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Professur Mikrofertigungstechnik
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Professur Mikrofertigungstechnik 

Projektinformationen

Titel des Projektes: Dirigeo 2 – Auslegung und Erzeugung von Dichtringgegenlaufflächen mit Verfahren mit geometrisch bestimmten Schneiden
Laufzeit: 01/2025 – 12/2026
Förderprogramm: Sachbeihilfe
Projektträger: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Projektleiter: Prof. Dr.-Ing. Andreas Schubert
Mitarbeiter:
Projektpartner: Lehrstuhl für Maschinenelemente, Getriebe und Tribologie (RPTU Kaiserslautern-Landau)
Zusammenfassung:

Zur Abdichtung von Wellen­durchführungen im drucklosen Betrieb oder bei geringem Druck­unterschied kommen überwiegend Radial­wellen­dicht­ringe (RWDRs) zum Einsatz. Das Reib­moment von RWDRs ist im Vergleich zu anderen Maschinen­elementen wie Wälz­lagern jedoch sehr hoch. So verursacht beispiels­weise ein handelsüblicher RWDR mit einem Durchmesser von 80 mm ein Reibmoment von 0,4 Nm bis 0,8 Nm, was auch einen entsprechenden Verschleiß dieses Maschinen­elements nach sich zieht. Ziel des Projekts ist daher eine Verringerung der Reibung sowie des Verschleißes von RWDRs durch eine funktions­orientierte Modifikation des Dreh­prozesses zur Fertigung von Dicht­ring­gegen­lauf­flächen (DRGFs). In diesem Zusammenhang steht der Einfluss von beim Hartdrehen gezielt eingebrachten, deter­ministischen Mikro­strukturen auf die hydro­dynamischen Eigen­schaften des RWDRs im Dicht­kontakt im Fokus.

Das Hartdrehen der DRGFs zeichnet sich gegenüber dem Schleifen vor allem durch seine höhere Wirt­schaft­lichkeit aus, ist jedoch wegen der drallinduzierten Förder­wirkung nur eingeschränkt nutzbar. Eine deutliche Reduzierung des Förder­quer­schnitts ist lediglich innerhalb enger Grenzen möglich, da es bei DRGFs mit sehr geringen Rauheiten (Ra < 0,2 µm) aufgrund der Störung der Schmier­mittel­zufuhr zu einem Abriss des hydro­dynamischen Schmier­films und somit zu einer thermischen Schädigung der Dicht­kante kommen kann. Die Erzeugung mikro­strukturierter DRGFs mittels einer zwei­stufigen Dreh­bearbei­tung erschließt dagegen das Potenzial sehr kleiner Förder­quer­schnitte, da die resultierenden Mikro­strukturen durch ihre hydro­dynamische Druck- und Reservoir­wirkung den Schmier­film aufrecht­erhalten und somit die Reibung sowie den Verschleiß der DRGFs reduzieren. Dafür wird in einem ersten Prozess­schritt (Stufe 1) die Werkzeug­kinematik beim Außen­längs­drehen mit einer hochfrequenten Ultra­schall­schwingung senkrecht zur Werk­stück­ober­fläche überlagert. Die Schwingung des Werkzeugs erzeugt dabei eine mikro­strukturierte Ober­fläche, welche in Schnitt­richtung ein Sinus­profil aufweist. Im zweiten Prozess­schritt (Stufe 2) erfolgt eine Bearbeitung ohne Ultra­schall­schwingung, wobei die Schnitt­tiefe kleiner gewählt wird als die durch Stufe 1 erzeugte Mikro­struktur­tiefe. Die resultierenden Mikro­strukturen in Form von Kalotten können hinsichtlich ihrer Größe (Breite, Länge), ihres Abstands und ihrer Tiefe gezielt variiert werden.

Das übergeordnete wissen­schaftliche Ziel des Forschungs­vorhabens besteht in der Erlangung eines tiefgründigen Verständnisses für die im Dicht­kontakt auftretenden Wechsel­wirkungen zwischen Mikro­struktur­geometrie, Fluid und RWDR auf der Basis von Zerspanungs- und Prüfstandsversuchen sowie computer­gestützter Prozess- bzw. Hydro­dynamik-Simulation. Auf dieser Grundlage kann das ultra­schall­schwingungs­überlagerte, zwei­stufige Hart­drehen als Bearbeitungs­strategie im Rahmen der Fertigung gehärteter DRGFs etabliert und das Anwendungs­potenzial der resultierenden Mikro­strukturen bzgl. ihres funktionalen Verhaltens in Radial­wellen­dichtungen validiert werden.


a) Simulierte Oberfläche
b) Gefertigte Oberfläche (Oberflächenaufnahme)
c) Gefertigte Oberfläche (Höhendarstellung)
Darstellung der durch das zweistufige Drehen resultierenden Oberflächenmikrostruktur (Kennzeichnung der Laufspur des RWDRs nach den Reibmomentuntersuchungen bei b)