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Pressemitteilung vom 17.10.2002

Gemischte Gefühle im sächsisch-böhmischen Grenzgebiet

Gemischte Gefühle im sächsisch-
böhmischen Grenzgebiet Ergebnisse des EU-Projektes “Border Identities” werden in Bärenstein vorgestellt

Noch macht die Europäische Union an der sächsisch- böhmischen Grenze Halt. Und die Menschen, die in dieser Region leben, sehen der EU-Osterweiterung mit gemischten Gefühlen entgegen. In dem Forschungsprojekt “Border Identities” haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität Chemnitz in den letzten zwei Jahren die unterschiedlichen Lebensgeschichten, Erfahrungen und Sichtweisen auf beiden Seiten der Grenze gesammelt und ausgewertet. Die Ergebnisse dieser von der EU geförderten Untersuchung werden nun am 25. Oktober 2002 im sächsischen Bärenstein der Öffentlichkeit vorgestellt.

Von 14 bis 18 Uhr werden Prof. Dr. Werner Holly, Inhaber der Chemnitzer Professur für Germanistische Sprachwissenschaft, und seine Projektmitarbeiterinnen Pavla Tišerová und Ilona Scherm sowie der Mitarbeiter Jiøi Nekvapil erörtern, welche Akzeptanz bzw. Nichtakzeptanz es in der Grenzregion für die Osterweiterung der Europäischen Union gibt, welche Konfliktpotenziale existieren und welche düsteren Schatten noch immer die Vergangenheit zu werfen in der Lage ist. Die Veranstaltung findet in Bärenstein im “Sächsischen Haus”, Sächsischer Platz 1, statt.

Um die Gefühlslage im Grenzgebiet zu ermitteln, hat die Forschergruppe insgesamt 36 mehrstündige Interviews mit 3- Generationen-Familien aus Bärenstein (Sachsen) und Vejprty (Böhmen) durchgeführt, in denen auch die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der geschichtlichen Entwicklung ermittelt wurden. Um persönliche Erinnerungen wachzurufen, wurden den Befragten dabei auch 28 Fotos vorgelegt, die die bewegte Historie an der böhmisch-sächsischen Grenze dokumentieren – zum Beispiel Aufnahmen vom Einmarsch der Nazi-Truppen 1938 in das Sudentenland.

Diese Untersuchung der TU Chemnitz ist eine von sechs Forschungsvorhaben, die im Rahmen des EU-Projektes “Border Identities” durchgeführt werden. Weitere wissenschaftliche Projekte laufen derzeit an der deutsch- polnischen, an der österreichisch-ungarischen, an der italienisch-slowenischen und an der ehemaligen deutsch- deutschen Grenze (in Hirschberg und Unter-Tiefengrün).

Wichtiger Hinweis für die Medien: In der Pressestelle können Sie eine Auswahl historischer Aufnahmen aus Bärenstein und Vejprty anfordern, die bei der Befragung im Rahmen des EU-Projektes “Border-Identity” eingesetzt worden sind. Darunter auch ein Foto vom Einmarsch der Wehrmacht in Vejprty im Oktober 1938, der von den Nazis als “Tag der Befreiung” gefeiert wurde (Quelle: Ortschronik Bärenstein), ebenso ein Foto von der Grenzstraße Bärenstein um 1900 (Quelle: Ortschronik Bärenstein) und aus dem Jahr 2000 (Quelle: TU Chemnitz) sowie eine Aufnahme vom Begegnungszentrum “Sächsisches Haus” in Bärenstein (Quelle: TU Chemnitz).

Weitere Informationen erteilen Pavla Tišerová und Ilona Scherm unter Telefon (03 71) 531 45 03 oder per E-Mail pavla.tiserova@phil.tu-chemnitz.de sowie ilona.scherm@phil.tu-chemnitz.de . Das Forschungsprojekt “Border Identities” im Internet: http://www.tu- chemnitz.de/phil/germanistik/sprachwissenschaft/projekte/bor der_identities/