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Professur Kultureller und Sozialer Wandel
Professur Kultureller und Sozialer Wandel
Exkursionsbericht: Portugiesische Erinnerungsorte
Quinta-feira/Donnerstag, 28.09.2006

Der Tag begann gewohnheitsgemäß früh mit Rückenschmerzen wegen der nicht DIN-gerechten Jugendherbergsbetten und mit einem DIN-gerechten aber mageren Jugendherbergsfrühstück, um pequeno-almoço muito mínimo. Kaum den Schlafsand aus den Augen gerieben wurde das Portugalmobil wieder vom Klassenverband bepackt und wir zogen los zum ersten Programmhighlight am noch jungen Tag. Bei durchwachsenem Wetter erkundeten wir das Portugal dos Pequenitos, einem während des Salazar-Regimes erbauten Themenparks der viele Regionen und architektonische Denkmäler des Landes in für Kinder zugänglichem, kleinem Maßstab darstellt. Da ursprünglich zur Vermittlung eines Eindrucks der monumentalen Größe des Imperio gedacht, werden dort auch sämtliche, jetzt ehemalige, Kolonien repräsentiert. Für uns interessant war die Analyse dessen was ausgestellt wird und die Art und Weise wie es ausgestellt wird. Die Beschilderung und Darstellung erfuhr bisher keine nennenswerte Überarbeitung und befindet sich noch heute im Originalzustand. Für die Gruppe bot sich mit der Begehung des Themenparks die einzigartige Möglichkeit, alle Ecken des Landes in nur wenigen Stunden zu durchlaufen und sich individuell mit den einzelnen Regionen zu befassen.

Die Mittagspause war allen Teilnehmerinnen zur freien Gestaltung überlassen, die Mehrheit nutzte das aufklarende Wetter um das centro da cidade von Coimbra auf eigene Faust zu erkunden. Nach den zwei Stunden individuellen Ausnutzens der Ruhepause vom straffen Zeitplan zum Genießen des Flairs der Stadt legte die Karawane ab mit Kurs auf Porto de Mós. Ein kurzer Zwischenstopp wurde genutzt um die beeindruckende Kathedrale von Batalha zu besichtigen. Das Gebäude wurde 1388 anlässlich des Sieges Portugals über Kastilien in der Schlacht von Aljubarrota erbaut, 1840 wurde es zum Nationaldenkmal erklärt und ist seit 1983 Weltkulturerbe. Noch heute wird in der Kathedrale von Soldaten eine Ehrenwache abgehalten, neben Fatima ist Batalha der meistbesuchte Wallfahrtsort Portugals. Einige Exkursionsteilnehmerinnen erfuhren im Selbstversuch, dass die Geduld der portugiesischen Ehrenwache nicht mit der weltberühmten ihrer englischen Kollegen zu vergleichen ist.

Nach überhasteter Abfahrt erreichten wir schnell unseren Treffpunkt mit dem Direktor des jetzt geschlossenen Museu Militar. Der pensionierte Offizier gab der Gruppe einen lebhaften Ablaufbericht über die Schlacht von Aljubarrota in der das zahlenmäßig weit unterlegene Heer der Portugiesen die Kastilischen Angreifer und deren Söldnertrupps in die Flucht schlugen und vernichteten. Bei der anschließenden Begehung des nahegelegenen Schlachtfeldes konnte sich der Klassenverband vor Ort einen ungefilterten Eindruck von den geographischen Begebenheiten machen, deren strategisch, taktisch und operativ kluge Ausnutzung dem portugiesischen Heer den Sieg über die Übermacht der Kastilier ermöglichte. Unser Führer verstand es durch seine mitreißenden Erläuterungen in allen Teilnehmerinnen den damals herrschenden Kampfgeist und Wagemut der an der Schlacht Beteiligten nachzufühlen und das Feld auf dem sie standen mit anderen Augen zu sehen. Noch beeindruckt von den an Beseeltheit nicht mehr zu überbietenden Erklärungen zu der Schlacht bestieg die Gruppe das Portugalmobil und begab sich auf den Weg nach Lissabon, unserer letzten Station.

Nach wenigen Stunden Fahrt, die Teile der Gruppe mit dem Entdecken längst verloren geglaubten Liedgutes überbrückten, in der Jugendherberge angekommen, wurde als erstes das sich in unmittelbarer Nähe befindliche Einkaufszentrum erobert um in der Küche der pousada de juventude Abendbrot zuzubereiten. Gut gestärkt und noch besser gelaunt verbrachte die Gruppe den Abend in freudiger Erwartung der kommenden Tage in der Hauptstadt des Gastlandes beim Genuß von cerveja und vinho.