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Knowhow aus der TU Chemnitz steckt in BigBlueButton

Daniel Schreiber von der Facharbeitsgruppe Systemsoftware des Universitätsrechenzentrums der TU Chemnitz spricht über die Entwicklung der Videokonferenzlösung BigBlueButton und deren Einsatz an der TU Chemnitz

An der Technischen Universität Chemnitz ist seit drei Jahren die kostenfreie Videokonferenzlösung BigBlueButton (BBB) im Einsatz. Gerade in der Phase der COVID-19-Pandmie, in der auch an der Technischen Universität Chemnitz die Lehre umfangreich digitalisiert wurde, gewann BigBlueButton innerhalb kürzester Zeit an Bedeutung. In dieser Woche wurde auf die neueste Version 2.6 aktualisiert, die weitere Verbesserungen bereithält. Daniel Schreiber von der Facharbeitsgruppe Systemsoftware des Universitätsrechenzentrums (URZ) der TU Chemnitz hat sich seit Jahren tief in die Materie eingearbeitet. Mit ihm sprach Mario Steinebach, Leiter der Pressestelle und Crossmedia-Redaktion.

Wer an der TU Chemnitz eine Frage zu BigBlueButton hat, wird gern auf dich verwiesen. „Frag doch mal den Daniel“, heißt es dann nicht selten. Was verbindet dich beruflich mit dieser Videokonferenzlösung?

Tatsächlich bin ich ein großer Fan dieser OpenSource-Lösung. Die Arbeit an unserem BigBlueButton war jedoch Teamarbeit im Universitätsrechenzentrum, alleine hätte ich die großflächige Einführung der Videokonferenzlösung an der Uni niemals hinbekommen. Auch heute haben wir da im URZ noch Arbeitsteilung. Lediglich den Kontakt von uns zur BigBlueButton-Community in Deutschland und zu den Entwicklern in anderen Ländern halte im Wesentlichen ich.

So richtig bekannt wurde BigBlueButton bei uns im Haus im März 2020 …

Ja, mit der zunehmenden Ausbreitung des Coronavirus und dem damit verbundenen Lockdown wurde schnell klar, dass die Lehre an der TU Chemnitz und so manche Sitzungen in virtuelle Räume verlagert werden mussten – und das möglichst schnell. Damals hat das Universitätsrechenzentrum innerhalb kürzester Zeit an der Installation eines Server-Clusters für das Videokonferenzsystem BigBlueButton gearbeitet, um weiterhin einen direkten Kontakt zwischen Lehrenden und Studierenden – ähnlich wie in Präsenzveranstaltungen – zu ermöglichen. Ich erinnere mich noch gut, dass wir innerhalb einer Woche BigBlueButton evaluiert haben und auf einem Server zum Laufen brachten. Pünktlich zum Start des Sommersemesters 2020 war die erste Ausbaustufe auf mehreren Servern nutzbar. Sie wurde danach sukzessive weiter ausgebaut, um ausreichend Kapazität vorzuhalten. Lehrveranstaltungen, mündliche Prüfungen und Teambesprechungen waren so schnell wieder möglich. Die für die Nutzung stark nachgefragten Schulungen bot das URZ in Zusammenarbeit mit dem E-Learning-Team der Universität parallel an. BigBlueButton war zugleich das erste produktive System unserer neuen Linux-Plattform. Und dadurch, dass alle Teile bei uns im Rechenzentrum laufen, ist es viel einfacher, einen DSGVO-konformen Betrieb sicherzustellen.

Mit der zunehmenden Digitalisierung der Lehre wurde bundesweit und auch international der Bedarf an einer leistungsstarken Videokommunikation immer größer. Gab es dazu auch einen Austausch mit Expertinnen und Experten an anderen Hochschulen?

