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Pressemitteilung vom 03.11.2000

Wie Call-Center und vernetzte Computer die Arbeitswelt verändern

Wie E-Mails, Call-Center und vernetzte Computer die Arbeitswelt
verändern Deutschlands Experten für neue Medien treffen sich an Chemnitzer Uni

Wer heute einen Job sucht, sollte mit dem Computer umgehen können - ohne entsprechende Kenntnisse läuft auf dem Arbeitsmarkt nichts mehr. In nicht einmal 20 Jahren hat das kleine Rechenwunder unseren Arbeitsalltag mehr verändert als jeder andere technische Fortschritt in den hundert Jahren zuvor. Wie sich diese "Informatisierung der Arbeit" auf unser Leben auswirkt, ist jedoch bisher kaum untersucht worden.

Diesem und verwandten Themen widmet sich die Forschergruppe NeMeA (Neue Medien im Alltag), die die Deutsche Forschungsgemeinschaft vor zweieinhalb Jahren an der Chemnitzer Uni eingerichtet hat. Germanisten, Anglisten, Soziologen, Psychologen und Informatiker ergründen dort gemeinsam, wie der Computer unsere Gesellschaft verändert. Erleichtern die neuen Medien die Arbeit oder schränken sie nicht vielmehr unsere Freiräume immer mehr ein? Wo liegen die Grenzen des Einsatzes von Computern bei der Arbeit? Wie verhalten sich Tätigkeiten, bei denen wir auf den Computer angewiesen sind, zu jenen, wo er eher stört? Wie können sich Technik und Arbeit gegenseitig befruchten? Das sind die Fragen, mit denen sich die Forscher beschäftigen.

Die ersten Ergebnisse ihrer Untersuchungen stellen die Chemnitzer Wissenschaftler am Freitag, dem 10. und am Sonnabend, dem 11. November 2000 auf der Tagung "Neue Medien im Arbeitsalltag - Empirische Analysen, gestalterische Impulse und theoretische Befunde" vor. Tagungsort ist das Neue Hörsaalgebäude der Uni in der Reichenhainer Str. 70. Auch Forscher anderer deutscher Universitäten werden dort ihre Studien erläutern.

Am Freitag geht es los mit Vorträgen, wie man am besten ein Call Center organisiert, wie die Arbeitsplätze dort gestaltet und welchen psychischen Belastungen die Mitarbeiter dort ausgesetzt sind - schließlich müssen sie am Telefon immer freundlich und kompetent sein und dürfen nie die Geduld verlieren. Am besten erreicht man dies, indem man die Software für solche Telefonberatungszentren gemeinsam mit den dort Arbeitenden entwickelt, diese auch sonst in alle Entscheidungen mit einbezieht und Erkenntnisse aus der Psychologie mit berücksichtigt. Wer - häufig für teures Geld - in einem solchen Zentrum anruft, der erwartet natürlich, dass ihm geholfen wird. Da kann es nicht schaden, wenn die Sprecher geschult sind und auf den Anrufer eingehen können. Wie solches "empraktisches Sprechen", so dass Fachwort, aussehen sollte, darüber haben sich zwei Chemnitzer Wissenschaftler Gedanken gemacht.

Auch für andere Zwecke, etwa bei Computernetzwerken, ist es sinnvoll, wenn die Nutzer von Anfang an ein gewichtiges Wörtchen bei der Software mitreden können und wenn die Computerarbeitsplätze - neudeutsch: die Schnittstellen zwischen Mensch und Computer - möglichst benutzerfreundlich gestaltet sind. Wie man das am besten macht, erklärt eine Forscherin von der Uni Bremen. Hätten Sie gewusst, dass Klein- und Mittelbetriebe aus dem Osten Deutschlands bei der Softwareentwicklung anders vorgehen, als Betriebe aus dem Westen? Das jedenfalls ist das Ergebnis der Untersuchung einer Chemnitzer Wissenschaftlerin. Und da nichts schwerer ist, als an das Geld anderer Leute zu kommen, erläutert ein Darmstädter Forscher, wie man die neuen Medien im Finanzsektor nutzen kann.

Klar, dass Telearbeit oft auch belastend wirkt - schließlich ist man dabei mit sich und dem Computer allein zu Haus, der Plausch mit dem netten Kollegen von nebenan, die gemeinsame Kaffeepause, aber auch die gemeine Bürointrige fallen flach. Wie sich aber Telearbeit genau auf den Spaß an der Arbeit auswirkt, ob sie mit weniger oder mit mehr Stress verbunden ist als "normale" Arbeit, das haben Wissenschaftler aus Kiel und aus München untersucht. Natürlich verändern die Technik und die neuen Medien auch unseren Arbeitsstil. Was da im einzelnen passiert, erläutern zwei Chemnitzer Forscher.

Sie schreiben noch Briefe? Wie altmodisch! Angesagt sind E-Mails, das geht schneller und ist billiger. Doch die Flut der Mails wird in manchen Firmen auch zu einer Belastung. Wie solche Mails die innerbetriebliche Verständigung in einer Bank verändert haben, hat eine Heidelberger Wissenschaftlerin erforscht. Wie die Informationstechnik immer mehr direkt in die Produktion eingreift und welche Folgen dies haben könnte, stellt eine Forscherin aus München dar. Ein Kollege von ihr erläutert, wie Menschen, die viel mit den neuen Techniken zu tun haben, ihre Arbeit beurteilen, und drei Darmstädter Wissenschaftler beschreiben allgemein die Probleme, die die neuen Medien in der Arbeitswelt auslösen.

Sie sind neugierig geworden? Dann sehen Sie sich doch einfach die Tagungsseiten im Internet unter http://www.tu-chemnitz.de/phil/NeueMedien/NeMeAA2000/ an. Dort finden Sie viele nützliche Infos in der Sprache der Wissenschaft. Das klingt dann etwa so: "Partizipative Softwareentwicklungs- und -einführungskonzepte in Netzwerkorganisationen" - aber Sie haben ja weiter oben schon gelesen, was damit gemeint ist. Unter http://www.tu-chemnitz.de/phil/NeueMedien/NeMeAA2000/Vortraege.htm können Sie sich die meisten Vorträge sogar im Volltext durchlesen. Vorausgesetzt, Sie haben einen Acrobat Reader, aber den können Sie überall im Internet kostenlos herunterladen, pardon, downloaden.

Weitere Informationen: Technische Universität Chemnitz, Philosophische Fakultät, Professur Industrie- und Techniksoziologie, Reichenhainer Str. 41, 09107 Chemnitz, Dr. Ingo Matuschek, Telefon: (0371) 531 - 4488, Fax: (0371) 531 - 4452, E-Mail: ingo.matuschek@phil.tu-chemnitz.de