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„Die richtige Gründungsidee und viel mentales Durchbeißen“

Ehemaliger TU-Mitarbeiter Manuel Dudczig gründete 2019 sein eigenes VR-Unternehmen – die Idee dazu reifte an der TU Chemnitz

Unternehmen machen es schon länger, Privatpersonen immer öfter – Produkte, Designs und Gegenstände in der virtuellen Realität (VR) testen und betrachten. Ob virtuelle Prototypen, Fertigungsmaschinen bis hin zu kompletten Hallen-Layouts – durch die VR-Technologie werden zahlreiche Gegenstände digital im wahrsten Sinne greifbar.

Die Firma „VRENDEX GmbH“ macht durch solche virtuellen Technologien Produkte, Prototypen und Prozesse erlebbar – bevor diese real existieren. Hinter diesem innovativen Unternehmen steht Gründer Manuel Dudczig. Seit er mit 15 Jahren das erste Mal ein computergeneriertes Bild am PC erzeugt hat, war Dudczig von digitalen Möglichkeiten fasziniert. Nun hat er seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Noch bis vor Kurzem arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Chemnitz – bis er 2019 den Sprung in die Selbstständigkeit wagte.

Zum Ziel auf krummen Wegen

Sein Weg in die Selbstständigkeit verlief für Dudczig nicht auf der Geraden, sondern auf Umwegen. Der gebürtige Großhartmannsdorfer wollte zunächst und ganz im Sinne seines technischen Interesses nach dem Abitur Maschinenbau studieren. Dazu zog es ihn aber nach Chemnitz: „Ich hatte eine Woche Praktikum an der TU Chemnitz absolviert, um zu schauen, ob es der passende Studiengang ist“, erinnert sich Manuel Dudczig. Doch zunächst stand damals noch ein Jahr Zivildienst an, den Dudczig neben praktischen Tätigkeiten in der Jugendarbeit einer Kirchengemeinde durchführte. Das änderte seinen Studienwunsch: „Die Freude an der Arbeit und die Entwicklung meiner Fähigkeiten in dem Bereich haben mich dann zum Studium der Sozialpädagogik gebracht“, erklärt er.

Mit dem abgeschlossenen Sozialpädagogikstudium in der Tasche arbeitete er von 2006 bis 2011 als Sozialpädagoge beim CVJM Dresden e.V., einem christlichen Verein für Kinder- und Jugendarbeit.

Leidenschaft für Maschinenbau war stärker – Fernstudium und Familiengründung

Doch trotz der wertvollen Erfahrungen, die Manuel Dudczig in diesem Berufsfeld sammelte, wollte der Schuh mit der Sozialpädagogik nicht so recht passen. Familienunfreundliche Arbeitszeiten und sein nach wie vor ungebrochenes Interesse an Technologie haben ihn nach reiflicher Überlegung zurück zu seinem ursprünglichen Studienwunsch geführt: Dudczig schrieb sich für das Maschinenbau-Studium an der Technischen Universität Dresden ein, zunächst noch im Fernstudium. Für den damals 28-Jährigen eine große Herausforderung: „Zehn Jahre weg vom Abitur und noch einmal mit einem MINT-Studium starten, war nicht ohne“, erinnert er sich. Aber es hat funktioniert. Nach zwei Jahren wechselte er schließlich ins Direktstudium, seine Arbeit als Sozialpädagoge setzte er nebenbei fort. Und noch etwas hatte sich verändert: Inzwischen gab es für den Studenten eine kleine Familie mit zwei Kindern, die er mitversorgen musste.

Der Sprung zum Maschinenbaustudium brachte Dudczig wieder seinen technischen Berufswünschen näher: „Ich wollte gern Produkte mitgestalten und entwickeln und meine technischen Interessen beruflich nutzen, um auch eine langfristige Perspektive zu haben – die es damals in der Jugendarbeit nicht unbedingt gab“, macht er deutlich.