Im Herbst 2020 begann die Vernetzung der BBB-Admins in der deutschen Community, da waren bereits viele Unis und Schulen dabei. Über diese Community bekam ich Kontakt zu Entwicklern von BigBlueButton in Kanada und Brasilien. Mit ihnen besprach ich beispielsweise Probleme, welche bei der gleichzeitigen Konferenzteilnahme von mehr als 200 Personen pro Server auftraten. Ein von mir angepasster Patch, um dieses Problem zu lösen, wurde mit der BBB-Version 2.3 in ähnlicher Form übernommen, wodurch eine erheblich bessere Leistung – also zum Beispiel eine große Vorlesung mit über 500 Personen – möglich wurde. Das freut mich noch heute sehr, da die Entwickler von BigBlueButton in diesen stürmischen Zeiten ja aus aller Welt Anfragen und Hinweise erhielten.

Im März 2021 nutzten auch die Chemnitzer Linux-Tage BigBlueButton, ging damals alles reibungslos über die Bühne?

Wir hatten für diese virtuelle Konferenz an der TU Chemnitz eine von uns entwickelte Streaming-Lösung im Einsatz, damit mehr Personen teilnehmen konnten, als BigBlueButton 2.2 verkraftet hatte. Diese eigene Lösung funktionierte jedoch zunächst nicht, BigBlueButton mit dem Patch aber schon. Zu unserer Überraschung konnten sich ohne Probleme etwa 500 Personen in einem Raum aufhalten. Das war ein neuer Rekord. Die im Mai 2021 folgende Version 2.3 war ein großer Meilenstein, mit dem die meisten Leistungsprobleme gelöst wurden. Ich habe dafür übrigens regelmäßige Tests mit der deutschen Community organisiert, um Fehler vor dem Release zu finden – von uns gefundene Fehler wurden an die Entwickler gemeldet und von ihnen behoben. Stolz macht mich schon, dass mich die Entwickler inzwischen zu ihren wöchentlichen Meetings eingeladen haben.

Was ist denn nun das Besondere an der neuen Version 2.6, die das URZ in dieser Woche ausgerollt hat?

Die Version hat ein von vielen Leuten heiß ersehntes Feature – das neue Whiteboard, in dem man die Präsentationsfolien nachträglich mit Anmerkungen versehen kann – übrigens auch mehrere Personen gleichzeitig. Man kann bestehende Anmerkungen noch einmal korrigieren und sich das Arbeitsergebnis abspeichern – ein lang ersehnter Wunsch vieler Lehrender geht damit in Erfüllung. Überhaupt liegt der Fokus von BigBlueButton auf der optimalen Unterstützung der Lehre. Es hat in diesem Bereich viele einzigartige Funktionen, die es den Lehrenden ermöglichen, mehr Interaktion mit den Studierenden zu erreichen und es ihnen erleichtern, sich auf ihre Lehrtätigkeit zu konzentrieren. Ein Beispiel dafür ist die Funktion, dass man direkt aus Folien mit einem Klick Umfragen erstellen kann. Die neue Version erweitert das noch einmal und ermöglicht es, vorbereitete Umfragen zu verwenden. Im Rechenzentrum nutzen wir BigBlueButton auch für Arbeitsmeetings, wenn Kolleginnen und Kollegen im Homeoffice sind. Auch für dieses Szenario gibt es Verbesserungen, zum Beispiel dass die geteilten Notizen in den Präsentationsbereich geholt werden können und dass die Audioverbindungen bei VPN-Nutzung schneller aufgebaut werden.

Kann jeder, der mit einer Funktion nicht zurechtkommt oder eine Frage zu BigBlueButton hat, dich kontaktieren?

Natürlich, sehr gern. Aber zuerst hilft oft ein Blick auf eine spezielle Website des Universitätsrechenzentrums. Auf https://www.tu-chemnitz.de/urz/vidcon/bbb/ haben wir viele Erläuterungen sowie Antworten auf häufig gestellte Fragen zusammengefasst.

Vielen Dank für das Gespräch, weiterhin einen sicheren Betrieb von BigBlueButton an der TU Chemnitz sowie noch viele gute Ideen für Verbesserungen dieser Videokonferenzlösung. 

Kontakt: Daniel Schreiber, Facharbeitsgruppe Systemsoftware des Universitätsrechenzentrums der TU Chemnitz, Telefon 0371 531 35444, E-Mail daniel.schreiber@hrz.tu-chemnitz.de.

Mario Steinebach
21.06.2023

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