädern bewegendes Fahrzeug. Diese anspruchsvolle Aufgabenstellung mussten die 15-Jährigen innerhalb von zwei Wochen nahezu selbstständig lösen.

Dabei galt es schon zu Beginn eine Hürde zu überwinden. "Wir haben als erstes versucht, einen Roboter nach der Anleitung des Baukastens zu bauen. Als wir dann aber feststellten, dass er für unser Labyrinth zu groß war, mussten wir uns etwas einfallen lassen", erklärt Christian. "Wir haben ihn dann einfach umgebaut, so dass er in das Labyrinth reinpasst. Sonst hätten wir schon ab dem Punkt unsere Aufgabe nicht richtig erfüllen können", ergänzt Felix. Die größte Schwierigkeit stellte für die drei Chemnitzer aber die Programmierung dar. "Da bisher keiner von uns damit Erfahrungen hatte, mussten wir uns alles im Handbuch anlesen. Aber das hatten wir schnell raus, da das zum Baukasten gehörige Programm auf einfachen Programmier-Symbolbausteinen basiert", erklärt Willy. Ihren fertigen Roboter tauften sie nach einem Fußballspieler auf den Namen Hermann. Viel gemeinsam mit einem Menschen hat er allerdings nicht. "Mit nur zwei Tastsensoren erfasst er die Umwelt und bewegt sich, wenn er auf ein Hindernis gestoßen ist, anschließend selbstständig in eine programmierte Richtung", erklärt Christian die Funktionsweise und fügt lachend hinzu: "Mit uns kommunizieren konnte er auch nicht, aber wir haben ihm eine kleine Lampe gebaut, mit der er zumindest blinken konnte."

Obwohl ihre tägliche Arbeitszeit von 8 bis 15 Uhr kaum dem Alltag eines Studenten entspricht, erhielten die drei Gymnasiasten einen kleinen Einblick, was es heißt, sich an einer Universität selbstständig mit einem Problem auseinanderzusetzen und sich Wissen anzueignen. "Dabei meisterten sie ihre Aufgabe mit Bravour", urteilt Betreuer Thomas Krause: "Sie erarbeiteten sich gemeinsam und mit einer gehörigen Portion Teamgeist pfiffige Lösungen." Auch Prof. Protzel ist mit dem Ergebnis des Praktikums zufrieden: "Es war schön zu beobachten, mit welcher Begeisterung diese jungen Menschen an ihre Aufgabe herangingen. Wir würden uns freuen, wenn noch mehr technikbegeisterte Schüler den Weg zu uns finden und hier ihr Interesse an einem zukünftigen Ingenieurstudium entdecken könnten. Oftmals finden die Schüler den Informatikunterricht in den Schulen abstrakt und Physik und Mathematik eher trocken. Bei uns können sie die praktische Seite dieser Fächer hautnah erleben und finden auf spielerische Art und Weise einen neuen Zugang." Christians Interesse für die Programmierung ist auf jeden Fall durch das Praktikum geweckt worden und begeistert fasst er zusammen: "Es war eine echte Erfahrung, dass wir hier etwas machen konnten, was man am Ende in den Händen hält. Das Gefühl etwas geschafft zu haben, ist einzigartig." Und Felix ergänzt: "Besonders toll an der Uni war, dass wir eine richtige Aufgabe hatten und nicht Akten kopieren oder Kaffee kochen mussten." Ob sie vielleicht einmal an der Chemnitzer Universität ein ingenieurwissenschaftliches Studium einschlagen wollen, wissen die Schüler noch nicht. Aber vielleicht stecken sie ihre Mitschüler mit dem Roboter-Virus an und beteiligen sich im nächsten Jahr beim bundesweiten Schülerwettbewerb "RoboKing" mit einem selbstentworfenen Roboter.

"Wir hoffen, dass wir mit solchen Praktikumsangeboten einen noch engeren Kontakt zu den Schulen aufbauen können, um so gemeinsam den sinkenden Studierendenzahlen in technischen Fächern entgegenzuwirken. Auch die kommende Lehrerfortbildung, die wir vom 23. bis 24. Juli anbieten, soll die Technikbegeisterung weiter in die Schulen hereinbringen. Bei dem Thema "Mobile Roboter in der Schule - eine Anregung für einen fächerverbindenden Unterricht" wird nicht nur Theorie vermittelt, sondern die Lehrer können in drei Stunden selbst einen einfachen Roboter bauen und programmieren. Wir wollen Möglichkeiten für einen sprichwörtlich lebendigen Unterricht aufzeigen, bei dem auch deutlich wird, was denn eigentlich ein Ingenieur macht", erklärt Prof. Protzel. Mit dem Angebot der Schülerpraktika, der Fortbildung und der Organisation des "RoboKing" hofft er, das Interesse an einem technischen Studium zu steigern, damit die derzeit 20.000 freien Ingenieurstellen in Zukunft von noch mehr Absolventen der TU besetzt werden können.

Weitere Informationen zu einem Praktikum gibt Prof. Dr. Peter Protzel, Professur für Prozessautomatisierung der TU Chemnitz, Telefon (0371) 531-24120, E-Mail protzel@etit.tu-chemnitz.de.

(Autorin: Nicole Leithold)

Mario Steinebach
14.06.2007

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