Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung in der Hochschulbildung mit interner und externer Expertise diskutiert
Im Rahmen des 3. Tages der digitalen Hochschulbildung an der TU Chemnitz beleuchteten Lehrende, Studierende sowie Fachleute für Hochschul- und Mediendidaktik aus der TUC und darüber hinaus den Entwicklungsstand der digitalen Hochschulbildung und skizzierten neue Wege vor dem Hintergrund aufkommender KI-Tools
„Die Digitalisierung betrifft die gesamte Lebenswelt – und damit auch die Hochschulbildung“, stellte Prof. Dr. Christian Kohls vom Cologne Institute for Digital Ecosystems (CIDE) der Technischen Hochschule Köln am 2. November 2023 im Rahmen des Auftaktes zum dritten „Tag der digitalen Hochschulbildung“ (TUCdigital) fest. Der Auftakt sowie verschiedene Programmpunkte fanden im „IdeenReich“ der Universitätsbibliothek (UB) an der Technischen Universität Chemnitz (TUC) statt. Zuvor hatte Prof. Dr. Maximilian Eibl, Prorektor für Lehre und Internationales der TUC, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu „TUCdigital“ willkommen geheißen.
In seiner Keynote betonte Kohls, dass sowohl Lehrende als auch Expertinnen und Experten für Hochschuldidaktik gefordert seien, die Digitalisierung der Hochschulbildung als große Chance für Innovationen zu verstehen. In diesem Zusammenhang berichtete Kohls u. a. von seinen „Bildungssafaris“ an verschiedene Hochschulen und Universitäten im In- und Ausland, um innovative Lehr- und Lernkonzepte kennenzulernen und in Aktion zu erleben. Darüber hinaus präsentierte er auch ein selbstentwickeltes Konzept, dass er an der TH Köln umsetzt.
In diesem Zusammenhang stellte er fest, dass flexible Lehr-, Lern- und Arbeitsplätze mehr als ein Trend seien. Vielmehr würden diese für Studierende individuelle Freiheiten bei der Gestaltung ihres eigenen Lernprozesses bieten. Gleichfalls sind Lehrende in der Lage, flexible Lernräume für alternative Lehrformate zu nutzen, die die klassische Frontallehre ergänzen. Als positives Beispiel nannte Kohls auch die Lern- und Arbeitsräume der UB der TUC. Dem Eltern-Kind-Bereich bescheinigte er Vorbildcharakter. Eibl wies vor diesem Hintergrund auch auf die „Common Rooms“ in vielen Gebäuden der TUC hin, die den Gedanken der Flexibilisierung von Lehren und Lernen adressieren.
Eine weitere innovative Entwicklungslinie machte Kohls in der Implementierung digitaler Technologien in Lehr- und Lernsettings fest – insbesondere bei der Verknüpfung digitaler und analoger Arbeitstechniken. Als Beispiel nannte er die Kombination analoger und digitaler Whiteboards. Während analoge Boards Sachverhalte im wahrsten Sinne festhalten, bieten ihre digitalen Pendants die Möglichkeit zum zeit- und ortsunabhängigen Austausch sowie zur einfachen Überarbeitung.
Studierende im Gespräch mit der Hochschulleitung und den Lehrenden
Eines der Highlights des Tages war zweifellos der „Lunchtime Talk“ im Dialog Café in der UB Chemnitz. Während des gemeinsamen Mittagessens tauschten die Teilnehmenden in entspannter Atmosphäre ihre Gedanken und Ideen rund um Digitalisierung und Lehre aus. In Gruppen sprachen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch über ihre eigenen Sorgen im Zusammenhang mit digitalen Themen. Die Ergebnisse dieser Gespräche wurden vom TUCdigital-Team gesammelt und werden nun in zukünftige Planungen zur Weiterentwicklung der Hochschullehre einbezogen.
Die Anwesenheit und Beteiligung des Prorektors für Lehre und Internationales der TUC, Prof. Maximilian Eibl, sowie von Vertretern des Student_innenrates der TU Chemnitz ermöglichte es, die gesamte Bandbreite der Perspektiven zur digitalen Hochschulbildung an der Universität zu erfassen und in den Austausch einzubeziehen.
Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Lehre
Ein weiterer Höhepunkt des Tages war die Podiumsdiskussion zum „KI-Einsatz in der Lehre“. Auf dem Podium diskutierten miteinander und mit dem Publikum Prof. Dr. Christina Sanchez-Stockhammer, Inhaberin der Professur Englische und Digitale Sprachwissenschaft der TUC, Dr. Dana Uhlig, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Finanzmathematik (Leitung: Prof. Dr. Alois Pichler) der TUC, Dr. Christian Viehweger, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Mess- und Sensortechnik (Leitung: Prof. Dr. Olfa Kanoun) der TUC, und Jun.-Prof. Dr. Danny Kowerko, Inhaber der Juniorprofessur Media Computing. Prof. Dr. Florian Röhrbein, Inhaber der Professur Neurorobtik an der TUC, moderierte das Podium.
