„Der Erfolg kommt oft automatisch, wenn man seine Arbeit liebt“
TUC-Absolvent Torsten Latussek, Gründer und Geschäftsführer des besten deutschen Gutscheinportals, feiert mit seiner Chemnitzer Firma COUPONS.DE das 20-jährige Jubiläum
Herr Latussek, können Sie kurz etwas zu Ihrer Person sagen?
Ich wurde 1977 in Karl-Marx-Stadt geboren, bin hier zur Schule gegangen und habe später auch an der TU Chemnitz Betriebswirtschaftslehre mit Vertiefung Marketing und Innovationsforschung studiert. Ich habe mich schon recht früh für Computer bzw. das Internet und Marketing interessiert. Durch meine Selbstständigkeit bereits während meines Studiums konnte ich diverse Praxiserfahrungen sammeln und später daraus das Chemnitzer Unternehmen COUPONS.DE entstehen lassen.
Den Studiengang hätten Sie auch an anderen Orten in Deutschland studieren können. Was hat Sie an Chemnitz fasziniert? Warum fiel Ihre Wahl auf diesen Studienstandort?
Da Chemnitz meine Heimatstadt ist, das Studienangebot interessant klang und gleichzeitig auch der Ruf der TU Chemnitz sehr gut war, bin ich gern meiner Heimatstadt treu geblieben. Günstige Mieten, viele Freunde und eine überschaubare, aber nicht zu kleine Stadt waren aus meiner Sicht ideal für ein Studium.
Was ist Ihre prägendste Erinnerung, wenn Sie an Ihre Studienzeit in Chemnitz zurückdenken?
Das Studieren war geprägt von einem recht nahen Verhältnis zu Professorinnen und Professoren und zum wissenschaftlichen Personal. Die Stimmung war gut und auch das Leben im Wohnheim war sehr abwechslungsreich dank vieler Studentenclubs und häufigen Veranstaltungen. So habe ich auch meine künftige Partnerin Ellen kennengelernt.
Inwieweit gab es während Ihres Studiums Meilensteine, die Einfluss auf Ihren weiteren Werdegang hatten?
Der kostenfreie und schnelle Internetzugang im Wohnheim an der Vettersstraße war zu der Zeit sensationell und hat mir eine große Spielwiese zur Verwirklichung ermöglicht. So konnte ich mich schon frühzeitig mit Websites ausprobieren und das Affiliate-Marketing entdecken. Ich hatte so einen Vorsprung vor vielen, die sich daheim noch über das Modem einwählen mussten und dabei die Telefonleitung der Eltern blockierten. Meilensteine waren zudem mein Praktikum in Hamburg bei der damaligen Suchmaschine „Infoseek“ sowie meine Diplomandentätigkeit bei „ad pepper media“ in Nürnberg. Die Weichen für meine Internet-Zukunft waren damit endgültig gestellt.
Direkt nach Ihrem Studium haben Sie die Firma COUPONS.DE gegründet. Und inzwischen schauen Sie auf eine 20-jährige Erfolgsgeschichte zurück. Können Sie diese Geschichte kurz beschreiben?
Begonnen hat alles mit dem Interesse an Affiliate-Marketing und einigen Reisen in die USA. Ich hatte schon immer mit dem Gedanken gespielt, eine Website zu erstellen, die per Affiliate-Marketing Umsätze durch Empfehlungen von Shops oder Produkten erzielt. In den USA habe ich immer wieder den Hype um Coupons gespürt, also kleine Rabattzettelchen, mit denen man im Supermarkt oder der Drogerie teils 50 Prozent Rabatt bekam. Mit dieser Idee im Kopf habe ich dann 2004 noch aus dem Wohnheimzimmer heraus eine Website gestartet, die coupons4u.de hieß und Gratisproben oder Rabattgutscheine gesammelt hat, die dann über einen Trackinglink zu dem jeweiligen Anbieter verwiesen haben. Bei erfolgreicher Bestellung habe ich so jeweils eine Verkaufsprovision erhalten. Das ist quasi die Kurzerklärung für Affiliate-Marketing.
Gab es in dieser Zeit auch Misserfolge oder den Wunsch, vielleicht doch einen anderen Weg zu gehen?
Da es 2004 noch als Hobby und Versuch begann, habe ich parallel auch eine Anstellung im Marketing beim Chemnitzer Shoppingportal „yopi.de“ gehabt und alles erst einmal nebenbei betrieben. 2006 wurde meine Coupon-Seite dann aber so erfolgreich und aufwändig, dass ich nur noch dieses Portal betrieben habe, nach und nach Mitarbeitende angestellt habe und Jahr für Jahr gewachsen bin. Jetzt sind wir inzwischen 34 Angestellte und 4 Kollegen in Hamburg, die „vchfy.com“ betreiben – ein weiteres Projekt, was wir letztes Jahr übernehmen konnten und eine gute Ergänzung zu unseren Produkten darstellt.
Sie betreiben auch das Portal gruene-gutscheine.de. Welche Idee steckt dahinter?