Wertvolle Erfahrungen trotz Mehrfachanforderung aus Arbeit, Studium und Familie

Für Manuel Dudczig war diese Zeit eine ganz besondere Herausforderung: Die Mehrfachanforderung aus Arbeit, Studium und Familie verlangten dem Maschinenbauer und Sozialpädagogen vieles ab. Trotzdem ging er mit neuen Erfahrungen aus dieser Zeit heraus: „Es hat mir gezeigt, dass man mit Kreativität, den passenden Rahmenbedingungen, eigenen Zielen und Fertigkeiten mit viel Freude Wertvolles erreichen kann“, resümiert er. Praktische Erfahrung und die Mitgestaltung der Produkte konnte er auch als Praktikant und Werkstudent bei der ThyssenKrupp AG Dresden sammeln. Und das Ergebnis? Aus ersten Skizzen und Ideen für ein Strukturbauteil seien in dieser Zeit über mehrere CAD-Konstruktionen erste Carbon-Prototypen entstanden, die er bis zum Werkzeug und den Textilzuschnitten mitverantworten durfte: „So viel Praxis direkt am Produkt ist toll, das kann man im Studium so nicht machen“, erklärt er begeistert.

Prägende und vielfältige Zeit an der TU Chemnitz

Mit dem zweiten erfolgreichen Studienabschluss in der Tasche, führte ihn sein Weg schließlich an die TU Chemnitz. Dort arbeitete Manuel Dudczig von 2014 bis 2019 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur Werkzeugmaschinenkonstruktion und Umformtechnik. Auch diese Zeit bewertet der 39-Jährige als sehr prägend und vielfältig – vor allem im Bereich VR: „Ich habe an diversen Forschungs- und Entwicklungsprojekten mitarbeiten können und dabei viele neue Kompetenzen, vor allem im Bereich Virtueller Technologien, aufbauen können“, sagt Dudczig. Gerade die Arbeit in einem interdisziplinären Team aus den Feldern Informatik, Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen bewertet er rückblickend als „sehr bereichernd“.

Schritt für Schritt zum eigenen Unternehmen

In seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter und während der Arbeit an verschiedenen Projekten, reifte in Manuel Dudczig der Gedanke, sein eigenes Unternehmen zu gründen. Auch wenn er nicht mit dem Ziel ins Berufsleben gestartet sei, später eine eigene Firma zu gründen, habe sich mit der richtigen Gründungsidee, einer spannenden Vorbereitungsphase und viel mentalem Durchbeißen der Wunsch nach einer eigenen Firma bestärkt.

Schlagartig verlief der Übergang vom Arbeitnehmer in die Selbstständigkeit und Firmengründung nicht. Um eigene Projekte und Ideen voranzubringen, reduzierte Dudczig seine Arbeitszeit an der TU Chemnitz zunächst. Im Home-Office konnte der kreative Maschinenbauer seine Ideen zur VR-Technik entwickeln. Und das nicht nur hinter dem Schreibtisch: „Das heißt nicht nur arbeiten im Büro, sondern auch vom Garten aus oder in der Natur, da mir dort die kreativsten Ideen für neue Lösungen und Projekte kommen“, fügt Dudczig hinzu. Ideal war das auch für die Kombination aus Familie und Beruf: Beides konnte auf diese Weise am besten vereinbart werden.

Erfahrungen an der TU Chemnitz als solide Basis für die Unternehmerzeit

Die Zeit an der TU Chemnitz hat den Jungunternehmer bestens auf die Unternehmerzeit vorbereitet: „Als wissenschaftlicher Mitarbeiter war die Arbeit sehr projektbezogen, eigenverantwortlich, kreativ und in meinem letzten Projekt sehr anwendungsorientiert“, erklärt Dudczig. Auch Themen wie Kunden- und Projektakquise für Industrieaufträge und Forschungsprojekte waren alltäglich. Ebenso seien die Erfahrungen durch Entwicklungsprojekte, das Schreiben von Förderanträgen und die Veröffentlichungen sowie das Projektmanagement sehr hilfreich für die jetzige Arbeit als eigener Chef.

