Tag 5: A Coruña
Unser letzter Tag der Exkursion war nun angebrochen. Von Santiago de Compostela mussten wir uns an diesem Morgen in aller Frühe verabschieden. Nach einem kurzen Frühstück ging es dieses mal mit dem Zug Richtung A Coruña weiter. Während einige versuchten die Fahrt zu nutzen um unseren chronischen Schlafmangel auszugleichen um fit für den letzten und längsten Tag zu sein, unterhielten sich ein Teil schon wieder angeregt und überlegten was uns für diesen Tag bevor stand.
Aber mit dem Empfang der uns bereitet wurde, hatte wohl keiner gerechnet. Wir wussten, dass wir vom Bahnhof von einem Teil des Vereins „Kommission zur Wiedererlangung des historischen Gedächtnisses von A Coruña“ abgeholt werden sollte, die den Tag für uns organisieren hatten. Als wir alle ausgestiegen waren, wurden wir von einigen aus dem Verein begrüßt und von der lokalen Presse überrascht. Also wurde erst einmal ein Gruppenfoto für die Zeitung geschossen (hier zu sehen). Vor dem Bahnhof wartete ein Bus auf uns, der uns den ganzen Tag über zu den einzelnen Stationen brachte.
Zuerst, nachdem wir alle ein liebevoll vorbereitetes Programmheftchen bekommen hatten, ging es zu der Universidade da Coruña. Hier wurden wir begrüßt und bekamen Kaffee, Tee, Kuchen und Tortilla. Nach dieser kurzen Stärkung fuhren wir ein Stück mit dem Bus zum Pazo von Meirás (Sada). Auf dem Weg dorthin ertönten immer wieder ohh und ahh Rufe im Bus über die malerische Landschaft und den Anblick des Atlantischen Ozeans. Vor Ort angekommen, kletterten wir alle aus dem Bus und hörten dort einen Vortrag von dem Historiker Manuel Perez Lorenzo über die Umstände wie der Besitz von der Romanschriftstellerin und Journalistin Emilia Pardo Bazan zu der Sommerresidenz des Diktators Franco wurde. Bis heute ist dieses Anwesen im Besitz der Familie Franco. Es folgte dann ein Augenzeugenbericht, der die Zustände während Francos Aufenthalten im Sommer beschrieb. Dass die Aktualität dieses Themas bis heute nicht abhanden gekommen ist, konnten wir vor Ort erleben. Eine weitere Besucherin der Sommerresidenz mischte sich in unsere Unterhaltungen ein. Dabei entbrannte eine heftige Diskussion zwischen den Vertretern des Vereins und ihr.
Nach diesen ersten eindrücklichen Erlebnissen des Tages war nun die Zeit für eine Mittagspause. Nach einem gemeinsamen Mittagessen am Hafen ging es dann weiter zum O Portiño-Denkmal. Dieses Denkmal, direkt am Ozean gelegen, wurde uns von dem Künstler des Denkmals Pepe Galán vorgestellt. Es wurde errichtet um an eine Gruppe von Menschen zu erinnern, die bei einem Fluchtversuch im März 1937 den franquistischen Repressionen zum Opfer fielen. Zum Ende unseres Aufenthaltes am Denkmal spielten zwei Musiker auf dem Dudelsack und Tamburin galizische Lieder bei denen einige der Teilnehmer auch kräftig mitsangen. Mit dem Hintergrund des eben Gehörten, den Blick auf den Ozean und der Musik entstand eine sehr eindringliche Stimmung.
Unsere nächste Station war abermals direkt an der Küste. „Das Feld der Ratten“ ist ebenfalls ein Erinnerungsort der franquistischen Repression. Erbaut wurde es 2001 um der dort erschossenen Zivilgefangenen zu gedenken. Außerdem hörten wir dort den letzten Vortrag von einen der Exkursionsteilnehmer, der uns über den Herkulesturm berichtete. Dieser gilt als Wahrzeichen der Stadt und ist ein Leuchtturm der noch aus der Zeit der Römer erhalten ist.
Nicht weit entfernt von diesem Denkmal besuchten wir das letzte Denkmal für diesen Tag. Das Denkmal zum Gedächtnis an die Opfer des Franquismus wurde von dem Bildhauer Xosé Val Díaz, der „Kommission zur Wiedererlangung des historischen Gedächtnisses A Coruña“ und Präsidentschaftsministerium 2010 erbaut. In den aufrecht stehenden Steinen waren zahlreiche Namen mit roter Schrift eingraviert wurden. Es standen dort 600 Namen von Menschen die allein in A Coruña und Umland durch franquistische Repressionen getötet wurden. Das Denkmal wurde uns auch dieses mal vom Künstler persönlich erklärt und vorgestellt. Wir verließen diesen Erinnerungsort mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages um zu unserer letzten offiziellen Etappe zu gelangen.
Diese war das Museum Casares Quiroga. Als erstes hörten wir dort einen Vortrag „Was war der Franquismus?“ von Professor Emilio Grandío Seoane aus der Universität Santiao de Compostela. Danach folgte die Vorstellung eines Projektes, welches von der „Kommission zur Wiedererlangung des historischen Gedächtnisses“ unterstützt wird. Es handelte sich dabei um einen Dokumentarfilm von Xosé Abad der zusammen mit Studenten „Die Fußabdrücke unserer Großeltern“ erkundet hat. So fand der Versuch statt auch junge Menschen mit dem Thema des Franquismus zu konfrontieren. Xosé Abad sowie eine Studentin waren bei uns und es entstand eine rege Diskussion über das Thema Erinnerung, über die deutsche Erinnerungskultur verglichen mit der spanischen, nach dem Umgang in Deutschland mit dem Dritten Reich, der SED Diktatur gerade im Bereich der Schule wurde gefragt. Nach dem Ende einer anregenden Diskussion ließen wir den Tag im Stadtteil Monte Alto ausklingen.
Wir hatten nun einen langen Abend und die Nacht noch, bis uns ein Bus zurück nach Porto unserem Ausgangsort bringen würde. Bei Tapas und anderen Leckereinen konnten wir den erlebnisreichen Tag ausklingen lassen gemeinsam mit den Künstlern und einigen anderen Leuten aus der „Kommission zur Wiedererlangung des historischen Gedächtnisses“. Gegen 02:00 Uhr nachts fuhr unser Bus los und brachte uns alle zum Flughafen, wo unsere eindrucksvolle Exkursion für beendet erklärt wurde und sich die Gruppe wie von selbst zerstreute.
Elisa Pfeiffer