Schon seit Beginn der Gründung war es mir wichtig, auch einen Beitrag für die Umwelt zu leisten. Werbeartikel wie Stifte oder Taschen mussten nachhaltig produziert sein, im Büro gab es seit Beginn nur Bio-Milch, Fair Trade Kaffee und unser Strom kommt von einem grünen Anbieter usw. Aber das hat irgendwie nicht gereicht. So kamen wir eines Tages beim Mittagessen auf die Idee, dass man ein weiteres Portal eröffnen könnte, wo ein Teil der Umsätze einen positiven Einfluss haben – am besten zu einem Thema, das alle betrifft und jeder gern unterstützt. Wir wollten erst je Einkauf über unsere Seite Bäume pflanzen, haben uns aber letztlich für Regenwaldschutz mit Oro Verde entschieden, da dies den größten Impact hat. Und wer bitte will nicht den Regenwald als grüne Lunge der Erde schützen? Auf diese Weise werden inzwischen von jedem Einkauf über das Portal 30 Prozent unserer Provision an Oro Verde ausgeschüttet.
Was war Ihr bisher größter persönlicher Erfolg?
Aus nachhaltiger Sicht der Erfolg von „Grüne Gutscheine“ – wir konnten damit schon über 70.000 Euro für den Regenwaldschutz einsetzen. Das ist ein echt gutes Gefühl, insbesondere für unser Team, das nicht zuletzt auch nach Sinnstiftung in der Alltagstätigkeit strebt. Ansonsten bin ich sehr stolz, dass ich es geschafft habe, über nunmehr 20 Jahre aus eigenen Mitteln eine Firma in der Größe mit über 30 Mitarbeitenden aufgebaut zu haben, mich aber dabei auch so weiterentwickelt habe, dass ich mit Selbstvertrauen und Freude das Team führen kann und auch die Weiterentwicklung und Zukunftsfähigkeit der Firma im Auge habe. Zudem wurden wir schon mehrfach als bestes deutsches Gutscheinportal ausgezeichnet, was mir zeigt, dass sich die angestrebte Qualität auszahlt.
Haben Sie Kinder? Wenn ja, wie gelingt es Ihnen, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen?
Ja, ich habe zwei Kinder und versuche auch für meine Familie genügend da zu sein. Zum Glück ist der Wohnort und das Büro nicht weit voneinander entfernt und ich bin schnell daheim. Dies gelingt auch dann recht gut, selbst wenn viele regelmäßige Dienstreisen anstehen – schließlich ist Chemnitz nicht der Nabel der Welt und auch Online Marketing ist ein „people business“, wo es um Beziehungsaufbau und Vertrauen geht. Das funktioniert am besten natürlich durch persönliche Treffen, Networking und letztlich auch viele Freundschaften, die daraus entstanden sind.
Wofür begeistern Sie sich privat am meisten? Was war Ihr letztes großes Projekt?
Ich liebe es zu reisen und bin kulinarisch sehr interessiert. Wenn man es als Projekt bezeichnen kann, finde ich es toll, dass das Restaurant St. Andreas im Hotel Blauer Engel in Aue endlich einen Stern erhalten hat. Der erste in unserer Region. Ansonsten kann ich auch durch meine Dienstreisen spannende Orte und Menschen aus aller Welt kennenlernen, zuletzt auf einer Konferenz in Miami. Privates und Dienstliches verschwimmen da schon immer mal und das begeistert mich.
Würden Sie heute einen anderen Weg einschlagen, wenn Sie nochmal die Wahl hätten?
Eigentlich nicht, ich bin sehr glücklich, wie alles verlaufen ist. Heute hat man natürlich andere Rahmenbedingungen und Möglichkeiten – genauso würde ich es daher sicher nicht noch einmal machen, aber ich bereue keinen Schritt und bin froh, bisher so viele Erfahrungen gesammelt zu haben. Auch Chemnitz war mir bisher wohlgesonnen und ich würde es eher als Standortvorteil verbuchen, dass meine Firma hier gegründet wurde. Mit günstigen Mietpreisen, spannenden Absolventinnen und Absolventen sowie einem Umfeld, was noch nicht fertig ist, wie bei anderen Großstädten. Mir fehlt nur hin und wieder eine bessere Fernverkehrsanbindung. Das würde vieles erleichtern und beschleunigen.
Welche Tipps haben Sie für frische Absolventinnen und Absolventen für den Berufseinstieg?
Unbedingt schauen, was die eigenen Hobbys und Interessen sind und dazu einen passenden Job finden, vielleicht auch erstmal nur als Trainee, um hineinzuschnuppern und verschiedene Abteilungen und Themen kennenzulernen. Man sollte sich spätestens nach Abschluss des Studiums klar darüber sein, wo die eigenen Stärken und Interessen liegen – meistens fällt einem ja das am Leichtesten, was man gern macht. Dann ist auch der Einstieg in die Berufswelt viel einfacher und man geht täglich motiviert auf Arbeit. Der Erfolg kommt oft automatisch, wenn man seine Arbeit liebt und Leidenschaft einbringt.
(Die Fragen stellte Stephanie Höber, Alumni-Koordinatorin der TU Chemnitz.)
Mario Steinebach
03.06.2024