TU Chemnitz räumt Eisenbahn-Testring gute Chancen ein
Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr veröffentlicht Forschungsergebnisse des von der Professur Unternehmensrechnung und Controlling der TU Chemnitz bearbeiteten Projekts „Analyse der Bedingungen und Wege für die Realisierung eines Testzentrums für Eisenbahntechnik in Sachsen (TETIS) mit dem Fokus auf potentielle Trägermodelle“
Die Bahnindustrie zählt zu den zentralen Akteuren auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilität. Mit rund 15.400 Beschäftigten in 250 Unternehmen und einem Jahresumsatz von ca. 2,7 Milliarden Euro gehört der Freistaat Sachsen zu den Zentren der Bahnbranche in Deutschland. Dennoch gibt es sachsen- und europaweit kaum Ressourcen für Test- und Inbetriebnahmefahrten für Schienenfahrzeuge und deren Komponenten. Die Projektidee TETIS (Testzentrum für Eisenbahntechnik in Sachsen) in der Lausitz könnte diesen Engpass mit starken Synergieeffekten für eine „Verkehrswende“ und für eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Schienenfahrzeugindustrie lösen.
Eine Potenzialstudie aus dem Jahr 2020 sowie zahlreiche Gespräche mit Interessenten prognostizieren nach wie vor eine langfristig hohe Nachfrage. TETIS soll auf einem Gleisring Test- und vor allem Inbetriebnahmefahrten von Schienenfahrzeugen des gesamten Bahnspektrums ermöglichen. Ergänzend dazu ist die Erprobung bahntechnischer Infrastrukturen denkbar, z. B. für die Betankung von Wasserstoffzügen. TETIS soll insbesondere der Industrie einschließlich Zulieferern und Dienstleistern, aber auch der Wissenschaft für die Durchführung anwendungsnaher Forschungs- und Entwicklungsprojekte und deren Verwertung zur Verfügung stehen. Mit TETIS hätte Sachsen als eines der Kompetenz- und Wertschöpfungszentren der Bahntechnik in Deutschland und Europa noch bessere Voraussetzungen, um die Zukunft der schienengebundenen Mobilität mitzugestalten.
Auf Basis der Handlungsempfehlungen eines Forschungsprojekts der Technischen Universität Chemnitz (TUC) wird das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) nun erneut ein Ausschreibungsverfahren für eine Studie zur vertieften Standortprüfung starten. Ein solches Verfahren musste im vergangenen Jahr mangels geeigneter Angebote aufgehoben werden.
In Zusammenarbeit mit der IFB Institut für Bahntechnik GmbH hat die TUC Vor- und Nachteile unterschiedlicher Betreibermodelle in unterschiedlichen Projektphasen von der Planung bis zum Betrieb herausgearbeitet sowie Handlungsempfehlungen für das weitere Vorgehen gegeben. Die Hauptergebnisse des Forschungsprojekts „Analyse der Bedingungen und Wege für die Realisierung eines Testzentrums für Eisenbahntechnik in Sachsen (TETIS) mit dem Fokus auf potentielle Trägermodelle“ sind:
- Realisierungschancen sind aus technischer und auch wirtschaftlicher Sicht gegeben.
- Es gibt diverse technische, rechtliche, politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderungen. Diese sind zum Teil stark von örtlichen Gegebenheiten abhängig, die u. a. die bestehenden Gestaltungsspielräume und den Errichtungsaufwand betreffen.
- Verschiedene Realisierungswege bezüglich Serviceangebot, Systemauslegung, Standort und Trägermodell bedürfen einer weiteren Detailanalyse.
- Eine Promotion und Moderation mit eindeutigem Bekenntnis des Freistaates sowie lokaler und regionaler Akteure speziell in der Initiierungsphase ist erforderlich.
Martin Dulig, Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr: „TETIS ist eine großartige Projektidee. Sie hat das Potenzial, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Bahnindustrie signifikant zu steigern, ,gute Arbeit‘ in der Lausitz zu sichern und einen wichtigen Beitrag für ressourcen- und klimaschonende Mobilität zu leisten. Aus diesem Grund unterstütze ich die weitere Suche nach Realisierungsmöglichkeiten für TETIS. Es freut mich, dass die Projektidee auch auf Seiten der Wissenschaft auf Interesse gestoßen ist, weshalb das SMWA das Projekt der TU Chemnitz gern gefördert hat. Für die Initiative und für den erfolgreichen Projektabschluss bin ich Herrn Prof. Götze und seinem Team sehr dankbar.“
Prof. Dr. Uwe Götze von der Professur Unternehmensrechnung und Controlling der TUC: „Wir danken dem SMWA, dass es uns ermöglicht hat, die Potenziale, Herausforderungen und möglichen Realisierungswege des ebenso äußerst spannenden wie hochkomplexen TETIS-Vorhabens zu untersuchen. Es gilt nun, die Interessen der verschiedenen Stakeholder auszubalancieren, um die bestehenden Hürden überwinden und einen für alle Seiten vorteilhaften Realisierungspfad verfolgen zu können.“
Den TETIS-Ergebnisbericht kann man hier herunterladen.
(Quelle: Pressemitteilung des SMWA)
Mario Steinebach
20.02.2024