In einführenden Statements machten die Podiumsgäste ihre Position und Erfahrung zum Einsatz von KI in der Lehre deutlich. So wies Sanchez-Stockhammer u. a. darauf hin, dass KI eine große Hilfe bei der Analyse von Wörtern und Satzstrukturen sei. Darüber hinaus wies sie auf die gemeinsam mit dem Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften entwickelte VR-Abenteuer-Quiz-App „Bridge of Knowledge VR“ als innovatives Format digitaler Hochschulbildung hin, die zum Ausprobieren vor Ort bereitstand.
Dana Uhlig berichtete, dass an der Fakultät für Mathematik der TUC zwar das Aufkommen und die Folgen von u. a. Chat-GPT intensiv diskutiert werden, ein Einsatz von KI in der Lehre aber aktuell kein Thema sei. Trotzdem plädierte sie für die Ausbildung von Methodenkompetenz zum kritischen Umgang mit diesen Tools.
Danny Kowerko betonte die großen Chancen von KI zum Beispiel bei der Unterstützung des Programmierens, aber auch das große Forschungspotential. Zudem wies er darauf hin, dass es an der Fakultät für Informatik bereits Einführungen in die KI gebe, ebenso wie Forschungsansätze u. a. im Bereich Audio- und Video-Verarbeitung. Außerdem machte er sich für den Erwerb bzw. die Vermittlung von Prompting-Fähigkeiten im Studium stark, um KI-Tools durch klar formulierte Eingabeaufforderungen effektiv anwenden zu können.
Auch Christian Viehweger betonte die Bedeutung von KI für die Forschung und machte das u. a. an der Analyse von komplexen Mess- und Sensordaten fest. Zudem seien KI-Übersetzungen aufgrund der hohen Zahl internationaler Studierender und Forschender ein wichtiges Thema an der Professur für Mess- und Sensortechnik.
Eine intensive Diskussion mit Publikumsbeteiligung entspann sich zu der Frage, in welchem Umfang, in welchen Situationen und zu welchen Themen KI von Studierenden im Rahmen von Lehrveranstaltungen oder auch bei Prüfungen eingesetzt werden sollten. Konsens bestand in der Feststellung, dass man keine Angst vor dem Neuen haben dürfe. Im Gegenteil: Es gehe darum, KI-Tools wie Chat-GPT zu verstehen und bewusst, kritisch und mit Gewinn einzusetzen.
Sogenannte Sphären – also Bereiche zu verschiedenen Themen zur „Digitalisierung der Hochschulbildung“ – boten über den Tag verteilt Gelegenheit, um sich weiterzubilden, mit Expertinnen und Experten aus der TUC und der Hochschuldidaktik Sachsen ins Gespräch und auf neue Ideen für die Lehre zu kommen.
„In den vielen Gesprächen wurde deutlich, dass es bereits jetzt beeindruckende digitale Umsetzungen und Lehrinnovationen gibt, von denen die gesamte Hochschulöffentlichkeit erfahren sollte. Eine Möglichkeit sich über innovative Lehrpraxis zur erkunden ist das Format ‚TUCteach‘. Gleichzeitig unterstützt die Hochschul- und Mediendidaktik durch Angebote der individuellen Beratung, Gruppenberatungen, Begleitung der Studiengangentwicklung sowie durch Weiterbildungsangebote das Ziel, die Lehre noch nachhaltiger zu gestalten, Studierende stärker einzubeziehen und das Lernen zu flexibilisieren – sei es in einzelnen Lehrveranstaltungen oder im Rahmen kompletter Studiengänge", so Margreet Kneita. Darüber hinaus sei Lehre immer eine Gemeinschaftsaufgabe von Studierenden, Lehrenden und den Akteurinnen und Akteuren in den lehrunterstützenden Bereichen, so Kneita, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Verbundprojekt „Digitale Hochschulbildung Sachsen“ des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus an der TUC und Teil des Organisationsteam von „TUCdigital“, abschließend.
Weitere Informationen zur Digitalisierung der Lehre an der TU Chemnitz: https://www.tu-chemnitz.de/rektorat/pli/digitalisierung/
(Autor/Autorinnen: Matthias Fejes, Ulrike Rada, Margreet Kneita)
Mario Steinebach
13.11.2023
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