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Begehrte Kälte - nicht nur an warmen Tagen

Dr. Thorsten Urbaneck schafft mit seiner Habilitationsschrift das erste deutschsprachige Nachschlagewerk zum Thema Kältespeicher

In diesem Sommer kletterten die Temperaturen deutschlandweit auf fast 40 Grad Celsius. Gern flüchtete man sich vor der Hitze in ein klimatisiertes Gebäude. Oft kommen dafür Kältespeicher zum Einsatz. Jemand, der sich damit sehr gut auskennt, ist. Dr. Thorsten Urbaneck von der Professur Technische Thermodynamik der TU Chemnitz. In seiner Habilitationsschrift stellt er auf fast 500 Seiten Grundlagen, Technik und Anwendung dieser Technik vor.

"Das Klima Mittel- und Nordeuropas zeichnet sich durch relativ kurze Perioden mit hohen Außentemperaturen aus. Das Heizen benötigt in diesen Breitengraden mehr Energie im Vergleich zum Kühlen. Jedoch muss man nicht erst einen heißen Sommertag erleben, um sich der Bedeutung einer Klimaanlage bewusst zu werden", sagt Urbaneck. Der Bedarf an Raumklimatisierung sei aufgrund technischer Wärmequellen wie Computer oder großer Glasfronten an Gebäuden ebenso gestiegen, wie der zur Lebensmittelkühlung. "In Zeiten von Ressourcenknappheit und Energieeinsparung gilt es, eine gleichsam ökologische wie ökonomische Lösung zur Kälteversorgung zu finden", so Urbaneck. "Die deutsche Kältetechnik ist international hoch angesehen, das Thema Kältespeicher ist aber technisch unterbesetzt", erklärt er. Seine Habilitationsschrift "Kältespeicher - Grundlagen, Technik, Anwendung" ist nun die erste umfassende Darstellung zu Kältespeichern im deutschsprachigen Raum.

Die Motivation zu diesem Thema kam dem Ingenieur bereits 2003. Damals plante er gemeinsam mit der Stadtwerke Chemnitz AG (heute: eins energie in Sachsen GmbH und Co. KG) den ersten Kurzzeit-Großkältespeichers Deutschlands an der Georgstraße in Chemnitz. Er beinhaltet etwa 3,5 Millionen Liter kaltes Wasser und versorgt viele Abnehmer der Stadt über ein 4,5 Kilometer langes Rohrsystem mit Fernkälte - darunter die Oper, Museen, Einkaufszentren und die Universität. Diesem Pilotprojekt, das noch heute von Urbaneck betreut wird, folgten mittlerweile Speicher in Biberach und Freiburg. Auch am entstehenden Flughafen Berlin Brandenburg setzt man auf Kaltwasserspeicher aus Chemnitz.

Bei der Gliederung seiner Habilitationsschrift ging Thorsten Urbaneck logisch vor. Zunächst werden die Grundlagen der Kälteversorgung beschrieben und Basisbegriffe wie Kältemaschine, Energiequellen und -speicher erklärt. Dann folgt der technische Teil, in dem näher auf die Kältespeicherung und verwendbare Stoffe eingegangen wird. Schwerpunkte liegen hier auf der Energiespeicherung im Erdreich, in Eis- und Schneespeichern und in Kaltwasserspeichern. Außerdem wird auf Systemaspekte eingegangen, die jeden Speicher unterscheiden. "Es gibt nicht den einen idealen Speicher. Jedes Energiedepot muss individuell an die Gegebenheiten angepasst werden, im Vordergrund stehen dabei die Bedürfnisse der Verbraucher", erklärt Urbaneck. Im dritten Teil seiner Habilitationsschrift führt er Anlagensimulation, Rechenwege und Beispielobjekte auf, unter anderem auch den Chemnitzer Großkältespeicher.

"Die Resonanz der Wirtschaft auf unsere Projekte und Forschungsarbeiten zu Kältespeichern ist sehr positiv, selbst aus Spanien, den Vereinigten Emiraten und Thailand signalisierte man schon Interesse", berichtet Urbaneck. In Zukunft möchte er sich weiterhin der Verbesserung der Kältespeichertechnik widmen - damit sich, wie er sagt, "die heißen Sommertage umweltfreundlich und ökonomisch genießen lassen". Über jeden Fortschritt werde er eifrig publizieren.

Bibliographische Angaben: Kältespeicher: Grundlagen, Technik, Anwendung / von Thorsten Urbaneck. München:Oldenbourg, 2012, 473 Seiten, ISBN 978-3-486-70776-2. 69.80 Euro

Weitere Informationen erteilt Dr. Thorsten Urbaneck, Professur Technische Thermodynamik, Telefon 0371 531-32463, E-Mail thorsten.urbaneck@mb.tu-chemnitz.de.

(Autorin: Florentina Liefeith, Praktikantin in der Pressestelle)

Mario Steinebach
22.08.2012

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