Die Zeit im Großraumbüro an der TU Chemnitz vermisse er trotzdem manchmal: „Ich hatte sehr gute und sympathische Kollegen und wir haben uns bei Ideen und Herausforderungen gegenseitig wertvoll unterstützt“, erinnert sich Dudczig an seine Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Den Kontakt zur TU Chemnitz hat er nie ganz verloren: Durch ein Büro im „TCC Startup“-Gebäude befindet sich seine Firma noch auf dem Campus. Dann kann beim gemeinsamen Mittagsessen oder Kaffeetrinken mit alten Kollegen vor der Mensa bei Sonnenschein in Erinnerungen geschwelgt werden.

Spagat zwischen Technologie, Didaktik und Kreativität

Seit Juli 2019 kann er seine Ideen und Vorstellungen in seiner VR-Firma „VRENDEX“ uneingeschränkt ausleben – und damit seine Leidenschaft für den Bereich der virtuellen Technologien. „VRENDEX steht dabei für einen Mix aus VR und anderen virtuellen Technologien wie AR und 360° Medien, ENgineering, DEsign und eXperience“, erläutert Dudczig den Firmennamen. Aber was bedeutet das konkret? „Wir wollen als Team die Realität erweitern, technisch Komplexes verständlich und interaktiv erlebbar machen und den Spagat zwischen Technologie, Didaktik und Kreativität wagen, damit Kunden einen Mehrwert erhalten“, erklärt er. Bislang komme der Mix bei den Kunden gut an.

Dass die Firmengründung nicht nur zahlreiche Entfaltungsmöglichkeiten mit sich brachte, sondern auch Herausforderungen, weiß Dudczig: „Es gilt viele neue Tätigkeiten und Herausforderungen zu bewältigen, die man weder im Studium noch als Angestellter unbedingt erlernt, z.B. das Thema Firmengründung mit allem, was dazugehört“, sagt er. Sein Motto dabei lautete stets: Nicht gleich aufgeben. Aber auch für seine Ziele und Vision zu kämpfen und vieles dafür auch langfristig orientiert zu investieren. Unterstützt wird er dabei von seinem Gründungsteam mit TU-Masterstudent Leon Langhans und seiner Ehefrau Christine Winkler-Dudczig.

Familie und Freizeit vereinbaren

Als Geschäftsmann trägt Manuel Dudczig nicht nur viel Verantwortung, sondern muss auch viel Zeit in die Unternehmensführung investieren. Als Familienvater ist das nicht immer einfach. Dudczig meistert den Spagat zwischen Beruf und Familie trotzdem: „Da ich einen Teil der Tätigkeit im Home-Office erledige und mir die Zeit in einem gewissen Rahmen selbst einteilen kann, bietet das neben den Herausforderungen auch Chancen für die Balance aus Familie und Beruf“, erklärt er.

Seine Freizeit verbringt Manuel Dudczig am liebsten draußen: in der Natur beim Wandern und Fahrradfahren. Sofern es sich einrichten lässt, verbindet er diese Hobbies auch mit den Wegen von und zu seinem Arbeitsplatz. Am meisten mag er die Radstrecke entlang der Chemnitz und die Gegend um den Schlossteich. Für die Zukunft ideal: „Da wir ab kommenden Sommer unser Büro in der Schönherr-Fabrik haben werden, sind die Wege zu meinen Chemnitzer Lieblingsspots dann noch kürzer“, sagt der Naturliebhaber.

Die Zukunft bleibt spannend

Auf die Zukunft seines Unternehmens freut sich Manuel Dudczig und weiß, dass es spannend bleibt. Dabei möchte er noch viel mehr Kundinnen und Kunden helfen, mit virtuellen Technologien ihre aktuelle Realität zu erweitern. Ein organisch wachsendes und leidenschaftliches Team, was ebenso gern seine Begabungen und Fähigkeiten in Projekte einbringt, sei sein zweiter Zukunftswunsch. Durch die erworbenen Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Studium und seiner Forschungszeit an der TU Chemnitz steht diesen Visionen nichts im Weg.

(Autorin: Julia Henkel)

Matthias Fejes
03.02.2020

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