Beitrag für die Website zur Berufsorientierung für Europastudenten mit kulturwissenschaftlicher Ausrichtung
von Philipp Stroehle
Studium:
Master Internationale Migration und interkulturelle Beziehungen (IMIB) an der Universität Osnabrück seit WS 2010/11
Beruf:
z.Zt. studentische Hilfskraft und Forschungspraktikant am Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung im Arbeitsbereich Europa seit WS 2012/13
Meinen Masterstudiengang in Osnabrück habe ich nach meinem Bachelor-Abschluss in Chemnitz im Internet über den Hochschulkompass gefunden. Ich glaube, dass mich besonders der Aspekt der interkulturellen Beziehungen stärker angezogen hat. Zudem war es gar nicht so einfach, einen passenden Master zu finden, da ich häufig die Zulassungsvoraussetzungen gar nicht erfüllen konnte. In Osnabrück war das jedoch kein Problem. Relevant war für mich zudem die Frage nach einer möglichen Promotion im Anschluss an den Abschluss, weshalb die Wahl auch auf eine Uni gefallen ist.
Auf das Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung (G.E.I.) in Braunschweig bin ich schon im ersten Semester meines Masters aufmerksam geworden. Ein Dozent hat mir das Institut empfohlen, da ich gern etwas über die Repräsentation von Migrations-Phänomenen in Schulbüchern schreiben wollte. So etwas ähnliches hatte ich auch schon im Bachelor gemacht. Damals hatte ich im Rahmen meiner Projektarbeit u.a. die Repräsentation EU-ropas in sächsischen Schulbüchern analysiert. Jetzt forsche ich im am G.E.I. für meine Masterarbeit und bekleide zudem eine Stelle als studentische Hilfskraft in einem Projekt, in dem es um die Untersuchung von Europakonzepten in internationalen Schulbüchern seit 1900 geht.
Im Master IMIB werden verschiedene Dinge vorausgesetzt, wobei ich selbst nicht genau sagen kann, wie diese einzeln bei der Auswahl gewichtet werden. Zum einen sollten gute Englischkenntnisse mitgebracht werden, da einige englische Literatur zu lesen ist, aber auch manche Seminare mit internationalen Studierenden in Englisch abgehalten werden. Zum anderen ist es von Vorteil, sich schon einmal mit Migration in irgendeiner Form auseinandergesetzt zu haben. Für Europastudierende sollte das kein Problem sein, gerade wenn ich an die Arbeitnehmerfreizügigkeit denke, an FRONTEX, an EUROPOL usw. oder an Seminare, in denen es um Fragen der iberischen Migration nach Deutschland geht. Hier haben Europastudierende sicher einige Anknüpfungspunkte vorzuweisen. Bedeutend waren für mich auch die Kenntnisse im Bereich des Europarechts. Was das so genannte Ausländer-Recht anbelangt, gibt es viele Verknüpfungen mit dem Europarecht und auch dem Völkerrecht. Wer sich hier nicht auskennt, hat es schwer, das im Detail nachvollziehen zu können. Ich konnte dem durch mein Vorwissen aber stets gut folgen. Auch Auslandserfahrungen sind ein Plus – auch das ist für Europastudierende wohl keine große Hürde. Richtig wichtig für mich waren dann aber doch eher methodische und theoretische Kenntnisse und Erfahrungen, die ich aus dem Bachelor- in das Masterstudium einbringen konnte: wissenschaftliche Schreibpraxis, empirische Sozialforschung, Theorien der Kulturwissenschaften (linguistic turn, cultural turn, spatial turn etc.), (kritische) Diskursanalyse (Foucault) usw. Im Master habe ich echt gemerkt, dass ich im Europastudium teils eine Menge (unkritisches) Zeitungswissen angehäuft hatte. Damit lässt sich allerdings wenig anfangen, wenn ich mich in diskursiven Spannungsfeldern wissenschaftlich orientieren möchte. Was mir da in Chemnitz total gefehlt hatte, war auch nur irgendwie eine Idee davon zu bekommen, dass es so etwas wie die Kritische Theorie (Frankfurter Schule) gibt…die mir jedenfalls verholfen hat, wenigstens eine Vorstellung davon zu entwickeln, dass es noch mehr geben könnte, als das, was ich heute in meinem „diskursiven Sumpf“ alles so vernehmen kann.
