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Große Aussichten für einen kleinen Baum

Zum Tag des Baumes am 25. April 2020 wird der Blick auf den Mammutbaum auf dem Uni-Campus gerichtet, mit dem der Chemnitzer Physiker Prof. Dr. Günther Hecht ein Zeichen setzen will

Chemnitz im Jahr 4500 - wir alle werden es nicht erleben. Aber einer könnte es schon: der jetzt noch nicht allzu große Mammutbaum auf dem Campus der Technischen Universität. Am 12. August 1999 pflanzte Prof. Dr. Günther Hecht einen Setzling des ältesten und mächtigsten Nadelbaums der Erde hinter dem D-Bau an der Reichenhainer Straße 70. Der Chemnitzer Physikprofessor und ehemalige Rektor der TU hatte ihn geschenkt bekommen und im eigenen Garten bis zu einer Höhe von 60 Zentimetern wachsen lassen. Da im Minigarten des Hobbygärtners neben sibirischer Zirbelkiefer, tadschikischen Wacholder und portugiesischer Korkeiche kein Platz mehr war, entschied sich Prof. Hecht für einen sonnigen Standort an seiner Universität.

Für Prof. Hecht war es am Tag der Pflanzaktion an der Universität wichtig zu erklären, dass sein „Sequoiadentron giganteum“ mindestens 2500 Jahre alt werden solle, so wie die großen Brüder des kleinen Mammutbaums im sonnigen Kalifornien. Prof. Hecht sagte damals: "Völlig unverständlich ist für mich die mutwillige Beschädigung von Bäumen und Sträuchern, wie wir sie heute vielerorts fast täglich erleben. Dies ist der Beweis für ein gestörtes Verhältnis des Menschen zur Natur und zu sich selbst - und das gilt es wieder gerade zu biegen und Menschen zum Nachdenken zu bewegen." Prof. Hecht, der auf einem Bauernhof in Mecklenburg aufwuchs, wusste, wovon er sprach, denn dort bestimmte der Umgang mit der Natur sein tägliches Leben. Wurden Bäume zum Haus- und Stall-Bau gefällt, so pflanzte man in Hinblick auf künftige Generationen sofort neue Bäume an. "Große Bäume hatten zudem eine soziale Funktion", erinnerte sich Prof. Hecht. Unter ihrer Krone trafen sich die Alten oder die Jugend des Dorfes zu einem Schwatz. Deshalb wünschte sich Prof. Hecht: „Mögen sich eines Tages im Schatten meines Mammutbaumes Studenten und Wissenschaftler zum Gedankenaustausch treffen oder Grillpartys feiern. Und sie sollten sich an Albert Schweitzer erinnern, dem bewusst war, dass Leben von Leben lebt. Schweitzer forderte gerade deshalb die Lebenserhaltung als Grundprinzip menschlichen Handelns."

Ob im Jahr 4500 der Mammutbaum an der TU Chemnitz immer noch existiert, steht in den Sternen. Bis dahin muss er in jedem Winter gegen den Frost ankämpfen und sich so gegen manchem Schadstoff in der Luft abhärten. Und hoffentlich ergeht es ihm eines Tages nicht so wie dem 110 Jahre älteren Mammutbaum auf dem Gelände der Freiburger Universität: Der 26 Meter hohe Baum musste 1999 einem neuen Institutsgebäude weichen. Aber am Standort des Mammutbaums an der Chemnitzer Universität ist diese Gefahr sehr gering. Mittlerweile ist der Uni-Mammutbaum etwa sieben Meter hoch, laut Information auf dem Schild neben dem Baum könnte er 135 Meter hoch werden. Aber das werden wohl noch viele Studierenden-Generationen nicht erleben.

Stichwort: Mammutbäume

Die Geburtsstunde der Mammutbäume liegt etwa 70 Millionen Jahre zurück. Die Giganten unter den Nadelbäumen besiedelten zahlreiche Plätze auf der Erde. Heutzutage ist ihr natürlicher Lebensraum jedoch begrenzt auf die westliche Sierra Nevada (USA), einen Streifen an der Küste Mittel- und Nordkaliforniens sowie ein kleines Gebiet in Zentral-China. Botaniker nannten die riesigen Bäume "Seqouien" und erinnern damit an den Irokesenhäuptling "Se-Quo-Yah" (1770-1843), der das erste indianische Alphabet - bestehend aus 86 Zeichen - entwickelte.

Die Mammutbäume beeindrucken durch ihr Alter und ihre Massigkeit. Beispielsweise haben die in Sequoia-/Kings-Canyon-Nationalpark (Kalifornien) vorkommenden Riesenmammutbäume gigantische Ausmaße. Der größte hier lebende Baum ist der 84 Meter hohe General Sherman Tree, der in Brusthöhe einen Stammdurchmesser von mehr als acht Metern hat. Diese Riesen sind jedoch noch lange nicht am Ende ihres Wachstums angelangt. Der General Sherman Tree wird auf mehr als 2.300 Jahre geschätzt. Noch immer wird sein Stamm pro Jahr einen Millimeter dicker. Der älteste momentan lebende Baum dürfte der "Grizzly Giant" im Mariposa Grove (USA) mit etwa 2.700 Jahren sein.

Jüngere Exemplare der Mammutbäume sind mittlerweile weltweit verbreitet. Die ersten Samen und Setzlinge wurden in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts eingeführt - die Bäume stecken also noch in den „Kinderschuhen“. Sie haben sich aber bereits zu stattlichen Baumriesen von bis zu 57 Metern Höhe entwickelt. Sehenswerte Exemplare gibt es u. a. in Oberursel/Taunus, im Schloßhotel-Park in Kronberg/Taunus, in der Fasanerie Wiesbaden, im Schloßpark Fürstenlager in Benzheim und im Exotenwald in Weinheim an der Bergstraße. Aber auch im Chemnitzer Botanischen Garten wachsen fünf Exemplare: eine Küstensequoia (Sequoia sempervirens), ein Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) aus Kalifornien und drei chinesische Mammutbäume (Metasequoia glybtostroboides).

Mario Steinebach
24.04.2020

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