„Wissenschaftliches Deutsch“ – in neuer Auflage und mit brandneuem Kapitel
Prof. Dr. Winfried Thielmann und Dr. Melanie Moll führen Studierenden in ihrem neuaufgelegten Buch anschaulich vor, wie Wissenschaftssprache funktioniert und wie man sie anwendet
„Wir meinen, dass Wissenschaftssprache in vielen anderen Einführungen – und auch in universitären Einführungsveranstaltungen – gerne als eine Stilfrage behandelt wird mit dem Ergebnis, dass weder die Studierenden noch die Lehrenden richtig glücklich werden: Die Studierenden nicht, weil sie den Eindruck haben, dass von ihnen etwas erwartet wird, was sie nicht leisten können. Die Lehrenden nicht, weil sie den Eindruck haben, dass die Studierenden nicht verstehen wollen, worauf es an der Universität ankommt“, so Winfried Thielmann, Inhaber der Professur Deutsch als Fremd- und Zweitsprache der Technischen Universität Chemnitz. Die Idee des nun in einer zweiten Auiflage erschienen Einführungswerks „Wissenschaftliches Deutsch“, das sich durchaus nicht nur an Erstsemester wendet, ist es daher, Wissenschaftssprache als Werkzeug für wissenschaftliches Denken und Handeln anschaulich vorzuführen und immer klar zu machen, warum sie so ist, wie sie ist.
„Als wir den Band konzipiert haben, war uns bewusst, dass wir ganz klare Antworten auf Fragen geben müssen, die Studierende zwar haben, aber die sie sich nicht zu stellen trauen“, sagt Dr. Melanie Moll, Direktorin des Vereins Deutschkurse bei der Universität München. „Deshalb haben unsere Kapitel auch Überschriften wie 'Warum reden alle von Wissenschaft und sagen nicht, was das ist?' oder 'Was soll dieser ganze Zitierkram?'. Besonders wichtig war mir, dass der Band mit einem Kapitel losgeht, das sich mit der Universität als Institution beschäftigt, also damit, was hier anders ist als in der Schule, wer da eigentlich vor einem steht und was diese Leute von einem erwarten“, so Moll.
Der Band gliedert sich dementsprechend in einführende Kapitel, die zeigen, worauf es beim wissenschaftlichen Lesen und beim Verstehen von Vorlesungen ankommt, und einen sprachpraktischen Teil, der konkrete Hilfestellungen für das Abfassen wissenschaftlicher Arbeiten gibt. „Hier formulieren wir keine Regeln, sondern zeigen, warum bestimmte Formulierungen oder Formalia notwendig sind“, so Moll. „Denn wir sind“, so ergänzt Thielmann, „davon überzeugt, dass es für verständliche Wissenschaftssprache nur ein Rezept gibt: Erstens: verstehen, wie Wissenschaft ‚tickt‘ und von daher verstehen, worauf es Wissenschaftlern ankommt, wenn sie sich schriftlich oder mündlich über ihre Gegenstände äußern; zweitens: sich genau aus diesem Verständnis heraus selbst wissenschaftlich zu artikulieren.“
„Die zweite Auflage haben wir übrigens um ein ganzes Kapitel erweitert“, verrät Moll. „Es trägt den Titel: Es ist doch völlig klar, wovon ich rede! Es behandelt Wörter wie er, sie und es, mit denen wir Redegegenstände fortführen; Wörter wie dieser, diese und dieses, mit denen wir neue Redegegenstände in den Fokus nehmen; und Wörter wie dabei und somit, mit denen wir Gedanken verknüpfen. Man muss wissen, wie diese Wörter funktionieren, damit man wissenschaftliche Texte versteht. Und man muss in ihrer Anwendung sicher sein, damit man verständliche Texte schreibt.“
„Wir haben versucht, in diesem Band die Ergebnisse aus über zwanzig Jahren Lehr- und Forschungstätigkeit im Bereich Wissenschaftssprache für Studierende in einer Weise aufzubereiten, die leicht zugänglich ist und zum eigenen Mit- und Nachvollzug anregt“, so Thielmann, „und: es darf auch mal gelacht werden“.
Bibliographische Angaben: Moll, Melanie/Thielmann, Winfried (2022) Wissenschaftliches Deutsch. Wie es geht und worauf es dabei ankommt. München: UVK Verlag (= UTB-Band Nr. 4650) ISBN 978-3-8252-5876-4
Mario Steinebach
07.04.2022