Für meinen beruflichen Einstieg am G.E.I. in Braunschweig sieht es mit den Voraussetzungen ganz ähnlich aus. Außerdem sollte eine Bereitschaft dafür mitgebracht werden, den Umgang mit neuer Software zu erlernen (InDesign, Typo3, Citavi etc.). Ansonsten sind eine Menge sprachlicher Fähigkeiten von Vorteil sowie eine Menge Lust und Laune an der Arbeit im Bereich der Gesellschaftswissenschaften – ganz egal, was genau vorher in diesem breiten Feld studiert wurde.
Für Nachfragen könnt ihr mich gern via E-Mail: philipp.stroehle@… erreichen.
Werdegang nach dem Bachelor: Master European Studies in Frankfurt/Oder
Anonym
Studium:
Nach meinem Bachelor Europa-Studien an der TU Chemnitz habe ich mich entschieden an die Europa-Universität Viadrina nach Frankfurt/Oder zu gehen und dort den Master European Studies (MES) zu studieren. Gründe für meine Entscheidung waren zum einen die Nähe der Uni zu Polen und die Vielfalt des Angebotes innerhalb des Masterstudienganges. Zu diesem Zeitpunkt (2009) war der Studiengang noch zulassungsfrei, inzwischen ist es nötig einen Lebenslauf, ein Motivationsschreiben und ein themengebundenes wissenschaftliches Essay zu verfassen.
In dem interdisziplinär angelegten Studium konnte aus den vier Bereichen Wirtschaft, Kultur, Recht und Politik ein Schwerpunkt ausgewählt werden. Neben diesem Schwerpunkt (dem sog. Zentralbereich) besuchten alle Studierenden die obligatorischen Grundmodule. In den Wahlpflichtmodulen konnten weitere Veranstaltungen ausgewählt und Themen vertieft werden.
Weitere Bestandteile des Studiums waren das Praxis- sowie das Fremdsprachenmodul. Das Studium schließt mit einer 60 bis 80seitigen Masterarbeit ab, die anschließend verteidigt wird.
Gefallen am MES haben mir die meist gute Lehre und Betreuung sowie die vielen Auswahlmöglichkeiten bezüglich der Veranstaltungen. Wie auch beim Bachelor hatte ich jedoch manchmal das Gefühl, ich sei für kein Fach richtig spezialisiert (das Zentralbereichmodul umfasst nur 18 ECTS…). Meiner Meinung nach ist es daher sinnvoll, sich in Praktika auszuprobieren und zu spezialisieren.
Praktika:
Kurz bevor ich nach Frankfurt/Oder kam, habe ich ein dreimonatiges Praktikum in der deutsch-polnischen Handelskammer in Warschau absolviert. Bewerben konnte ich mich dafür per Mail. Eine Vergütung gab es leider nicht, jedoch hatte ich über das Praktikumsstipendium vom Erasmusprogramm eine ausreichende Finanzierung. Im Praktikum arbeitete ich an Übersetzungen, Korrekturarbeiten, half bei der Veranstaltungsorganisation und recherchierte Firmeninfos im Internet.
Ein weiteres Praktikum machte ich nochmals in Warschau, während der Semesterferien im Master. Über eine Bekannte hatte ich einen Praktikumsplatz im Denkmalpflegeamt bekommen und war dort für die Organisation einer Konferenz zuständig, v.a. für die Kontaktpflege und die Betreuung der deutschen Teilnehmer.